Job:Wie Büropflanzen den Arbeitsalltag beeinflussen

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Der Anblick von Natur im Büro beruhigt und inspiriert gleichermaßen (Foto: Florian Peljak)

Etwas Grün im Büro beruhigt Arbeitnehmer und macht sie gesünder. Der gleiche Effekt lässt sich aber auch mit einem Trick erzielen.

Von Werner Bartens

Schick sehen sie ja aus, diese modernen Büros: viel Glas, viel Chrom, viel glatte Oberflächen - und dann noch reduktionistische Designer-Lampen. Die kühle Eleganz mag zwar Ordnungsfanatiker beeindrucken, echte Wohlfühlatmosphäre stellt sich in solchen Glitzer-Gehäusen aber nicht so leicht ein. Das ist wörtlich zu verstehen, denn Forscher finden immer mehr Hinweise dafür, dass sich ein kaltes Arbeitsumfeld nachteilig auf die Stimmung, die Gesundheit und damit auch auf die Produktivität auswirkt.

Wer etwas dafür tun will, dass sich Mitarbeiter in ihren Büros wohlfühlen, muss nicht gleich die Konzernzentrale umbauen und Lounge-Landschaften, Lese-Höhlen und Kicker-Ecken einrichten. Es geht einfacher: Grün macht gesund und hebt die Stimmung. Ob Topfpflanzen, Stauden, Spaliere oder ein Blumen-Arrangement - der Anblick von Natur im Büro beruhigt und inspiriert gleichermaßen. Eine internationale Studie mit mehr als 7000 Teilnehmern zeigt das deutlich: Wer in seinem Büro oder dem direkten Arbeitsumfeld von Pflanzen umgeben ist, fühlt sich ausgeglichener und besser; die Zahl der Krankmeldungen nimmt ab. Gleichzeitig steigen Kreativität und Leistung.

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Ein Drittel der Befragten hält es demnach für ein wichtiges Kriterium bei der Wahl des Arbeitsplatzes, wie das Büro eingerichtet ist. Bei 58 Prozent der Teilnehmer befinden sich keine Pflanzen im Büro, 47 Prozent verfügen nicht mal über natürliche Lichtquellen. "Die Menschen mögen es nicht, wenn sie in ihrer Arbeit nur blinkende Dioden und Neonröhren sehen, aber keine Pflanzen und keinen Ausblick haben", sagt Organisationspsychologe Cary Cooper, der an der Untersuchung beteiligt war. "Es gibt ein tiefes, inneres Bedürfnis, mit der Natur verbunden zu sein - und das lässt sich schon mit relativ geringen Mitteln umsetzen."

Wie wohltuend sich bereits ein Hauch von Natur auf Körper und Geist auswirkt, haben etliche Studien in jüngster Vergangenheit gezeigt. Pulsschlag und Blutdruck sinken, Herz-Kreislauf-Leiden treten seltener auf, Entzündungswerte gehen zurück und Schmerz wird nicht mehr so intensiv empfunden, wenn der Blick im Beruf oder im Alltag auf grüne Oasen trifft. Patienten erholen sich schneller, wenn sie aus dem Krankenzimmer einen Park sehen und keinen Parkplatz. Schüler können besser lernen, wenn sie auf Grünflächen statt auf Betonwüsten schauen. In den USA sank sogar die Kriminalität in Stadtvierteln, wenn verkommene Brachflächen neu bepflanzt wurden.

Dennis Nowak, Chef des Instituts für Arbeits- und Umweltmedizin der Universität München, bezeichnet sich als "großen Fan dieser Studien über die Auswirkungen von Begrünungen. Sie zeigen schließlich, wie einfach gesundheitliche Erfolge manchmal zu erzielen sind." Die Medizin liefert etliche Hinweise, wie Pflanzen die Lebensqualität erhöhen. Bis der Gärtner anrückt, kann man sich mit Tricks behelfen, etwa mit botanischen Motiven. In einer Studie mit Patienten, die anfällig für Herpes waren, zeigte sich die Wirkung: Wurden Probanden Fotos von Resten einer Party gezeigt, entwickelte die Mehrzahl Ausschlag. Bei jenen Teilnehmern, die Bilder aus der Natur sahen, blühte hingegen kaum ein Bläschen auf der Lippe.

© SZ vom 29.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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