Frauen in Führungspositionen:Geht doch!

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Es gibt keine Ingenieurinnen? Erst recht keine erfolgreichen? Hier sind sie: Vier Frauen, die im Maschinenbau Karriere gemacht haben - und verraten, wie das geht.

Juliane Lutz

Christina Maul, 30, Qualitäts- und Projektmanagerin bei Vibtec in Zuzenhausen:

Christina Maul, 30, ist Qualitäts- und Projektmanagerin bei Vibtec in Zuzenhausen. (Foto: privat)

"Ich habe an der FH Darmstadt allgemeinen Maschinenbau studiert, um mir alle beruflichen Optionen offenzuhalten. Gegen Ende hatte ich den Bereich Luftfahrt für mich entdeckt. Mit der Fachrichtung wurden mir kaum Chancen vorhergesagt, doch das ließ mich unbeeindruckt. Über ein Praktikum bekam ich doch die erste Stelle bei einer Firma, die Ventile und Pumpen für Flugzeuge und Hubschrauber herstellt. Das zeigte mir, dass man sich keinerlei Beschränkungen einreden lassen soll.

Im ersten Job kam ich mit dem Bereich Sensorik in Kontakt und fing Feuer. Nun arbeite ich seit fünf Jahren bei Vibtec, einem Zehn-Mann-Unternehmen, das Vibrations- und Temperaturtests für Autozulieferer und -hersteller durchführt. Anfangs leitete ich Projekte. Vor zwei Jahren wurde ich gefragt, ob ich noch das Qualitätsmanagement übernehmen will. Zwar macht dieser Bereich nur 20 Prozent meiner Tätigkeit aus, doch er ist auf der gleichen Ebene angesiedelt wie die Geschäftsleitung.

Ich denke nicht, dass ich mich bei Vibtec nach vorn gedrängt habe, aber wenn ich möchte, dass die Dinge vorangehen, übernehme ich schnell Verantwortung. Auch in Besprechungen halte ich mich nicht zurück, sondern vertrete meine Meinung. Sicher kommen mir meine kommunikativen Fähigkeiten zugute und die Neigung, über den Tellerrand zu sehen. Ich interessiere mich über den Job hinaus, wie die Firma tickt und bin aktive Netzwerkerin, etwa beim Deutschen Ingenieurinnenbund. Von diesem Austausch profitiere ich sehr."

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"Als ich anfing zu studieren, wusste ich nur, dass ich Beruf und Familie haben wollte. Während meines ersten Praktikums 1992 gab mir sehr zu denken, was ein Abteilungsleiter zu mir sagte: Dass er nie junge kinderlose Frauen einstellen würde. Nach einiger Zeit würden sie doch schwanger und er müsste dann die Stelle zwei Jahre frei halten. Also bekam ich meinen Sohn während des Studiums. Und als ich anfing zu arbeiten, ging er bereits in die Kita und war somit nie ein Karrierehindernis.

Xu Weidong, 40, ist Geschäftsführerin der GEA Luftkühler GmbH in Herne. (Foto: privat)

Frauen müssen selbstbewusst auftreten, gerade in der Männerdomäne Maschinenbau. Leider neigen wir zu übertriebener Selbstkritik. Doch wer dieses schwierige Studium schafft, hat allen Grund, selbstbewusst zu sein. Allerdings sollte man sich treu bleiben und nicht versuchen, Männer zu kopieren. Kompetenz und Selbstbewusstsein genügen, dann erkennen einen Kollegen und Kunden an.

Als ich vor zehn Jahren bei GEA als Vertriebsingenieurin begann, war es nicht mein Ziel, Geschäftsführerin zu werden. Ich arbeite einfach leidenschaftlich gerne und will Erfolg haben. Das gelang mir, indem ich den Direktvertrieb und die teilweise Produktion von Wärmetauschern in China in die Wege leitete. So wurden sie preislich sehr attraktiv für unsere Kunden dort. Als Anerkennung folgte die Beförderung zur Abteilungsleiterin und dann zur Geschäftsführerin. Wer Erfolg hat, so meine Erfahrung, wird gefördert. Ebenfalls wichtig: auf Leistungen zu verweisen und klar zu sagen, dass man Verantwortung möchte."

"Karriere ist nur in dem Bereich möglich, für den das Herz schlägt. Und ohne Flexibilität geht es nicht, denn Wünsche ändern sich. So war es bei mir. Ich studierte Maschinenbau, um Astronautin zu werden, und wollte in Deutschland nur sechs Monate lang ein Praktikum machen. Doch ich blieb für die Promotion und fand daran Gefallen, als Entwicklerin zu arbeiten.

Da mich neue Fahrzeugtechnologien faszinierten, wurde ein Job bei einem Autokonzern mein neues Ziel. Bei Audi klappte es jedoch erst im zweiten Anlauf. Während ich dort in der Dieselmotorenentwicklung arbeitete, interessierte ich mich parallel sehr für die Europäische Kommission und vertrat den Konzern dort zeitweise als EU-Expertin. Diese politisch-interkulturelle Tätigkeit begeisterte mich so, dass ich in die Abteilung Governmental Affairs wechselte.

Doch drei Monate später berief mich der damalige CEO von Audi zur Assistentin. In dieser Zeit lernte ich, wie man weitreichende Entscheidungen trifft, die auch hohe Investitionen beinhalten. Und mein erstes Kind kam. In Griechenland, wo ich herkomme, arbeiten fast alle Frauen. Daher gab es für mich nie ein Entweder-oder. Ich möchte Frauen ermuntern, Karriere und Familie zu vereinbaren, denn Mütter sind besonders effizient und strukturiert. Es ist zwar nicht einfach, aber man gewinnt durch Kinder viel dazu. Und ich rate, sich mit anderen Frauen auszutauschen. Mir hat das sehr geholfen. Mittlerweile habe ich drei Töchter und bin verantwortlich für die strategische Marktbearbeitung China."

"Wer Karriere machen möchte, sollte immer etwas mehr leisten, als erwartet wird. Hilfreich ist auch, Dinge zu verbessern oder Neuerungen anzustoßen. Das gilt für Frauen wie Männer gleichermaßen. Sich mit Leistungen zu brüsten und nach vorn zu drängen - davon halte ich jedoch nichts, und das war bisher nie nötig. Ein gutes Ergebnis wird auch so gesehen.

Man darf nie die Freude an der Sache verlieren. Nur dann arbeitet man mit voller Kraft. Und man sollte sich immer Zeit für das Privatleben nehmen. Um berufliche Erfahrungen zu sammeln und den Fuß in die Tür zu bekommen, empfehle ich Studenten, möglichst viele Industriekontakte zu sammeln. Ich habe Praktika bei verschiedenen Firmen der Branche gemacht und meine Diplomarbeit bei Siemens geschrieben. Dort stieg ich letztlich über meine Promotion ein.

Bei Siemens blieb ich, weil sich mir dort sehr viele Möglichkeiten bieten. Übrigens muss man als Frau in dieser Männerdomäne nicht "auf hart" machen. Ich bin stets ich selbst geblieben und hatte nie Probleme, mich durchzusetzen. Und: Es klingt vielleicht selbstverständlich, aber ein kleiner Erfolgsbaustein für mich ist, mit allen so umzugehen, wie man selbst behandelt werden möchte. Denn man trifft sich immer mindestens zweimal im Leben."

© SZ vom 16.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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