Frage an den SZ-Jobcoach:Müssen wir der Kollegin etwas schenken?

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Zum runden Geburtstag oder der Hochzeit des Kollegen nur eine Karte schicken? Oder doch Geld für ein Präsent einsammeln? SZ-Leserin Amelie Z. stellt sich die Frage, welche Geschenke am Arbeitsplatz angemessen sind.

SZ-Leserin Amelie Z. fragt:

In zwei Wochen heiratet eine Kollegin, und in unserer Abteilung gehen die Meinungen auseinander, wie wir gratulieren sollen. Einige wollen nur eine Karte schicken, andere denken über ein größeres Geschenk nach. Da die Kollegin in Kürze auch Mutter wird, stünde bei der Geburt ein weiteres Geschenk an. Eine ähnliche Diskussion gibt es immer wieder, wenn Kollegen Geburtstag haben. Bei einem runden Geburtstag sammeln wir in der Regel Geld für ein Geschenk, bei Teilzeitkräften haben wir es jedoch auch schon mal vergessen. Was halten Sie für angemessen in einer Abteilung von 18 Mitarbeitern (davon vier Teilzeitkräfte)? Und verdient der Chef ein größeres Geschenk als die Halbtagssekretärin?

Jan Schaumann antwortet:

Liebe Frau Z., zäumen wir das Pferd namens "Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft" einmal von hinten auf. Die allermeisten von uns freuen sich über Geschenke. In der Regel steht dabei die Geste im Vordergrund und nicht der Gegenwert in Euro. Es geht also darum, dass jemand an uns denkt und sich Gedanken gemacht hat. Deswegen lassen halbherzige Last-Minute-Gutscheine auch Raum für Interpretationen, häufig nicht zu Unrecht.

Und "klein" muss bei einem Geschenk nicht "unpersönlich" bedeuten. Ein Glas selbstgekochter Marmelade, ein schönes Foto oder Äpfel aus dem eigenen Garten stellen sicher keine besonders hohe Investition dar. Ein solches Geschenk kann jedoch große Freude auslösen, weil persönliches Engagement dahinter steckt.

Unter Ihren 18 Kolleginnen und Kollegen gibt es sicher einige, mit denen Sie besser können und solche, denen Sie eher nichts schenken würden. Dennoch halte ich es im Sinne einer positiven Atmosphäre für gut, alle im Team gleich zu behandeln. Um eine solche Gleichbehandlung zu gewährleisten, wird in vielen Unternehmen von einem Geschenke-Komitee (zwei oder drei Personen, möglichst jährlich wechselnd) einmal im Jahr für alle anstehenden Geschenke gesammelt, die dann aus dieser Kasse bezahlt werden. Meist wird eine Einzahlung von 10 bis 15 Euro dafür kalkuliert. Je nach Anzahl der zu erwartenden Geburtstage oder Jubiläen.

Dass nicht für jedes Präsent exakt der gleiche Preis veranschlagt werden kann, liegt auf der Hand. Während sich der eine über eine individuelle Müsli-Mischung freut, lacht beim täglichen Fahrradfahrer das Herz über die Wollmütze und bei der nächsten Kollegin trifft das Mini-Abo einer Zeitschrift ins Schwarze.

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Wenn nun jeder ein wenig achtsam seinen Kollegen gegenüber ist und sich spontan Ideen für kleine Geschenke notiert, auch wenn der Ehrentag noch in weiter Ferne ist, entsteht im Laufe des Jahres eine schöne Liste mit Dingen, die den Beschenkten Freude bereiten.

Bei Ihrer Kollegin stünden in diesem Jahr gleich drei Aufmerksamkeiten an, die auch nicht zusammengelegt werden sollten, Hochzeit, Geburt und ihr eigener Geburtstag. Schließlich wird sie - voraussichtlich - nicht jedes Jahr heiraten oder ein Kind zur Welt bringen. Und der Chef verdient ein ebenso großes Geschenk wie die Halbtagssekretärin. Oder wie Sie. Finden Sie nicht auch?

Haben Sie auch eine Frage zu Berufswahl, Bewerbung, Arbeitsrecht, Etikette oder Führungsstil? Schreiben Sie ein paar Zeilen an coaching@sueddeutsche.de . Unsere sechs Experten wählen einzelne Fragen aus und beantworten sie im Wechsel. Ihr Brief wird komplett anonymisiert.

© SZ vom 17.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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