Fachkräftemangel:Merkel lockt ausländische Ärzte

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Im Kampf gegen den Medizinermangel in Deutschland setzt die Bundesregierung auf Zuwanderung von ausländischen Ärzten. Arbeitsagenturen müssen nicht mehr prüfen, ob für jede Stelle ein deutscher Bewerber zur Verfügung steht.

Roland Preuß

Die Koalition will den Zuzug ausländischer Ärzte erleichtern und damit den Medizinermangel in Deutschland lindern. Dies geht aus dem "Konzept Fachkräftesicherung" der Bundesregierung hervor, das am Mittwoch vom Kabinett verabschiedet werden soll. In dem 32-seitigen Papier, das der Süddeutschen Zeitung vorliegt, heißt es, die Vorrangprüfung für Ärzte sowie für Maschinenbau-, Fahrzeugbau- und Elektroingenieure solle "schon jetzt unverzüglich ausgesetzt werden". Im Falle der Mediziner sei dies nötig, weil "bereits heute nicht mehr in allen Bereichen und Regionen Ärzte in ausreichender Anzahl zur Verfügung stehen".

Die Bundesregierung will den Zuzug ausländischer Mediziner nach Deutschland erleichtern. (Foto: dpa)

Die Vorrangprüfung verpflichtet die Arbeitsagenturen zu prüfen, ob ein Jobsuchender aus Deutschland eine Stelle annehmen kann, ehe ein Ausländer eine Arbeitserlaubnis erhält. Fachleute kritisieren die Prüfung als zu aufwendig. Bundeskanzlerin Angela Merkel betonte am Montag jedoch, dass man bei den Möglichkeiten im inländischen Arbeitsmarkt "längst noch nicht am Ende" sei. Wenn im Bundeshaushalt 40 Milliarden Euro für Langzeitarbeitslosigkeit verwendet würden, müsse die Politik neben internationalen Fachkräften auch in den Blick nehmen, diese Menschen in Arbeit zu bringen.

Zu verbessern seien etwa Beschäftigungsmöglichkeiten für ältere Arbeitnehmer und hier lebende Migranten sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sagte die Kanzlerin. "Es geht auch darum, dass man nicht unsere Top-Absolventen von Hochschulen mit Praktika und befristeten Arbeitsverträgen ewig durch die Unternehmen schleift, bis sie dann irgendwann ins Ausland gehen."

In dem Regierungskonzept heißt es dementsprechend, dass die "Nutzung und Förderung" inländischer Potenziale Vorrang habe. Die FDP forderte dagegen erneut eine deutlichere Erleichterung der Fachkräfte-Zuwanderung. Das Thema soll am Mittwoch bei einem Treffen Merkels mit Arbeitgebern und Gewerkschaften erörtert werden.

© SZ vom 21.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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