Bewerbung per Handy:Jobinterview ohne Termin

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Wie die Bewerbung per Smartphone funktioniert und was Bewerbungsapps von Plattformen wie Linkedin oder Videodiensten wie Skype unterscheidet.

Interview von Elisabeth Pörnbacher

Sebastian Hust schrieb seine Masterarbeit über das Thema "Mobile Recruiting". Gemeinsam mit zwei Studienfreunden entwickelte er 2015 die App Talentcube. Das Start-up wird von der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität gefördert.

SZ: Wie genau funktioniert Talentcube?

Sebastian Hust: Wenn ein Unternehmen eine Stellenanzeige auf Talentcube schaltet, können Arbeitssuchende sich direkt über die App dort bewerben. Der Bewerber legt einen Lebenslauf an, bettet seine Dokumente und Zeugnisse ein. Die Dokumente kann er aus anderen Plattformen wie Linkedin oder Facebook importieren. Diese Daten allein sagen allerdings noch nichts über die Persönlichkeit des Bewerbers aus. Darum gibt Talentcube den Personalern die Möglichkeit, in ihren Stellenanzeigen Fragen an die Bewerber zu stellen.

Die Kandidaten beantworten die Fragen dann über eine Videofunktion?

Ja, die Videos sind ein Zusatz für Personaler. Durch Antworten auf persönliche Fragen bekommen sie einen Eindruck vom Kandidaten. Durch Antworten auf fachspezifische Fragen können sie überprüfen, was der Bewerber weiß. Der muss nämlich spontan antworten, sobald er die Stellenanzeige öffnet und sich dort bewirbt. Er hat keine Zeit, sich auf die Fragen vorzubereiten.

Fremdsprachenkenntnisse
:Welcher Sprachtest passt zu welchem Kandidaten?

Englisch-Zertifikate braucht man nicht nur fürs Ausland, sondern auch fürs Studium an deutschen Hochschulen. Eine kleine Hilfe bei der Wahl des Anbieters.

Von Alexandra Straush

Könnten Firmen dafür nicht genauso gut den Videodienst Skype nutzen?

Für ein Skype-Gespräch müssen Personaler und Bewerber einen Termin ausmachen, um miteinander zu sprechen. Bei unserer App ist das anders: Ein Unternehmen schaltet eine Anzeige, der Arbeitssuchende bewirbt sich daraufhin. Er dreht Videos mit seinen Antworten. Diese werden gespeichert und an das Unternehmen weitergeleitet. Personaler können sich die Videos auch erst am nächsten Tag ansehen.

Wer nutzt die App vor allem?

Zurzeit zählen wir rund 100 Unternehmen zu unseren Kunden, darunter etwa AOK, Allianz, IBM und Kaufland. Was die Bewerber angeht, gibt es sehr viele Azubis und Studenten zwischen 15 und 20 Jahren, die sich über die App bewerben, aber auch viele Berater und Senior-Berater zwischen 30 und 40 Jahren sind dabei. Über 45 Jahre gibt es nur noch wenige Nutzer.

Mittlerweile gibt es mehrere Apps, die nach diesem Prinzip funktionieren. Talentcube ist Marktführer. Was hat die App, was andere nicht haben?

Sie ist plattformunabhängig. Wenn ein Unternehmen bei uns Kunde ist, kann er seine Stellenanzeige auch auf Jobportalen, auf Facebook, im Schaufenster oder am Messestand schalten. Über einen Code oder Link gelangt man dann auf die Bewerbungsseite.

Wie finanziert sich das Ganze?

Die Unternehmen bezahlen zuerst eine Einrichtungsgebühr und dann für jedes Video, das sie erhalten, zwischen zehn bis 20 Euro. Wir bieten Pakete für drei Monate, sechs Monate oder ganze Jahresverträge. Je nachdem, wie viele Kandidaten sich bewerben, passen wir das Angebot dann an. Für die Bewerber ist die App kostenfrei.

Vor Kurzem waren Sie in der Gründer-Sendung "Die Höhle der Löwen" zu sehen. Der Finanzunternehmer Carsten Maschm eyer hat 400 000 Euro in die App investiert. Auch der Gründer Frank Thelen war interessiert - warum haben Sie sich für Maschm eyer entschieden?

Wir Gründer haben Wirtschaftsinformatik studiert, wir haben also alle einen technischen Hintergrund. Was uns fehlt, ist das Know-how im Vertrieb. Carsten Maschmeyer hat das. Und er verfügt über ein großes Netzwerk.

Gibt es Pläne, was die App in Zukunft leisten soll?

Wir möchten es Unternehmen ermöglichen, aktiv nach Kandidaten zu suchen. Dazu müssten die Bewerberprofile allerdings öffentlich sein - darüber muss jeder Arbeitssuchende selbst entscheiden.

© SZ vom 13.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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