Restriktionen im Flugverkehr:USA verschärfen Reisekontrollen zur Abwehr von Ebola

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  • Passagiere aus Westafrika dürfen nur noch über fünf Flughäfen in die USA einreisen.
  • Dort werden sie medizinisch untersucht und befragt.
  • Die Bundesregierung will sich diesem Vorgehen nicht anschließen. Kontrollen in den betroffenen Staaten seien zielführender.

Von Christoph Behrens, Hanno Charisius und Nina von Hardenberg

Flugverkehr wird kanalisiert

Die Vereinigten Staaten erlauben Passagieren aus Liberia, Sierra Leone und Guinea die Einreise nur noch an fünf ausgewählten Flughäfen. Reisende aus den von der Ebola-Seuche betroffenen Ländern dürfen nur noch die internationalen Flughäfen in New York, Washington, D.C., Atlanta, Chicago und Newark ansteuern. Sie werden dort medizinisch untersucht und zu ihrem Kontakt zu Infizierten befragt. Die Fluglinien müssen Reisende entsprechend umbuchen. "Wir haben die Möglichkeit, jeden zu identifizieren und zu untersuchen, von dem wir glauben, dass er in den letzen 21 Tagen in Liberia, Sierra Leone oder Guinea war und in unser Land einreisen will", sagt US-Heimatschutzminister Jeh Johnson. Am Mittwoch traf sich auch der Notfall-Ausschuss der Weltgesundheitsorganisation WHO in Genf, um unter anderem zu diskutieren, ob Einreise-Screenings und strengere Reiseregulierungen sinnvolle Maßnahmen sind in der aktuellen Lage.

36 000 Personen wurden bislang kontrolliert

Die Bundesregierung sieht aktuell keinen Anlass, dem amerikanischen Beispiel zu folgen, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums der Süddeutschen Zeitung. Kontrollen bei der Ausreise aus den betroffenen Ländern seien wesentlich zielführender. Beim Treffen der EU-Gesundheitsminister in Brüssel am vergangenen Donnerstag hatten sich die Minister darauf verständigt, gemeinsam mit der WHO und der EU diese Ausreisekontrollen in den betroffenen Ländern zu verstärken. Aus keinem der betroffenen Staaten gibt es derzeit direkte Flugverbindungen nach Deutschland oder in die USA.

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Einsatz vor Ort muss ausgebaut werden

Die Logik der Amerikaner hält der Physiker Dirk Brockmann von der Humboldt Universität Berlin für "in Teilen nachvollziehbar, weil die genannten Einreiseflughäfen zu den Toprisiko-Flughäfen gehören". Das bedeute, dass über diese Flughäfen ohnehin die meisten Passagiere in die USA gelangten. Nun würden alle Reisenden aus Westafrika durch diese Flughäfen geschleust, weil es dort Screenings gebe.

Allerdings gelten Einreisekontrollen unter Experten als ziemlich wirkungslos. Menschen können das Virus bis zu drei Wochen lang in sich tragen, ohne Symptome zu zeigen. Eine oberflächliche Kontrolle findet nur Erkrankte, denen es bereits sehr schlecht geht. Wichtiger wäre der konzentrierte Einsatz aller Nationen, um den Ebola-Ausbruch endlich unter Kontrolle zu bringen. Die Hilfe läuft allerdings noch immer schleppend an. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hat Schwierigkeiten, Freiwillige für den Einsatz in Westafrika zu finden. Bislang haben sich knapp 500 beworben, nur 196 davon waren laut DRK grundsätzlich geeignet, darunter 82 Ärzte.

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