Nach Skandal an Uni-Kliniken:Schärfere Kontrollen sollen Betrug bei Organspende eindämmen

Transplantations-Spezialisten sollen künftig stärker kontrolliert werden. Als Konsequenz aus den Organspende-Skandalen in Regensburg und Göttingen fordert Ärztepräsident Montgomery außerdem härtere Strafen für betrügende Mediziner. An dem umstrittenen beschleunigten Verfahren bei der Organvergabe soll aber festgehalten werden.

Die Bundesärztekammer will das Vertrauen in die Organspende mit schärferen Kontrollen zurückgewinnen. Als Konsequenz aus dem Organspende-Skandal kündigte Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery an, dass Patienten künftig nur durch ein "Mehraugenprinzip" in die Wartelisten aufgenommen werden sollen. Dazu sollen die Transplantationszentren zur Einrichtung von speziellen Transplantationskonferenzen verpflichtet werden.

Montgomery kündigte nach einem Krisentreffen mit Vertretern von Ärzten, Kliniken und Krankenkassen zugleich härtere Sanktionen bei Verstößen an. Bei "nachgewiesenem schweren ärztlichen Fehlverhalten" sollten "das Ruhen oder der Entzug der Approbation" angeordnet werden. "Als letzte Konsequenz" sollte es auch möglich sein, Transplantationszentren vorübergehend oder dauerhaft zu schließen. Gleichzeitig müssten verdachtsunabhängige Kontrollen eingeführt werden. Allerdings müssten dazu noch Mittel bereitgestellt werden.

Ärztekammer, Deutsche Krankenhausgesellschaft und der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung machen sich als Träger der Prüf- und Überwachungskommission in einer gemeinsamen Erklärung zudem dafür stark, verdachtsunabhängige Kontrollen einzuführen. Dafür müsse Personal und Geld zur Verfügung gestellt werden.

An dem umstrittenen beschleunigten Verfahren bei der Organvergabe soll dagegen festgehalten werden. Bei diesem Verfahren werden Organe mit Defekten an den Wartelisten vorbei vergeben, da sie ansonsten drohten, unbrauchbar zu werden. Allerdings müsse dieses Verfahren einer kritischen Analyse unterzogen werden. Wie diese Art der Organvergabe transparenter und geregelter erfolgen kann, werde derzeit diskutiert.

Anlass für das Sondertreffen waren die Manipulationen bei Transplantationen in den Universitätskliniken in Göttingen und Regensburg. Mindestens zwei Mediziner stehen im Verdacht, Krankenakten gefälscht zu haben, um ausgewählte Patienten bevorzugt mit Spenderlebern zu versorgen.

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