Bewegung:Frauen legen weniger Schritte zurück

Lesezeit: 2 min

Frauen bewegen sich rund um den Globus weniger als Männer. (Foto: Marius Becker/dpa)

Wissenschaftler haben die Schrittzähler der Smartphones aus 111 Ländern ausgewertet - und große Unterschiede zwischen einzelnen Ländern gefunden.

Von Werner Bartens

Schrittzähler gehören mittlerweile zur Grundausstattung von fast jedem Smartphone. Wer will, kann sich täglich vergewissern, wie viele Schritte er zurückgelegt hat. "Body-Tracking" ist für manche Menschen zur fixen Idee geworden. Sie erfassen jeden Meter, den sie zu Fuß, auf dem Rad oder im Wasser zurücklegen, quantifizieren ihren Kalorienverbrauch, den Puls oder die Schlaftiefe. Neben der Vermessung des Selbst können die digitalen Kontrolleure jedoch auch nützliche Daten über den Gesundheitszustand einer ganzen Bevölkerung bereithalten. Forscher aus Stanford zeigen jetzt im Fachmagazin Nature, wie sich von der Analyse der Schritte auf das Gewicht schließen lässt.

Das Team um Computerwissenschaftler Jure Leskovec und Bioingenieur Scott Delp hat die Gehgewohnheiten von 717 000 Erwachsenen aus 111 Ländern ausgewertet. Die Schritte wurden im Mittel gut drei Monate per Smartphone erhoben. Entscheidend sind die Unterschiede: Wenn die Menschen in einem Land ungefähr gleich viele Schritte zurücklegen, sind dort Übergewicht und Fettleibigkeit wenig verbreitet. Dies trifft etwa auf Japan und andere asiatische Länder zu.

Übergewicht
:Globale Fett-Krise

Ob Deutschland oder Burkina Faso: Fast ein Drittel der Weltbevölkerung ist übergewichtig. Die Folgen sind beunruhigend, wie Forscher anhand weltweiter Daten zeigen.

Von Berit Uhlmann

Saudi-Araber legen im Schnitt die wenigsten Schritte zurück

Eine große Differenz zwischen jenen, die viel unterwegs sind und jenen, die sich kaum bewegen, spricht hingegen - wie im arabischen Raum und in Nordafrika - für einen erheblichen Anteil an Übergewichtigen. "Das Ausmaß der Lücke zwischen den Aktiven und den Wenig-Aktiven in einer Gesellschaft gibt verlässliche Hinweise darauf, wie verbreitet Übergewicht ist", sagt Delp.

Erstaunlich für die Forscher war, dass sich Frauen rund um den Globus deutlich weniger bewegten als Männer. Je größer die Ungleichheit an Aktivität innerhalb eines Landes, desto größer auch der Unterschied in der Bewegungsintensität von Männern und Frauen. "Das daraus resultierende Problem des Übergewichts betrifft dann auch stärker die Frauen", sagt Leskovec. Umgekehrt lässt sich der Zusammenhang ebenfalls nachweisen. So findet sich in Schweden weltweit einer der geringsten Unterschiede zwischen der täglichen Schrittzahl der Aktiven und der Wenig-Aktiven. Dort finden sich auch nur geringe Unterschiede in der Bewegung von Frauen und Männern und das Land hat eine der geringsten Quoten an Übergewichtigen.

Weltweit legen Erwachsene im Mittel 4961 Schritte am Tag zurück. Die Spitzengruppe führt Japan an, wo die Menschen auf durchschnittlich 5846 Schritte täglich kommen. Die Teilnehmer aus Saudi-Arabien bilden das Schlusslicht und sind jeden Tag im Mittel nur 3103 Schritte unterwegs. Die These, wonach große Ungleichheit zwischen Aktiven und Couch-Potatoes zu mehr Übergewicht führt, bestätigt der Vergleich zwischen den USA und Mexiko. In beiden Ländern ist die durchschnittliche Schrittzahl im Mittel zwar nahezu identisch und liegt bei 4774 sowie 4692. Die Unterschiede zwischen Aktiven und Passiven sind in den USA jedoch weitaus größer, was sich im Anteil der Fettleibigen von 27,7 Prozent gegenüber 18,1 Prozent in Mexiko niederschlägt.

© SZ vom 11.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Wider die Bequemlichkeit
:Bewegung für Sportmuffel

Bewegung in den Alltag einfließen zu lassen, ist leichter als gedacht. Ehe Sie jetzt schon abwinken: Wir kennen die Ausreden - und haben sie für Sie entkräftet.

Von Berit Uhlmann

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: