Der frühere Bundesfinanzminister Peer Steinbrück will nicht neuer Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) werden. "Ich stehe für diesen Posten nicht zur Verfügung", sagte er der Süddeutschen Zeitung.
Zur Begründung erklärte der Sozialdemokrat, er halte es für falsch, wenn ein einst aktiver Finanzminister in eine Kontrollinstanz wie die EZB wechsle. Auch vertrete er in inhaltlichen Fragen ähnliche Positionen wie der bisherige deutsche EZB-Kandidat, Bundesbankpräsident Axel Weber. "Damit wäre auch ich automatisch in einer Minderheit", so Steinbrück weiter.
Weber will sein Amt bei der Bundesbank vorzeitig aufgeben und sich nicht länger für die Nachfolge von EZB-Chef Jean-Claude Trichet bewerben. Zu seinen Motiven hatte er erklärt, für seiner strikt stabilitätsorientierte Geldpolitik gebe es in den Gremien der Notenbank keine Mehrheit.
Steinbrück zeigte sich verärgert über die Art und Weise, wie sein Name in die öffentliche Debatte gebracht wurde. "Ich bin bekümmert über dieses Verfahren. Das entspricht nicht meiner Vorstellung, wie Personalfragen gerade dieser Bedeutung gelöst werden können", sagte er. Er griff damit den SPD-Fraktionsvorsitzenden Frank-Walter Steinmeier an, der seinen Parteifreund vorgeschlagen hatte.
Steinmeier hatte nach SZ-Informationen zuvor mit Steinbrück darüber gesprochen, ob man ihn als wünschenswerten Kandidaten nennen könnte. In dem Gespräch soll Steinbrück zu größter Zurückhaltung gemahnt haben, was Steinmeier jedoch offenkundig ignorierte.
Stattdessen hatte dieser sich am Wochenende wie folgt geäußert: "Wer ernsthaft an einer deutschen Kandidatur für den EZB-Präsidenten festhalten will, wird an einer international so ausgewiesenen Figur der Finanzpolitik wie Steinbrück kaum vorbeikommen."
In der großen Koalition hatte Steinbrück auf dem Höhepunkt der Finanzkrise zusammen mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Weber die gigantischen Rettungspakete für Banken entworfen.