Rentenbescheide:Klare Worte statt Sprachchaos

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Verständlicher, übersichtlicher - und persönlicher: Rentenbescheide sollen für Bürger lesbarer werden. Jährlich verschickt die Deutsche Rentenversicherung Millionen Mitteilungen, doch die Empfänger begreifen kaum, worum es geht.

Oliver Bilger

Im Grunde ist es ja einfach. Ein Rentenbescheid soll darüber informieren, wann die Rente beginnt, wie hoch sie ist und welche Zeiten bei der Berechnung berücksichtigt werden. Doch die Realität sieht anders aus. Die Deutsche Rentenversicherung verschickt jährlich viele Millionen Bescheide. Das wichtigste, die zu erwartende Rente, erkennen die Adressaten noch leicht, über unverständliche juristische Floskeln wundern sich hingegen viele, wenn sie den teils seitenlangen Anhang lesen.

Die Rentenbescheide werden bald verständlicher, übersichtlicher und persönlicher. (Foto: dpa)

Damit soll nun Schluss sein. Die Deutsche Rentenversicherung will künftig Bescheide verschicken, die verständlicher, übersichtlicher und persönlicher sind. Die Entscheidung, ob es eine Rente gibt oder nicht, soll klar am Anfang des Schreibens stehen, teilte die Deutsche Rentenversicherung mit. Ein erklärendes Inhaltsverzeichnis und aussagekräftige Überschriften sollen die Orientierung erleichtern. Sätze sollen kürzer, Fachbegriffe erklärt werden.

Pilotprojekt mit Sprachexperten

Die Entscheidung fiel nach einem Pilotprojekt, das von Sprachexperten des Deutschen Forschungsinstituts für öffentliche Verwaltung in Speyer begleitet wurde. Überarbeitet wurde der Bescheid zur Ablehnung der Erwerbsminderungsrente. Bisher hieß es darin: "Ihrem Antrag auf Rente wegen voller Erwerbsminderung nach § 43, Abs. 2 SGBVI kann nicht entsprochen werden, weil weder eine teilweise noch eine volle Erwerbsminderung und auch keine Berufsunfähigkeit vorliegt." Der neue Text liest sich kürzer und klarer: "Ihrem Antrag auf Rente wegen Erwerbsminderung können wir leider nicht entsprechen, weil Sie die medizinischen Voraussetzungen nicht erfüllen." Das Ergebnis des Versuchs: Die Kunden fühlten sich besser informiert, die Zahl der Widersprüche ging zurück.

Künftig sind juristische Formulierungen wie "gewährt", "bewilligt" oder "in Ansatz gebracht" gestrichen. Um trotzdem rechtssicher zu sein, muss bei der verständlicheren Sprache nun aber jeder Satz genau geprüft werden. Denn selbst kleine Eingriffe können dazu führen, dass die Bescheide vor einem Gericht keinen Bestand haben. Der Bundesverband der Rentenberater begrüßt die Überarbeitung: "Für jeden sollte das Mitgeteilte verständlich formuliert sein", erklärte ein Sprecher.

Nach und nach werden jetzt alle Schreiben der Rentenversicherung überarbeitet. Das sind über tausend Bescheide und mehrere zehntausend Textbausteine. Die Deutsche Rentenversicherung rechnet damit, dass durch die klareren Bescheide die Zahl der Beratungsgespräche und Widersprüche zurückgehen wird. Dadurch würden auch die Verwaltungskosten verringert.

© SZ vom 27.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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