Promi-Wünsche für die Ferien:Irgendwo in Afrika

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Purer Luxus im ärmlichsten Umfeld: Das künftige Urlaubsdomizil des niederländischen Kronprinzen Willem-Alexander in Mosambik ist heftig umstritten.

Cathrin Kahlweit

Vielleicht sollte irgendjemand dem niederländischen Kronprinzen Willem-Alexander mal berichten, wie es dort aussieht, wo er sein neues Feriendomizil bauen lassen will. Vielleicht weiß er nicht, dass das Durchschnittsalter der Männer in Mosambik bei 42 Jahren liegt, dass die Hälfte der Erwachsenen nicht lesen und schreiben kann, dass die Infektionsrate mit HIV - offiziell - bei knapp 13 Prozent liegt. Auch Cholera grassiert.

Ein 16-jähriger Bürgerkrieg, der 1992 zu Ende ging, hat dem Land eine Million Tote, 1,7 Millionen Flüchtlinge und vier Millionen Vertriebene im eigenen Land beschert; bis heute ist das Land bitterarm. Hier also, am Indischen Ozean in einem Naturreservat auf der schönen Halbinsel Machangulo, lässt sich Willem-Alexander ein schönes Ferienhaus errichten - Teil einer Anlage mit Dutzenden Villen, einem Hotel und einem Landungssteg.

Die Niederlande stehen Kopf: Ob denn dem Thronfolger, seiner schönen Gattin Máxima und seinen drei Töchtern nicht ein Ferienhaus in der Toskana reiche, wie Königin Beatrix eines habe, fragen die holländischen Blätter. Und warum der Prinz an einem Ort Ferien machen müsse, an dem die Kosten für den Personenschutz mutmaßlich auch ein wenig höher sind als etwa in der Toskana. Seit bekannt wurde, dass die Baumaßnahmen in der Anlage, an der Willem-Alexander finanziell beteiligt war, nicht ganz ordnungsgemäß verlaufen, ist das Königshaus auf Abstand gegangen. Nachrichtenagenturen melden, eine königliche Stiftung solle nun die Verantwortung für das Projekt übernehmen.

Andererseits waren es womöglich hehre Gründe, die den Kronprinzen zu seinem Engagement gebracht haben. Denn die Erbauer der Villa und des sie umgebenden Resorts haben sich laut Eigenwerbung offenbar vorgenommen, den Bau von Luxushäusern mit sozialen Projekten zu kombinieren. "Lokale Verbesserungen im Bereich Gesundheit, Naturschutz und Bildung" sollten die Ferienanlage auch moralisch rechtfertigen; darunter fällt der Bau von Schulen durch Ortskräfte. Schließlich gehen in Mosambik zwar vier Fünftel aller Kinder nach offiziellen Angaben fünf Jahre lang zur Schule, aber die durchschnittliche Klassengröße beträgt mehr als 70 Kinder.

Offenbar überkamen den Prinzen Zweifel, als Informationen über Unregelmäßigkeiten und Baumängel in den Niederlanden ankamen. So seien die Schulen nicht an die Wasserversorgung angeschlossen, Toiletten und Stromleitungen gar nicht erst eingebaut worden. Es mangele an Unterstützung aus der Bevölkerung und auch an sauberem Wasser, meldet der Volkskrant.

Gut möglich, dass es mit der Fertigstellung der Anlage noch eine Weile dauert. Die Regierung in Den Haag, die das Engagement in Mosambik genehmigen musste, wird das mit Fassung tragen - und sicher Ausweichprojekte wohlwollend prüfen. Vorerst wird den drei Töchtern des Prinzen das Haus der Oma in der Toskana reichen müssen.

© SZ vom 06. 10. 2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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