Niedrigzinsen:Bankkunden drohen höhere Gebühren

  • Angesichts der weiter niedrigen Zinsen müssen Bankkunden höhere Gebühren für Finanzdienstleistungen zahlen.
  • Das geht aus einer Untersuchung von Bundesbank und Bafin hervor.
  • Deutsche Banken gehen selbst davon aus, dass ihre Gewinne dramatisch zurückgehen.

Analyse von Meike Schreiber, Frankfurt

Niedrigzinsen treffen Sparer doppelt

Die anhaltend niedrigen Zinsen schmälern nicht nur die Gewinne der deutschen Banken und die Erträge der Sparer. Sie führen bereits jetzt auch zu höheren Gebühren für Bankkunden - etwa für die Kontoführung oder den Kauf eines Wertpapierfonds. Mehr als die Hälfte von 1500 für eine Studie befragten Instituten gaben an, ihre Provisionen als Reaktion auf die niedrigen Zinsen erhöht zu haben. Das geht aus einer Umfrage der Bundesbank und der Finanzaufsicht Bafin hervor. "Das ist die einzige Ertragskomponente, die zumindest geringfügig wächst und die Erträge der Banken stabilisiert", sagte Bundesbankvorstand Andreas Dombret bei der Vorstellung der Studie.

Die niedrigen Zinsen treffen vor allem Banken, deren Gewinne stark vom klassischen Einlagen- und Kreditgeschäft leben. Die Häuser verdienen deutlich weniger, wenn sie für langfristige Kredite kaum mehr Zinsen verlangen können als sie es für Spareinlagen bezahlen. Ein Ausweg sind daher höhere Gebühren: Diese indes können die deutschen Banken angesichts des harten Wettbewerbs gar nicht ohne weiteres durchsetzen. Im Gegenteil: Zuletzt hatte sich der Kampf um Girokonto-Kunden noch deutlich verschärft. Immer mehr Institute locken die Kunden auf der einen Seite mit Begrüßungsprämien, erhöhen aber auf der anderen Seite Gebühren für bestimmte Dienstleistungen wie etwa die Überweisung per Papier.

Ergebnisse "besorgniserregend"

Bafin und Bundesbank sorgen sich seit längerem wegen der Auswirkungen der niedrigen Zinsen auf die Bankbilanzen. In einer Art Stresstest untersuchten sie deshalb etwa 1500 kleine und mittelgroße Häuser - vor allem Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Die 21 größeren deutschen Banken, die von der Europäischen Zentralbank (EZB) beaufsichtigt werden, waren bereits im vergangenen Jahr einem Stresstest unterzogen worden und nahmen an der Umfrage nicht teil.

Bundesbankvorstand Dombret bezeichnete die Ergebnisse als "besorgniserregend". Ein "Durchtauchen durch diese Niedrigzinsphase, die möglicherweise lange anhält, wäre brandgefährlich". Gleichwohl hätten die meisten Banken aber genügend Reserven, um die Phase niedriger Zinsen zu überstehen, sagte er. Auch Bafin-Direktor Raimund Röseler sagte, die Banken nähmen die Lage sehr ernst. "Die Botschaft, dass sie die Geschäftsmöglichkeiten auf den Prüfstand stellen müssen, ist wirklich bei allen angekommen." Es gebe keinen Vorstandschef und keinen Eigentümer, der sich nicht darüber Gedanken machen würde. Die Banken reagierten ihm zufolge etwa mit Stellenstreichungen und Filialschließungen.

Laut der Umfrage gehen die Institute selbst im Schnitt davon aus, dass ihre Gewinne bis 2019 um ein Viertel zurückgehen. Sänken die Zinsen noch weiter, drohten den Banken sogar Einbußen von 50 bis 75 Prozent, haben die Aufsichtsbehörden errechnet. "Die Einflüsse des Niedrigzinsumfelds sind struktureller Natur und werden auch noch nach Jahren Spuren in den Bankbilanzen hinterlassen", sagte Dombret. Besonders auffällige Institute will die Aufsicht daher genauer beobachten.

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