Lektion aus der Finanzkrise:Strengere Regeln für Manager-Boni

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Langfristiger Erfolg statt schneller Profit: Nach heftiger Kritik an überhöhten Bonuszahlungen stellen VW und Commerzbank ihr Bonussystem grundlegend um.

Nach heftiger Kritik an überhöhten Bonuszahlungen für Banker und Manager stellen zwei große deutsche Unternehmen ihr Bonussystem jetzt grundlegend um. Bei der teilverstaatlichten Commerzbank und dem Autobauer VW sollen die Vorstände nicht mehr für schnellen Profit belohnt werden, sondern für langfristigen Erfolg.

Ein "Paradigmenwechsel" bei VW und Commerzbank: Bonuszahlungen sollen sich künftig am langfristigen Erfolg der Unternehmen orientieren. (Foto: Foto: dpa)

Die Bezüge der VW- Spitze sind künftig zum Teil nicht nur an die Rendite und Absatzsteigerungen geknüpft, sondern auch daran, wie zufrieden Kunden und Mitarbeiter sind. Bei der Commerzbank sollen die Boni sich in Zukunft an der langfristigen Entwicklung der Bank orientieren.

VW-Personalvorstand Horst Neumann sprach von einem Paradigmenwechsel. Der Aufsichtsrat hat beschlossen, dass bei dem Wolfsburger Autohersteller von 2010 an ein sogenannter "Langzeitbonus" eingeführt wird. "Wir wollen eine enge Verknüpfung von Bonus und strategischen Zielen", sagte Neumann.

Voraussetzung sind schwarze Zahlen

Das Einkommen der fünf Vorstandsmitglieder - die 2008 zusammen ein Gehalt von 5,3 Millionen Euro, Bonuszahlungen von 12,5 Millionen Euro und Aktienoptionen in Millionenhöhe bekamen - bleibt zu 30 Prozent fix, der Rest ist variabel und an die langfristige Entwicklung geknüpft. Aktienoptionen als Teil der Vergütung werden abgeschafft.

Außerdem sei die Höhe des Langzeitbonus begrenzt und werde jeweils auf Basis der vergangenen vier Jahre berechnet, sagte Neumann. Voraussetzung sind allerdings schwarze Zahlen. "Wenn wir kein Geld verdienen, können alle anderen Ergebnisse noch so gut sein - dann gibt es keinen Bonus", betonte der Personalvorstand.

Ähnlich sieht das künftig auch bei der Commerzbank aus, die ebenfalls eine Bonus-Malus-Regelung für ihren Vorstand einführen will. Außerdem bestimmen der Aktienkurs und die langfristige finanzielle Entwicklung der Bank in Zukunft, wie hoch die Boni für den Vorstand ausfallen. Das teilte die Commerzbank am Mittwoch in Frankfurt mit.

Schon im November hatte die Bank, die vor rund einem Jahr als erste der privaten Großbanken unter den Rettungsschirm der Bundesregierung geschlüpft war, die Bonuszahlungen für ihre Manager deutlich eingeschränkt.

Ihre Boni können von Januar 2010 an verfallen, wenn sie die gesetzten Ziele nicht erreichen. In den Jahren 2008 und 2009 war die Vergütung des Vorstandes um Commerzbank- Chef Martin Blessing wegen der Staatshilfen ohnehin auf höchstens 500 000 Euro begrenzt.

Commerzbank und VW reagieren mit den neuen Systemen auch auf neue gesetzliche Vorschriften. Der Bundestag hatte im Sommer als Reaktion auf die Finanzkrise ein "Gesetz zur Angemessenheit der Vorstandsvergütung" beschlossen. Die neue Regelung soll Boni-Exzesse und dadurch verursachtes kurzfristiges Renditedenken - eine Hauptursache für die weltweite Finanzkrise - verhindern.

EU will überhöhte Boni eindämmen

Druck gibt es auch auf EU-Ebene. Die Staats- und Regierungschefs der 27 EU-Staaten hatten sich bei einem Gipfel in Brüssel in der vergangenen Woche darauf geeinigt, überhöhte Boni von Managern einzudämmen. In Großbritannien und Frankreich müssen die Banker ab kommendem Jahr eine Sondersteuer auf ihre Boni zahlen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nannte den Vorschlag für eine solche Sondersteuer "eine sehr charmante Idee, die vielleicht manchen Lerneffekt befördern würde". Der Koalitionspartner FDP lehnt diese Überlegungen allerdings ab.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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