Hilfen für Griechenland:"Jetzt hängt Deutschland drin"

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Griechenland erhält EU-Hilfen, Deutschland trägt die Hauptlast. Ifo-Chef Sinn stänkert: Niemand wüsste, ob Athen das Geld zurückzahlen könnte. Und Athen verschafft sich mit einer Anleihe Luft.

Die Finanzmärkte haben sich erst einmal beruhigt. Nach der Entscheidung der EU-Länder, Athen notfalls zinsverbilligte Kredite zu geben, ist die Rendite für zehnjährige Griechenland-Anleihen von 7,4 auf 6,5 Prozent gefallen. Am Vormittag hat der hochverschuldete Mittelmeerstaat nun zwei neue Anleihen platziert - eine mit einer Laufzeit von sechs Monaten und eine, die ein ganzes Jahr laufen soll. Statt des geplanten Volumens von 1,2 Milliarden Euro sammelte Griechenland damit insgesamt sogar 1,56 Milliarden Euro ein.

Das Zwölfmonats-Papier verspricht eine Rendite von 4,85 Prozent. Die Emission war 6,5-fach überzeichnet. Die Sechs-Monats-Anleihe rentiert mit 4,55 Prozent. Sie war 7,7-fach überzeichnet.

Alles gut? Mitnichten, sagt Hans-Werner Sinn, der Chef des Münchner Ifo-Instituts. Der Wirtschaftswissenschaftler hat das milliardenschwere Rettungspaket für Griechenland kritisiert. "Jetzt hängt Deutschland drin.

Die EU-Länder geben Griechenland nun eben doch zinsverbilligte Kredite, bei denen man nicht weiß, ob sie jemals zurückgezahlt werden", sagte Sinn der Bild-Zeitung. Angesichts von Haushaltskrisen auch in anderen Staaten der Euro-Zone fügte er hinzu: "Und was man Griechenland gewährt hat, wird man Portugal und Spanien nicht mehr verwehren können."

"Saftige Strafen" für Defizitsünder

Weniger Probleme sieht der haushaltspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Norbert Barthle (CDU). "Der Schaden wäre weitaus größer, wenn Griechenland pleite ginge."

Da Griechenland für die Hilfen voraussichtlich fünf Prozent Zinsen zahlen müsse, sei dies für den Bund ein gutes Geschäft, betonte Barthle. Die Haushaltspolitiker der Union gehen davon aus, dass die mögliche Milliardenhilfe Deutschlands für Griechenland gezahlt werden muss. "Ich rechne fest damit, dass Griechenland Hilfe brauchen wird", sagte der haushaltspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Norbert Barthle (CDU), dem Handelsblatt.

Berlin müsste der Einigung zufolge im ersten Jahr bis zu 8,4 Milliarden Euro an Athen verleihen. Griechenland müsste diese Kredite einschließlich der Zinsen innerhalb von drei Jahren zurückzahlen. Die EU-Staaten hatten sich am Wochenende auf die technischen Details einer möglichen Hilfe für Griechenland geeinigt. Sollte die Regierung in Athen aufgrund zu hoher Kosten kein Geld mehr an den Finanzmärkten aufnehmen können, würden die EU-Staaten bilateral einspringen und dafür günstigere Zinsen verlangen.

Ifo-Chef Sinn fordert, Deutschland müsse für die europäische Währungsunion nun "dringend einen neuen Schuldenpakt verlangen, der für die Defizitsünder automatische und saftige Strafen vorsieht". Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (beide CDU) hatten sich bereits für härtere Regeln eingesetzt, dafür aber keine Zustimmung der europäischen Partner erhalten. Die Kanzlerin hatte als mögliche Strafmaßnahme etwa den Ausschluss eines Landes aus der Euro-Zone ins Gespräch gebracht. Eine Arbeitsgruppe soll bis Jahresende nun Mechanismen zur Haushaltskontrolle in der EU prüfen.

© sueddeutsche.de/AFP/dpa-AFX/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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