Gold der Bundesbank:Komm, Schatz!

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Deutschland braucht Geld zur Unterstützung darbender EU-Länder. Energisch bestreitet die Regierung, dass sie dafür auf das Gold der Bundesbank schielt.

Hans von der Hagen

Schon der frühere Finanzminister Theo Waigel (CSU) hätte zu gern auf das Gold der Bundesbank zugegriffen. Damals wollte er den bundesdeutschen Haushalt vor dem Beitritt zur Währungsunion aufhübschen.

Gold für Europa? Die Idee hat offenbar ihren eigenen Charme. Denn am Wochenende hieß es nun, das Finanzministerium wolle Gold an den zuletzt emsig diskutierten Europäischen Währungsfonds (EWF) übertragen. Gold für Griechenland, hieße das im Klartext. Am Montag stellte die Regierung indes eilig klar. "Das ist Unsinn." Eine solche Vorstellung gebe es auf Seiten der Bundesregierung nicht, sagte ein Regierungssprecher.

"Entschiedener Widerstand"

Zuvor hatte bereits die Bundesbank "entschiedenen Widerstand" für den Fall angekündigt, dass ihre Goldreserven zur Rettung von Euroländern eingesetzt werden sollen.

Die Begehrlichkeit ist da: Regelmäßig ist in den vergangenen Jahren die Bundesbank von Politikern aufgefordert worden, den deutschen Schatz endlich zu Geld zu machen.

Die Couleur spielte dabei keine Rolle: Neben CSU-Mann Waigel wollten auch die früheren SPD-Finanzminister Peer Steinbrück und Hans Eichel an das Gold ran.

Selbst aus der Bundesbank kamen schon entsprechende Vorschläge: Der ehemalige Notenbank-Präsident Ernst Welteke (SPD) hatte einst dafür geworben, Gold zu verkaufen, den Erlös auf dem Kapitalmarkt anzulegen und mit den Zinsen einen Fonds für Bildung und Forschung zu finanzieren.

Daraus ist dann nichts geworden, obwohl Spekulationen zufolge auch Welteke-Nachfolger Axel Weber zu Beginn seiner Amtszeit im Jahr 2004 probiert haben soll, die Verkäufe von Gold zu forcieren. Er habe sich angeblich aber nicht im Vorstand mit dieser Idee durchsetzen können und dann die Pläne nicht weiterverfolgt.

Formal braucht die Bundesbank das Gold nicht mehr. Immerhin 3407 Tonnen davon liegen in den Tresoren - außer der US-Notenbank, die mehr als 8000 Tonnen hat, besitzt keine andere Institution so viel Gold wie Deutschland. Derzeit ist es gut 88 Milliarden Euro wert.

Totes Kapital sei das, dass keine Erträge abwerfe, schimpfen Ökonomen. Durch die hohe Reserve werde unnötig viel Kapital gebunden. Bisher hat sich die Sturheit der Bundesbank allerdings gelohnt, auch wenn es nur das Glück des Untätigen ist: Der Wert des Goldes hat sich in den letzten fünf Jahren fast verdoppelt.

Wenn es mal hart auf hart kommen sollte, ist das Gold allerdings nur schwer zugänglich: Es liegt größtenteils in den USA, weitere Bestände befinden sich in Großbritannien und Frankreich.

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