Finanzen kompakt:Die Angst der Banken

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Wikileaks-Gründer Julian Assange genießt die Furcht zahlreicher Banken. Außerdem: Deutsche-Bank-Chef Ackermann will nicht arbeiten, bis er vom Stuhl fällt, Paulson verdient fünf Milliarden Euro und Goldman verdreifacht Gehälter.

"Ich denke, es ist großartig. Wir haben all diese Banken, die sich drehen und winden, die denken, dass es um sie gehen könnte", sagte Wikileaks-Gründer Assange laut Vorabauszügen aus einem Interview mit dem US-Fernsehsender CBS.

Die Ankündigung von Wikileaks-Gründer Julian Assange, mit der Veröffentlichung interner Dokumente eine große US-Bank bloßzustellen, hatte hinter den Kulissen der Finanzwelt hektische Betriebsamkeit ausgelöst. (Foto: dpa)

Damit bezog sich Assange auf die Wikileaks-Ankündigung, Anfang des Jahres Enthüllungen veröffentlichen zu wollen, die eine Bank oder zwei "zerstören" könnten. Die "kommende Publikation" auf der Enthüllungsplattform wolle er aber nicht weiter kommentieren, sagte Assange dazu.

Die Wikileaks-Ankündigung, mit der Veröffentlichung interner Dokumente eine große US-Bank bloßzustellen, hatte hinter den Kulissen der Finanzwelt hektische Betriebsamkeit ausgelöst.

Die Bank of America gilt momentan als wahrscheinlichstes Ziel, weil Assange bereits vor einem Jahr gesagt hatte, im Besitz der Festplatte eines ihrer Manager zu sein. Im vergangenen November hatte der Australier angekündigt, dass die Papiere "ungeheuerliche Übertretungen" und "unethische Praktiken" offenlegen würden.

Assange wird derzeit in Großbritannien festgehalten, ist aber gegen Kaution auf freiem Fuß. Schweden fordert seine Auslieferung wegen mutmaßlicher sexueller Vergehen. Parallel zu dem Strafverfahren in Schweden wird nach Medienberichten auch in den USA eine Anklage gegen Assange vorbereitet. Ihm solle vergeworfen werfen, auf kriminelle Weise an Dokumente zu den Kriegen in Afghanistan und im Irak sowie zu diplomatischen Depeschen gekommen zu sein, die auf Wikileaks veröffentlich worden waren.

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hat Spekulationen über eine weitere Verlängerung seiner Amtszeit zurückgewiesen. "Es ist keine Lösung, immer wieder zu verlängern, bis man vom Stuhl fällt", sagte der Vorstandsvorsitzende des größten Geldhauses Deutschlands dem Magazin Focus laut einem Vorabbericht.

Ackermanns Vertrag war im Jahr 2009 überraschend bis 2013 verlängert worden, weil das Institut damals keinen Nachfolger gefunden hatte. 2013 wird Ackermann 65 Jahre alt. Mittlerweile werden der Top-Investmentbanker des Hauses, Anshu Jain, und Risikovorstand Hugo Bänziger als Favoriten für die Nachfolge gehandelt.

Jain äußerte sich im Focus stolz über die Erfolge der von ihm geleiteten Investmentbank: "Wir haben sie 1995 quasi aus dem Nichts aufgebaut. Welche andere Bank der Welt hat das geschafft?"

Das von dem gebürtigen Inder geleitete Kapitalmarktgeschäft steuert den Löwenanteil des Konzerngewinns bei. In der Branche gibt es Stimmen, die mit einem Abschied Ackermanns bereits 2012 rechnen. Denn für 2011 hat er einen Rekordgewinn von zehn Milliarden Euro versprochen: Wenn er dieses Ziel erreicht habe, könnte für ihn die Gelegenheit zum Abschied ideal sein, heißt es. Ackermann hat das Gewinnziel erst vor wenigen Tagen bekräftigt.

Die US-Investmentbank hat die Gehälter ihrer Führungsspitze verdreifacht. Das Jahresgehalt von Bankchef Lloyd Blankfein steige von 600.000 auf rund zwei Millionen Dollar (1,47 Millionen Euro), wie das Finanzinstitut mitteilte.

Finanzdirektor David Viniar, die beiden Vize-Präsidenten Michael Evans und John Weinberg sowie der Manager für das operative Geschäft, Gary Cohn, erhalten demnach künftig 1,85 Millionen statt der bisher 600.000 Dollar.

Einem Sprecher zufolge waren die Gehälter der Chefetage seit dem Börsengang im Jahr 1999 unverändert geblieben. Zu den Jahresgehältern kommen noch Bonuszahlungen. Goldman Sachs war mehrfach wegen hoher Bonuszahlungen für seine Mitarbeiter in die Kritik geraten.

Der Hedge-Fonds-Manager John Paulson hat mit einem Jahresverdienst von fünf Milliarden Dollar wohl seinen eigenen Rekord gebrochen. In 2007 hatte er den mit vier Milliarden Dollar selbst aufgestellt. Als erstes berichtete das Wall Street Journal am Freitag vom größten Gehaltsscheck der Geschichte.

Investoren, die sich mit Paulsons Portfolio auskennen, bestätigten im Laufe des Tages, die Zahl sei glaubwürdig. Zudem zeigten sie sich ziemlich beeindruckt: "Er hat es in der kurzen und in der langen Frist geschafft", sagte Brad Alford, Gründer von Alpha Capital Management. Böse Zungen hatten immer wieder behauptet, Paulson hätte mit seinen Investitionen entgegen des überhitzten Immobilienmarktes nur Glück gehabt. "Damit hat er bewiesen, dass er alles kann", fügte Alford hinzu.

Gleichzeitung kam neue Kritik auf, ob solch horrende Verdienste wirklich angemessen sind. Im vergangenen Jahr haben Hedge Fonds durchschnittlich um 10,5 Prozent zugelegt. Manager bekommen für ihre Arbeit zwei Prozent Gebühr und noch einmal einen Anteil von 20 Prozent der ihnen zu verdankenden Gewinne. Nach diesem System steigen die Gewinne der Hedge-Fonds-Manager überproportional zu den Zuwächsen der Investitionsbündel selbst.

Paulson wird zu Gute gehalten, dass er sein gesamtes Vermögen immer in die Fonds der eigenen Gesellschaft Paulson & Co investiert hat. Trotzdem sind sich auch Anleger der Unverhältnismäßigkeit der Gehälter bewusst: "Viele dieser Hedge-Fonds-Manager verdienen heute mehr als professionelle Athleten", sagte Kenneth Murray, Chef von Mercury Partners. "Und sie können das sogar für den Rest ihres Lebens machen, während Profisportler im Alter von 35 aufhören müssen." Ohne Frage sei das der beste Job der Welt, so Murray.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/AFP/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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