Test:Das kann die Playstation 4 Pro

PS4 Pro-Premieren-Event

Schärfer, schneller: Sonys Playstation 4 Pro bietet mehr Rechenleistung, neue Spiele sollen aber auch auf der bisherigen PS4 laufen.

(Foto: Rainer Jensen/dpa)

Sony bringt eine neue Spielkonsole auf den Markt - nach nur drei Jahren. Wird die Vorgängerversion nun obsolet?

Von Matthias Huber

Als Sony im September vor die Presse trat, war es ein Tabubruch in dieser Branche: Spielkonsolen, so die unausgesprochene bisherige Regel, können fünf oder sechs Jahre im Wohnzimmer stehen, ohne dass sich ihr Besitzer Sorgen machen muss, die neuesten Spiele nicht mehr spielen zu können. Und jetzt soll es eine neue Sony-Konsole geben, fast auf den Tag genau drei Jahre, nachdem die Playstation 4 erschienen ist. Seit wenigen Tagen ist die Playstation 4 Pro im Handel. Die SZ hat die neue Spielkonsole getestet und beantwortet die wichtigsten Fragen.

Ist die Playstation 4 Pro ein Nachfolger der Playstation 4?

Nein. Sony hat sich selbst harte Regeln auferlegt, um den Markt für Playstation-Spiele nicht zu spalten. Die neue Konsole musste also so gebaut werden, dass auch alte Spiele darauf keine Fehler erzeugen. Deshalb hat Sony mit der PS4 Pro auch etwas getrickst: Der Prozessor, also die Hauptrecheneinheit, läuft darin mit höherem Takt, kann aber bei Bedarf auch vom Betriebssystem herunterreguliert werden. Außerdem ist die Grafikeinheit der klassischen PS4 in der Pro zweimal vorhanden - und die zweite Einheit bleibt ausgeschaltet, wenn die Software nicht nach ihr verlangt. So ist die PS4 Pro im Prinzip eine Playstation 4, nur eben mit einem stärkeren Motor unter der Haube.

Auch die Spieleentwickler haben von Sony ein paar Regeln auferlegt bekommen: Wenn ihr Spiel von der verbesserten Hardware profitieren soll, darf das nicht auf Kosten der regulären Version geschehen. Stattdessen sollen die Pro-Vorzüge - schärfere und flüssigere Bilder, mehr grafische Details - stets nur Zusatz sein.

Funktioniert das?

Nicht alle alten Spiele werden von ihren Entwicklern ein Update erhalten, das die Vorzüge der PS4 Pro ausnutzt. Von "The Witcher 3", das vielfach als Spiel des Jahres 2015 ausgezeichnet wurde, soll es beispielsweise keine verbesserte Version geben. Aktuelle erfolgreiche Titel werden aber größtenteils angepasst - und zukünftige wohl auch. Allerdings ist der Effekt der Pro je nach Spiel sehr unterschiedlich. "Horizon: Zero Dawn", ein Abenteuer-Actionspiel, schafft vor allem durch die HDR-Technologie beeindruckende Bilder. HDR steht für "High Dynamic Range" und verleiht Bildern mehr Kontrast - wenn der Fernseher das darstellen kann, bisher können das nur einige neuere Geräte. Steht die Heldin im Gegenlicht der untergehenden Sonne in der Dschungelkulisse, sind dank HDR auch in den sehr hellen und den sehr dunklen Stellen des Bildes noch viele Details vorhanden. Die normale Version erscheint dagegen deutlich blasser. Weniger eindrucksvoll ist dabei die höhere Auflösung, zu der die PS4 Pro fähig ist: Sie ermöglicht zwar, dass der Spieler auf Blättern und Kleidern auch feine Strukturen erkennen kann, in der Hektik des laufenden Spiels dürften diese Nuancen an Grafikqualität aber kaum auffallen.

"Rise of the Tomb Raider" dagegen überlässt es dem Spieler, wie er den Motor der PS4 Pro nutzen will. Er kann einstellen, ob er die Rechenleistung der Konsole für flüssigere Bewegungen, höhere Auflösung oder mehr grafische Details einsetzen will. Das jeweilige Ergebnis unterscheidet sich deutlich und ist Geschmackssache. Grundsätzliche Grafikschwächen des Spiels können aber auch alle drei Einstellmöglichkeiten der neuen PS4 Pro nicht ausbügeln.

Braucht man für die Playstation 4 Pro einen Fernseher mit 4K-Auflösung?

Nicht unbedingt, auch die Besitzer normaler HD-Fernseher dürften von der neuen Technik profitieren. Allerdings werden die grafischen Unterschiede dann noch weniger ins Auge fallen. Größere Chancen auf einen Wow-Effekt hat ein Fernseher, der die HDR-Technologie unterstützt. Die beherrscht per Software-Update allerdings auch die reguläre Playstation 4.

Die Pro-Version kann sich aber auch für die Besitzer älterer Fernseher lohnen. Sony verbaut darin beispielsweise etwas mehr Arbeitsspeicher, was die Ladezeiten des Systems in bestimmten Fällen verkürzen kann. Außerdem gibt es Berichte, dass die drahtlose Netzwerkverbindung der PS4 Pro deutlich stabiler und schneller sei. Auch das Virtual-Reality-Headset "Playstation VR" soll von der besseren Rechenleistung profitieren können, wenn Spiele dafür optimiert werden.

Was verspricht sich Sony von der Playstation 4 Pro?

Für Sony ist dieses Hardware-Update ein Experiment. Auf dem Konsolenmarkt gab es Vergleichbares seit den 1990er-Jahren nicht mehr. Wer die verbesserte Hardware nicht braucht, kann jetzt beim Kauf einer PS4 100 Euro sparen, und wer eine Pro will, zahlt dafür nicht mehr als noch vor wenigen Wochen für die reguläre Version. Außerdem dürfte es die Abwanderung von Spielern auf den PC-Markt abschwächen. Es verwundert daher nicht, dass auch Microsoft an einer leistungsfähigeren Version der Konkurrenz-Konsole Xbox One arbeitet, die 2017 auf den Markt kommen soll.

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