Präsentation der Playstation 4:Sony startet den Kampf um die Zukunft der Konsolen

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Nach sechs Jahren Wartezeit hat Sony erstmals Details der Playstation 4 vorgestellt. Zum Weihnachtsgeschäft könnte sie auf den Markt kommen. Doch so einfach wie in der Vergangenheit wird Sony nicht erfolgreich sein. Die Konkurrenz ist riesig und nicht auf alle Herausforderungen der heutigen Unterhaltungswelt hat Sony eine Antwort.

Von Pascal Paukner und Mirjam Hauck

Seit Monaten fieberten Konsolenspieler aus aller Welt der Präsentation der neuen Playstation entgegen. Nun war es endlich so weit. In New York gab der japanische Elektronikkonzern erstmals Auskunft über seine Vorstellung von der nächsten Konsolengeneration - und blieb Antworten auf wichtige Fragen schuldig.

Das Aussehen der Konsole bleibt weiterhin geheim. Auch teilte Sony nichts über den Preis der Konsole mit und nannte kein genaues Datum für den Verkaufsstart. Klar ist allerdings, dass die Konsole zum Weihnachtsgeschäft Ende des Jahres auf den Markt kommen soll.

Sony muss mit der Playstation 4 dringend einen Erfolg landen. Seit drei Jahren schreibt das Unternehmen Verluste. Seitdem die Playstation 3 im Jahr 2006 in die Läden kam, hat sich der Markt für Unterhaltungselektronik fundamental verändert. Auf diesen Wandel muss Sony reagieren, die Herausforderungen sind groß.

Starke Konkurrenz durch Tablets und Browsergames

Zwar wurden 2012 noch Konsolen und Videospiele im Wert von 30 Milliarden Dollar verkauft, doch laut den Marktanalysten von Gartner ist der Markt gesättigt. Für die kommenden Jahre prognostizieren die Marktforscher lediglich geringe Steigerungen. Denn den Konsolen ist ein mächtiger Konkurrent erwachsen: Tablets und Smartphones samt Browserspielen. Noch besitzt in Deutschland gerade einmal jeder Dritte der unter 30-Jährigen einen Tablet-PC. In den USA nennt allerdings bereits gut die Hälfte dieser Altersgruppe ein Tablet sein eigen - und der Anteil steigt. Das gilt auch für die dazugehörigen Spiele: Waren es anfangs noch vor allem sogenannte "Casual Games", werden die Ansprüche an die Spiele-Apps inzwischen anspruchsvoller, die Grafik zunehmend ausgefeilter und damit aufwendigen Konsolenspielen immer ähnlicher.

Hinzu kommt, dass auch Browsergames Gelegenheitsspieler zunehmend davon abhalten, sich zusätzlich zu den mobilen Geräten noch Konsolen für zu Hause zu kaufen. Und noch einen wichtigen Vorteil haben die Spiele für Smartphones und Tablets: Sie kosten nur ein paar Euro, für Konsolenspiele blättert man leicht das Zehnfache hin. Nach Erhebungen der US-Marktforscher der NPD Group stieg der Preis des durchschnittlichen per Download bezogenen Games 2012 um 16 Prozent an, der Wert der verkauften traditionellen Titel für Konsolen ging dagegen um 21 Prozent zurück.

Selbst hartgesottene Spieler, die regelmäßig neue Spielepakete gekauft haben, gehen dazu über, auf mobilen Geräten zu spielen. Nintendo hat sich mit der neuen Wii U, die im November 2012 auf dem Markt kam, darauf eingestellt: Das dazugehörige Gamepad lässt sich als Steuerung sowie als zweiter Bildschirm nutzen. In Sachen Umsatz verlief der Start der Konsole für Nintendo sodann auch zufriedenstellend, auch wenn der Absatz der Geräte zunächst geringer ausfiel als beim Vorgängermodell.

Interessant ist, wie sich Sony nun gegenüber diesen neuen Herausforderungen positioniert: "Nicht mehr das Wohnzimmer ist der Mittelpunkt, sondern der Spieler", sagte Sony-Spartenchef Andrew House. So soll es zukünftig möglich sein, jedes Spiel für die Playstation 4 auch auf Sonys tragbarer Spielkonsole Playstation Vita weiterzuspielen. Ob diese Strategie allerdings von Erfolg geprägt sein wird, ist fraglich: Die Präsentation der Playstation 4 zeigte auch eine Konsole, die in der Lage ist, grafisch höchst anspruchsvolle Spiele darzustellen. Diese lassen sich nicht ohne weiteres auf eine mobile Konsole transferieren. Zudem muss der Käufer sich zusätzlich eine zweite Spielkonsole anschaffen. Gerüchte, wonach Sonys Controller mit einem eigenen Display ausgestattet ist, bestätigten sich nämlich nicht.

Womit Sony allerdings punkten könnte, sind die neuen sozialen Funktionen, welche die Playstation 4 bietet. So soll es direkt aus dem Spiel heraus möglich sein, Freunden Informationen über den aktuellen Spielstand mitzuteilen. Außerdem sollen sich Freunde und Bekannte von ihrer Playstation 4 aus ins Spiel einklinken lassen können, um dem Spieler etwa bei einer für ihn unlösbaren Aufgabe zur Seite zu stehen. Das ist neu, innovativ und bietet Potenzial.

Konsolen müssen auch Entertainment-Plattformen sein

Als vor gut zwei Jahrzehnten die ersten Spielkonsolen neben den Fernsehgeräten im Wohnzimmer zur Gewohnheit wurden, waren sie dort abgesehen vom Videorekorder noch ziemlich alleine. Das hat sich inzwischen fundamental geändert.

Nicht nur die Fernsehgeräte selbst verfügen vermehrt über Funktionen, die denen von Computern ähneln. Smart-TV nennen die Hersteller das. Zudem gewinnen auch sogenannte Set-Top-Boxen an Popularität. Damit sind Fernsehnutzer nicht länger nur auf das klassische TV-Programm angewiesen, sie können auch auf On-Demand-Inhalte aus dem Internet zugreifen. Das Fernsehgerät wird somit vermehrt zur universellen Unterhaltungszentrale.

Diesem Trend wird auch die Playstation 4 gerecht werden müssen. Will Sony mit der Konsole auf dem breiten Massenmarkt erfolgreich sein, muss sie mehr als eine reine Spielkonsole sein. Auf der Präsentation war dazu aber noch wenig zu hören.

Microsofts neue Xbox steht bereits in den Startlöchern

Es gibt eine weitere Konsole, die sogar noch mehr Jahre auf dem Buckel hat als Sonys Playstation 3: Seit sieben Jahren ist die Xbox 360 von Microsoft auf dem Markt. Zwar fehlt ihr der Blu-Ray-Player, der gerne als Pro-Playstation-Verkaufsargument herangezogen wird. Doch auch dank der innovativen Bewegungssteuerung Kinect gelang es Microsoft, die Xbox zur bestverkauften Spielkonsole zu machen.

Höchstwahrscheinlich wird Microsoft bereits im kommenden Mai die Nachfolgegeneration der Xbox vorstellen und sie mit einer neuen Sprachsteuerung wie Apples Siri ausstatten. Zwar versteht bereits die Xbox 360 über die Kinect-Steuerung einfachste Befehle, künftig soll sich die Konsole aber auch per Sprachbefehl ein- und ausschalten lassen und Sprache in Text verwandeln können.

Zwar ist Sony mit seiner Produktvorstellung dem Konkurrenten Microsoft nun zuvorgekommen, was innovative Bedienkonzepte angeht, war allerdings nicht Revolutionäres zu erfahren. Die Playstation 4 wird ähnlich wie Microsofts Kinect mittels einer Kamera in der Lage sein, die Position des Spielers zu erfassen. Ebenso wird es laut The Verge möglich sein, das Gerät per Sprache zu steuern. Ob das allerdings ausreicht, um Kinect-Fans zum Umstieg zu bewegen, bleibt zweifelhaft.

Die große Unbekannte: Valves Steambox

Gefahr droht Sony auch von einem völlig neuen Konkurrenten. Der Spielehersteller Valve hat am Rande der diesjährigen Unterhaltungselektronikmesse CES in Las Vegas bestätigt, eine eigene Konsole auf Basis des freien Betriebssystems Linux zu entwickeln. Die Steambox soll angeblich in drei Varianten auf den Markt kommen. Das Einsteigermodell soll für unter 100 Dollar, möglicherweise sogar kostenlos, zu haben sein. Zusätzlich soll es ein Gerät mit einer technischen Mittelklasse-Ausstattung für circa 300 US-Dollar geben und ein High-End-Modell, das sich mit den besten Desktop-Gaming-Computern messen lassen können soll.

Branchenbeobachter räumen Valve gute Chancen ein, erfolgreich in den Markt für Spielkonsolen einzusteigen. Der Software-Entwickler betreibt mit Erfolg die Spieleplattform Steam und zählt dort mehr als 50 Millionen Computerspieler zu seinen Kunden. Eine kluge Integration in die geplante Spielkonsole vorausgesetzt, könnte das für viele dieser Kunden einen Kaufanreiz darstellen. Hinzu kommt, dass Valve in die Steambox wohl auch die Möglichkeit integrieren wird, mittels Browser auf das Web zuzugreifen. Damit wäre die Steambox zumindest in den USA auch dafür zu gebrauchen, um etwa Filmdienste wie Hulu oder Netflix zu nutzen. Auch ist Steam schon heute eine Art soziales Netzwerk, mit dem sich Freunde kontaktieren lassen.

Konkurrenz durch weitere günstige und leistungsfähige Konsolen

Mit einer eigenen Konsole will im Frühsommer der Grafikchip-Hersteller Nvidia der etablierten Konkurrenz Kunden abjagen. Das Gerät, das unter dem Namen Project Shield im Januar auf der CES in Las Vegas vorgestellt wurde, kommt wie ein klassischer Controller daher, allerdings inklusive aufklappbarem hochauflösendem Bildschirm mit Touchscreen. Verbaut sind natürlich die neuesten und sehr leistungsstarken Nvidia-Chips. Als Betriebssystem läuft Android, somit hat der Spieler Zugriff auf Spiele aus der Cloud sowie auf alle Video- und Musikdienste von Google. Allerdings soll "Shield" nicht nur einfache Games wie Angry Birds abspielen, sondern eben auch komplexere Spiele wie Borderlands 2. Die Spiele lassen sich mittels Wlan oder HDMI auf dem Spiele-PC oder dem Wohnzimmerfernseher streamen. Was die neue Nvidia-Konsole kosten soll, ist noch nicht bekannt. Experten rechnen mit einem Preis um die 200 bis 300 Euro.

Im März soll zudem eine weitere günstige Konsole auf den Markt kommen: Sie heißt Ouya und soll nur 99 Dollar kosten und wurde von einem unabhängigen Entwicklerteam entworfen und mittels Crowdfunding finanziert wurde. Ouya ist ein kleiner weißer Kasten, auf dem ein modifiziertes und programmierbares Android-Betriebssystem läuft.

Was hingegen die neue Playstation kosten wird, ist noch immer unklar. Sony wollte sich dazu bislang nicht äußern. Jüngste Spekulationen hielten einen Preis zwischen 300 und 400 Euro für realistisch. Angesichts der höheren Preise von Sony-Konsolen in der Vergangenheit ist das allerdings alles andere als sicher.

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