Nahostkonflikt:Google entfernt umstrittenes Gaza-Spiel

Nahostkonflikt: Ziel des Spiels "Bomb Gaza" ist es, die schwarzen Figuren zu treffen, die weißen Figuren gilt es zu verschonen.

Ziel des Spiels "Bomb Gaza" ist es, die schwarzen Figuren zu treffen, die weißen Figuren gilt es zu verschonen.

(Foto: Screenshot)

Per Mausklick Gaza bombardieren: Mit dem Handy-Game "Bomb Gaza" kann man den Nahostkonflikt nachspielen. Google hat das Spiel aus seinem Angebot entfernt. Ähnliche Spiele sind aber weiterhin verfügbar.

Von Benedikt Becker

Es erinnert an eine ältere Version von Super Mario: Die verpixelte Grafik, die gedrungenen Männchen. Doch Bomb Gaza ist ein Spiel, das bittere Realität zeigt. Der Spieler steuert ein israelisches Flugzeug über den Gaza-Streifen, am Boden sind schwarz vermummte Figuren zu sehen, Hamas-Kämpfer. Ziel des Spiels: Bomben auf die Terroristen abwerfen, Zivilisten verschonen.

Nach zunehmender Kritik hat Google das Handy-Game am Montag aus seinem App-Angebot entfernt. Auch bei Facebook ist es nicht mehr zu finden. "Wir entfernen Apps aus dem Google-Angebot, die gegen unsere Richtlinien verstoßen", sagte ein Google-Sprecher. Gegen welche Richtlinien Bomb Gaza konkret verstößt, bleibt unklar. Auch Gaza Assault: Code Red, ein ähnliches Spiel, wurde gelöscht.

Bis zu 1000-mal sei Bomb Gaza seit seiner Erscheinung am 29. Juli bereits heruntergeladen worden, berichtet die britische Zeitung Guardian. In der Bewertungspalte von Googles Play Store, bei Twitter und auf der Facebook-Seite des Spielentwicklers Playftw sind sich die Kritiker einig: Aus einem realen Krieg ein Spiel zu machen ist geschmacklos und menschenverachtend.

Bei dem seit mehr als drei Wochen anhaltenden Konflikt zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas sind nach palästinensischen Angaben mehr als 1800 Bewohner des Gazastreifens getötet worden, die meisten davon Zivilisten. Israel zufolge kamen 64 Soldaten und drei Zivilisten bei den Kämpfen ums Leben.

Handy-Games beeinflussen die Einstellungen der Spieler

Historische Kriege als klassische Konsolen- oder Computerspiele gibt es schon lange. Bei Konflikten der Gegenwart sind die großen Softwareentwickler eher vorsichtig. "Der Krieg gegen den Terrorismus wird meist als fiktionales Spiel konzipiert", sagt Johannes Breuer, Medienwissenschaftler von der Universität Münster. Spiele für Handys oder Tablets hingegen werden vermehrt zu aktuellen Krisen entwickelt, oft auch Propagandazwecken. "Der Kostenaufwand für solche Spiele ist gering, der Zugang zum Markt unkompliziert", sagt Breuer.

Von Experten werden Spiele wie Bomb Gaza allerdings ähnlich kritisch gesehen wie klassische Ego-Shooter. "Auch solche Handy-Games können eine Wirkung auf die Spieler haben", sagt Tobias Rothmund von der Universität Koblenz-Landau. Das Gut-Böse-Schema in Kriegsspielen könne die Einstellung zu den beteiligten Gruppen beeinflussen, so der Psychologe, der zur Wirkung von Gewaltspielen forscht: "Die Einstellung gegenüber Arabern als ethnischer Gruppe wird negativer, wenn diese im Spiel nur als Terroristen auftauchen."

Ähnliche Spiele sind noch in Googles App-Store zu finden

Google ist nicht dafür bekannt, die Inhalte seines App-Stores eindringlich zu prüfen. "Apple kontrolliert sein Angebot deutlich strenger", sagt Medienwissenschaftler Breuer. Dass bisher nur Bomb Gaza und Gaza Assault: Code Red entfernt wurden, erscheint inkonsequent. Noch immer können über Google Spiele heruntergeladen werden, die sich an den aktuellen Geschehnissen im Nahen Osten orientieren. Wann die Spiele entwickelt wurden, lässt sich nicht überprüfen, aber alle sind erst in den letzten beiden Wochen aktualisiert worden.

Der Großteil dieser Android-Games ruft zur Verteidigung Israels auf. "Israel wird angegriffen, dein Land braucht dich", heißt es in einer Spielbeschreibung. Dann übernimmt der Spieler die Steuerung des Raktenabwehrsystems "Iron Dome" und rettet Level für Level eine andere israelische Stadt vor feindlichem Beschuss. Eine Variante der Gegenseite gibt es auch: Dann steuert man eine Rakete der Hamas an Flugzeugen mit Davidstern und Abwehrraketen vorbei. Ziel dabei: Eine israelische Stadt vernichten.

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