Musikstreaming-Dienst:Google schon bald im Musikgeschäft

Amazon war vorgeprescht, nun zieht der Internet-Riese nach. Google wird wohl einen Musikdienst auf Cloud-Computing-Basis vorstellen, auch ohne Lizenzen der Musikindustrie.

Googles Musikdienst steht nach langer Vorbereitung laut US-Medienberichten vor der Veröffentlichung. Der Internet-Konzern werde das Netz-basierte Angebot am Dienstag auf der Entwicklerkonferenz Google I/O vorstellen, berichteten die New York Times und das Wall Street Journal.

File photo of Apple computer on Google's company campus in Mountain View

Amazon überraschte Google und Apple mit ihrem Musikdienst. Nun zieht als nächstes der Suchmaschinenbetreiber nach.

(Foto: Reuters)

Der Dienst basiert auf dem Prinzip des Cloud-Computing. Nutzer laden ihre Musik auf Google-Server hoch und können ihre Lieder von dort auf diverse Geräte abrufen, egal ob es sich dabei um das eigene Smartphone oder irgendeinen PC handelt. Dabei wird die Musik über das Internet gestreamt, also direkt vom Server abgespielt, ohne vorher auf dem Gerät gespeichert zu werden.

Einen ähnlichen Dienst startete bereits der Online-Händler Amazon im März und überraschte damit die Branche. Auch Apple will Gerüchten zufolge seine iTunes-Plattform um ein Cloud-Angebot erweitern und führt deshalb Verhandlungen mit den Plattenfirmen.

Genauso wie Amazon habe Google für den Dienst keine neuen Verträge mit der Musikindustrie abgeschlossen, schreiben die US-Blätter. Zwar hatte Google monatelang mit der Musikbranche verhandelt, konnte sich aber nicht einigen.

Amazon war mit seinem Angebot vorgeprescht, die Musikbranche reagierte verschnupft. Sie vertrat den Standpunkt, dass für Cloud-Dienste neue Lizenzen gekauft werden müssen. Amazon verweist darauf, dass der Dienst nur eine virtuelle externe Festplatte in der Internet-Wolke sei.

Ähnlich argumentiert auch Google und bietet deshalb auch keinen eigenen Online-Shop an, in dem Kunden Alben kaufen können. Es kann also nur die eigene Musikdatenbank auf die Server geladen werden, die Lieder werden dann auf den PC oder das Smartphone gestreamt.

Platz für 20.000 Songs

Bei Amazon erhalten Kunden fünf Gigabyte Speicherplatz kostenlos. Wenn man sich ein MP3-Album kauft, wird die virtuelle Festplatte mit dem Namen "Cloud Drive" für ein Jahr auf 20 Gigabyte aufgestockt. Google bietet seinen Kunden während einer Testphase zunächst Platz für 20.000 Songs, unabhängig vom Speicherplatz und kostenlos.

Wie häufig bei neuen Google Diensten, sollen zunächst nur ausgewählte Nutzer über eine Einladung den Musik-Service testen können. Amazons "Cloud Drive" ist bisher Kunden in Nordamerika vorbehalten.

Apple stünde mit Googles Start noch stärker unter Druck, mit seinem Angebot ebenfalls zeitnah auf den Markt zu kommen. Laut einigen Medienberichten will der iPhone-Konzern ein neu gebautes großes Rechenzentrum unter anderem für den Musik-Streamingdienst einsetzen. Auch wird erwartet, dass es Apple gelingt, die Verhandlungen mit der Musikindustrie erfolgreich abzuschließen.

Von der Entwicklerkonferenz Google I/O wird auch Neues zum Computer-Betriebssystem Chrome erwartet, an dem der Internet-Konzern schon länger arbeitet. Google setzt bei seinen Diensten konsequent auf das Cloud Computing - bei denen Programme und Daten im Internet abgespeichert werden und so von jedem PC aus genutzt werden können.

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