Störung am Wochenende:Telekom fahndet nach Ursache für Mobilfunk-Ausfall

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Kein Netz: Am Wochenende nervte der größte Ausfall seit Langem Telekom-Kunden. Der Konzern versucht herauszufinden, warum die IT für den Notfall versagte.

Von Caspar Busse, München

Dort, wo auf dem Display des Mobiltelefons üblicherweise der Name des Telekommunikationsanbieters erscheint, stand am Samstagmorgen bei sehr vielen Nutzern nur: "Kein Netz". Doch die Deutsche Telekom hatte sich nicht kurzfristig umbenannt, wie einige bei Twitter scherzten. Grund war viel mehr eine deutschlandweite Störung im Mobilfunknetz des ehemaligen Staatskonzerns. Stundenlang konnten Telekom-Kunden weder mobil telefonieren noch mit ihrem Smartphone ins Internet gehen.

Ein so massiver und langer Ausfall im gesamten Netz in dieser Größenordnung ist ziemlich ungewöhnlich. Bei der Telekom habe es zuletzt eine solche Störung im Mobilfunknetz 2009 gegeben, also vor sieben Jahren, sagte ein Telekom-Sprecher. Die ersten Probleme seien diesmal in der Nacht von Freitag auf Samstag gegen ein Uhr aufgetreten. Danach habe es immer mehr Beschwerden von Kunden gegeben, die Störung sei dann erst am Samstagvormittag behoben gewesen.

Dass das Problem in einer eher nutzungsarmen Zeit am Wochenende auftrat, war wohl Glück im Unglück. Der Telekom-Sprecher entschuldigte sich am Sonntag ausdrücklich bei allen Kunden. "Jede Minute, die man nicht in das Netz reinkommt, kann schon sehr ärgerlich sein", sagte er.

Offenbar war am Samstag nicht das Mobilfunknetz als solches gestört. Das Problem lag vielmehr in der IT der Telekom, wie der Konzern mitteilte. Bei jedem Verbindungsaufbau eines Mobiltelefons gleicht der Zentralrechner der Telekom die jeweilige Sim-Karte mit dem Benutzerkonto ab, prüft, ob die Karte noch gültig ist und welchem Abrechnungskonto sie zuzuordnen ist. Dieses Einloggen in die zentrale Datenbank war jedoch am Samstag nicht möglich, die Verifizierung wurde nicht vorgenommen. Die Folge: Auf dem Display erschien die Meldung "Kein Netz".

Die Analyse des Störfalls würde laufen, hieß es bei der Telekom. Ungeklärt ist dabei vor allem, warum sich nicht automatisch das sogenannte Back-up-Netz eingeschaltet hat. Aus Sicherheitsgründen unterhält die Telekom - wie auch andere Unternehmen aller Branchen - Parallel-IT-Systeme für den Notfall, die sich automatisch einschalten. Diesmal hat dies aber offenbar nicht funktioniert. Es sei jedoch kein Hackerangriff gewesen. Chancen auf Schadenersatz gibt es so gut wie nicht.

Kein Netz: Am Wochenende konnten viele Telekom-Kunden nicht telefonieren. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Offen ist, wie viele Nutzer genau betroffen waren. Unbeeinträchtigt war das Festnetz der Telekom, aber auch Mobilgeräte, die eine Wlan-Verbindung nutzten. Außerdem wird die Verifizierung der Sim-Karte nur dann vorgenommen, wenn der Nutzer die Funkzelle wechselte. Telefoniert er also von einer Stelle, war er womöglich auch nicht betroffen. Die allgemeine Notrufnummer soll funktioniert haben. Beeinträchtigt war aber beispielsweise die ADAC-Pannenhilfe. Rund 500 Pannenfälle konnten nach Angaben des ADAC zwischen 2.00 Uhr und etwa 10.30 Uhr nicht gemeldet werden. Das seien 40 Prozent der sonst üblichen Meldungen. Auch die Mitarbeiter der ADAC-Straßenwacht seien nicht zu erreichen gewesen. Die Telekom hat insgesamt rund 40 Millionen Mobilfunkkunden in Deutschland. Größer ist nach Anzahl der Kunden Telefónica, dahinter liegt Vodafone. Nach Umsatz bezeichnet sich die Telekom als Marktführer.

© SZ vom 13.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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:Mobilfunknetz der Telekom funktioniert wieder

Das Netz war am Samstagmorgen für mehrere Stunden kaum nutzbar gewesen. Mittlerweile hat die Telekom die Ursache gefunden und offenbar beheben können.

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