Internet:Vodafone will doch nicht drosseln

CeBIT 2015

Egal wie viel "gesaugt" wird: die Verbindung von Vodafone-Kunden bleibt jetzt doch schnell.

(Foto: dpa)
  • Vodafone hat bekannt gegeben, die Internetgeschwindigkeit von Kunden zu drosseln, die pro Tag mehr als zehn Gigabyte Daten auf Tauschplattformen übertragen.
  • Nach Protesten nimmt das Unternehmen seine Entscheidung zurück. Erst einmal soll gar nicht mehr gedrosselt werden.

Von Varinia Bernau

Ein wenig Schadenfreude haben sie bei Vodafone wohl schon verspürt. Damals, als das ganze Land über die Drosselkom schimpfte: Die Deutsche Telekom hatte im Mai 2013 angekündigt, die Geschwindigkeit von Internetverbindungen im Festnetz ab einer bestimmten Menge übertragener Daten zu senken.

Binnen vier Tagen unterschrieben 50 000 Menschen eine Online-Petition gegen die Pläne, scharfe Kritik kam von Verbraucherschützern und vom Bundeswirtschaftsminister - und bei Vodafone, dem wichtigsten Rivalen der Telekom im Mobilfunk wie im Festnetz, betonten sie damals, keinerlei Pläne zu haben, die DSL-Geschwindigkeit ihrer Kunden zu drosseln.

Die vertragliche Grenze: Zehn Gigabyte pro Tag

Inzwischen aber ist Vodafone nicht mehr nur Vodafone: Der Konzern hat kurz nach der Aufregung über die Drosselkom den Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland gekauft. Bei dem waren die Geschwindigkeiten für das Rauf- und Runterladen von großen Dateien auch damals schon gedeckelt. Laut Vertrag lag die Grenze bei einem Datenverkehr von zehn Gigabyte, de facto griff die Bremse aber erst bei 60 Gigabyte am Tag, weil die Netze der Belastung standhielten. Im Moment, so sagte damals ein Sprecher, stoße erst einer von 1000 Kunden an diese Grenze. Doch man wollte eben gerüstet sein. Gestört hatte sich niemand daran.

Bis jetzt: Im November hat das Unternehmen damit begonnen, das, was bereits in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen stand, technisch auch in die Tat umzusetzen. Sobald an einem Tag zehn Gigabyte Daten von Tauschplattformen übertragen wurden, sollte die Geschwindigkeit für solche Dienste wie etwa Bit Torrent oder Rapidshare für den Rest des Tages auf etwa 100 Kilobit pro Sekunde (Kbit/s) abgesenkt werden. Normales Surfen im Netz und auch andere Dienste wie etwa legales Film- oder Musikstreaming fiel nicht unter die Regelung und war so schnell wie sonst möglich.

Viel Aufregung um Drosselfone - und eine Rolle rückwärts

Die Aufregung aber war trotzdem groß. In Internetforen fragten immer mehr Menschen: Woher weiß Vodafone eigentlich, wann eine Tauschplattform wie Bit Torrent angesteuert wird und wann nur ein Streamingdienst wie Spotify? Ist dies gar ein dreister Verstoß gegen das Gebot der Netzneutralität? Drosselfone statt Drosselkom?

Die Telekom brauchte sieben Monate und eine Niederlage vor Gericht, um ihre Pläne zu begraben: Seither gibt es echte Flatrates und günstigere, aber gedeckelte Tarife. Vodafone macht nun nach wenigen Tagen eine Rolle rückwärts - zumindest eine kleine. Man werde erst einmal nicht mehr drosseln, sagte ein Firmensprecher. Weder bei einer Grenze von zehn, noch bei 60 Gigabyte. An den AGBs in den Verträgen aber ändert sich nichts. Dort heißt es noch immer, dass Vodafone berechtigt ist, für die Nutzung von Tauschplattformen die Übertragungsgeschwindigkeit bis zum Ende des Tages auf 100 Kbit/s zu senken, sobald sich der Kunde an diesem Tag mehr als zehn Gigabyte verbraucht hat.

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