Kabellos Musikhören:Darauf sollten Sie bei Bluetooth-Kopfhörern achten

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Klein, diskret und dann auch noch ein guter Klang? Nicht alle In-Ear-Hörer erfüllen diese Ansprüche. (Foto: Edgar Chaparro/Unsplash)

Von Apple bis Sennheiser bieten viele große Audio-Firmen In-Ear-Kopfhörer an. Doch die Modelle haben fast alle ihre eigenen Tücken. Fünf Produkte im Test.

Von Helmut Martin-Jung, München

Wie peinlich hätten Sie's denn gerne? Wer mobil Musik mit In-Ear-Hörern ohne Kabel genießen will, der sollte nicht allzu empfindlich gegen Spott seiner Mitmenschen sein. Denn richtige Designwunder gibt es in diesem Sektor nicht. Entweder man sieht aus wie ein Tier, dem gerade die Stoßzähne wachsen, oder wie ein Cyborg. Wie sollte das auch anders sein, die Hörerlein sollen ja nicht zu groß sein, brauchen aber zur Energieversorgung einen Akku, und sie sollen zumindest halbwegs vernünftig klingen.

Ach ja, und dann sollten sie auch noch gut im Ohr halten. Wo kein Kabel, da viel Ärger, wenn die guten (und auch meist ziemlich teuren Stücke) herunterfallen. Und dabei entweder Schaden nehmen oder - etwa beim Laufen im Wald - schwer wiederzufinden sind. Ziemlich viele, sich teils widersprechende Anforderungen sind das für die Ingenieure. Kein Wunder also, dass dabei auch krude Lösungen herauskommen.

Im Prinzip gibt es bei den Kabellosen zwei Gruppen. Die einen kommen völlig ohne Strippe aus, die anderen sind miteinander durch ein kurzes Kabel verbunden, brauchen aber keines zur Kommunikation mit dem Abspielgerät, in den meisten Fällen wird das ein Smartphone sein.

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Die meisten der Geräte können auch die Telefonfunktion der Schlauhandys steuern, man muss sie also nicht aus dem Ohr nehmen, wenn jemand anruft. Dass sich jemand plötzlich mit dem Finger ans Ohr fasst und dann zu palavern anfängt, nun, die meisten haben sich mittlerweile daran gewöhnt, und die Funkstöpsel sind ja auch in aller Regel gut als solche zu erkennen. Ansonsten hilft nur Fatalismus: Sollen die anderen ruhig blöd gucken.

Damit die Übertragung ohne Kabel funktioniert, müssen die In-Ears den Bluetooth-Standard beherrschen; die besseren darunter verfügen auch über Standard-Erweiterungen, die dafür sorgen, dass die Musik nicht durch zu starke Kompression leidet. Da die Hörer eher kompakt sein sollen, ist nicht allzu viel Platz für die Akkus. Manche Hersteller lagern diese an die verbindenden Kabel aus. Diejenigen, die ganz ohne Kabel arbeiten, müssen die Stromversorgung notgedrungen in die Hörer selbst einbauen. Damit halten diese meist nur drei bis vier Stunden durch.

Die Anbieter der völlig kabellosen Ohrstöpsel liefern deshalb Aufbewahrungsboxen mit, in denen ein Akku steckt. Mit diesem lassen sich die Hörer einige Male aufladen, bevor dann die Box selber wieder an den Strom muss. Am geschicktesten hat Apple das gelöst. Die kleinen Ohrstöpsel werden von einem Magnet automatisch in die richtige Position gezogen, bei anderen Anbietern ist das etwas fummeliger gelöst, aber auch nicht kompliziert. Die Hörer mit Verbindungskabel werden zumeist über einen Micro-USB-Anschluss aufgeladen.

Anprobieren dringend empfohlen

Besonders wichtig ist bei In-Ears natürlich die Passform. Eine ideale Form kann es dabei nicht geben, denn jedes Ohr ist anders. Der eine mag die Hörer gerne im Gehörgang, die andere hat es lieber, wenn sie - wie Apples Airpods - nur außen aufsitzen. Diese isolieren daher kaum von Umgebungsgeräuschen, was zum Beispiel draußen beim Laufen auch durchaus erwünscht sein kann. Den einen drücken diese Hörer, die andere kommt mit jenen anatomisch nicht zurecht.

Zwar liefern alle Hersteller außer Apple verschieden große Silikonpolster mit, nicht immer bringt das aber den gewünschten Effekt. Es hilft also nix: Am besten ist es in diesem Fall wirklich, die Hörer zu probieren, was bei derart teuren Anschaffungen zwar möglich sein sollte, allerdings ein hygienisches Problem darstellt.

Schließlich noch der Klang. Grundsätzlich gilt: Je tiefer die In-Ears tatsächlich im Ohr sitzen, desto mehr isolieren sie akustisch von der Außenwelt. So fällt es auch leichter, viel Bass zu liefern. Dass es auch anders geht, beweisen die Airpods von Apple, die ordentlich Bass bringen, obwohl sie eher auf als im Ohr sitzen. Auch hier heißt es: Ausprobieren, denn die Geschmäcker und die Erwartungen sind eben verschieden. Am besten nimmt man dazu seine eigene Musik mit - die will man später ja dann auch hören.

Apple AirPods

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(Foto: oh)

Was soll man nur zu Apples AirPods sagen? Einerseits technisch sehr sauber gelöst, aber das Design ist doch mindestens bedenkenswert. Die AirPods sitzen eher auf als im Ohr, was nicht bei jedem gleich gut funktioniert. Sie bringen ausreichend Bass rüber, klingen überhaupt sehr ausgewogen. Bauartbedingt hört man Außengeräusche durch. Die Kopplung funktioniert nicht bloß mit Apple-Handys. Über diese lassen sich die Hörer aber zusätzlich auch durch Sprachkommandos steuern. Die kompakten weißen Hörer kommen in einer ebenfalls weißen Box, die wiederum sehr an Zahnseide-Schachteln erinnert. Aber sei's drum: Die Hörer gleiten wunderbar leicht in die Box, in der sie recht schnell wieder aufgeladen werden. Auch der Preis, 179 Euro, erscheint gemessen an der Konkurrenz nicht übertrieben.

Momentum free

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(Foto: oh)

Sennheisers Premium-In-Ear-Hörer sind mit einem Kabel untereinander verbunden, das man um den Nacken trägt. An ihm ist eine Bedieneinheit (rechts) sowie der Akku (links) befestigt. Die Hörer selbst wollen tief ins Ohr gedrückt werden, sonst entfalten sie nicht ihre volle Klangpracht. Das ist sicher nicht Jedermanns Geschmack. Zwar liegen unterschiedlich große Silikonkappen bei, es entsteht aber doch ziemlich schnell ein drückendes Gefühl. Der Klang der Momentums ist eher neutral gehalten, wer monströse Bässe liebt, wird nicht zufrieden sein. Bei Kopfbewegungen überträgt sich das Geräusch der schlenkernden Kabel auf die Hörer. Der Akku der In-Ears soll bis zu sechs Stunden durchhalten. Sennheiser gewährt auf die Hörer zwei Jahre Garantie, die Preisempfehlung lautet 199 Euro.

Muse 5

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(Foto: oh)

Eratos Muse 5 gehören zur Riege der völlig kabellosen Hörer. Ihre Plastikbox zum Aufbewahren und -laden wirkt etwas weniger wertig als die der Konkurrenz, tut aber, was sie soll. Die Ohrstöpsel sind ganz schöne Brummer, die ziemlich weit aus dem Ohr stehen. Der Sound wirkt im Vergleich zu Sennheiser und Apple etwas weniger ausgewogen. Die Mitten kommen etwas kurz. Die Hörer muss man einzeln nacheinander einschalten, die Verbindung mit dem Smartphone klappt dann aber ohne Probleme. Die Hörer sind gegen Spritzwasser geschützt, einen Regenguss sollten sie also überstehen. Per Druck auf die Hörer lassen sich verschiedenen Funktionen aufrufen, zum Anpassen ans Ohr liegen verschiedene Silikonkappen für Außen- und Innenohr bei. Die aufzuziehen, ist allerdings fummelig, ca. 170 Euro.

Zolo Liberty

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(Foto: oh)

Die Zolo Liberty genannten Ohrstöpsel des chinesischen Herstellers Anker sind die Preisbrecher (etwa 120 Euro). In einer stabilen Auflade- und Aufbewahrungsbox aus Metall geliefert, kommen sie ohne Kabel aus und sollen, unterstützt von einer Manschette aus Gummi, mit einem Dreh so im Ohr befestigt werden, dass sie in einer Wölbung des Ohres einrasten. Da jedes Ohr anders ist, funktioniert das mal gut, mal nicht so. Da kann es dann schon passieren, dass die Hörer herausfallen. Der Sound der Bluetooth-Stöpsel ist erstaunlich gut, weniger erfreulich ist, dass beim Laufen sich die Trittgeräusche auf die Hörer übertragen, für diesen Sport taugen sie also weniger. Die Stöpsel isolieren Außengeräusche gut, lassen sich aber Knopfdruck auch auf Durchzug stellen - das ist praktisch.

Bose Soundsport

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(Foto: oh)

Wer sich nichts dabei denkt, wenn er wie ein Cyborg aussieht, findet in Boses Soundsport Pulse Headset eine gute Lösung. Ihr größter Nachteil ist das Design, denn die Stöpsel stehen sehr weit aus dem Ohr. Die Hörer (ca. 180 Euro) sind mit einem Kabel verbunden, bauen ansonsten über Bluetooth eine Funkverbindung auf. Das Pulse im Namen rührt von der Besonderheit der Hörer her, denn sie können auch den Herzschlag erfassen. Dazu muss allerdings auf dem verbundenen Smartphone eine App installiert werden. Die Hörer sitzen sicher und bequem. Wie es die Bauart vermuten lässt, reagiert der Herzfrequenzsensor, der im linken Hörer sitzt, empfindlich darauf, wenn er verrutscht - dann wird die Messung unterbrochen. Wem das wichtig ist, der greife lieber doch zu Armband oder Brustgurt.

© SZ vom 16.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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