Imitat Goojje:Googles chinesische Schwester

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Nach dem angekündigten Abzug von Google aus China sind im Internet Imitate der Suchmaschine sowie der Google-Tochter Youtube aufgetaucht. Die Betreiber riskieren viel.

Nach dem Streit zwischen Google und China sind im Netz zwei Websites aufgetaucht, die das Suchportal sowie die Google-Tochter Youtube imitieren.

Doppeltes Imitat: Goojje vermischt die Ergebnisse der Suchmaschinen Google und Baidu. (Foto: Screenshot: goojje.com)

Goojje vermischt die Ergebnisse der chinesischen Suchmaschine google.cn mit denen ihres großen Konkurrenten Baidu. "Wir benutzen Software, die die Suchergebnisse der beiden optimiert", berichtete am Donnerstag goojje.cn-Entwickler "Xiao Xuan", der seinen wahren Namen nicht enthüllen wollte, am Telefon.

Die Betreiber von Goojje veröffentlichten einen Aufruf an das US-Unternehmen, in China zu bleiben. Unter der Adresse youtubecn.com sind in China auch Youtube-Videos zu sehen, obwohl das Videoportal dort von den Behörden blockiert wird.

Die Betreiber riskieren Ärger sowohl von Seiten der Behörden als auch von Google wegen möglicher Copyright-Verletzungen. Eine Google-Sprecherin sagte, sie könne lediglich bestätigen, dass beide Websites nicht in Verbindung zu ihrem Unternehmen stünden.

"Wir waren alle traurig, dass sich Google zurückziehen könnte, deswegen beschlossen wir, zum Spaß Goojje zu schaffen", sagte "Xiao Xuan". Die von ihm in der südchinesischen Metropole Shenzhen registrierte Webseite sei rein privat. Keine Firma stehe dahinter, sagte der Goojje-Vater, der in der Informationstechnologiebranche in der Provinz Guangdong arbeitet und in seinen Zwanzigern ist.

Googles große Schwester

"Ich betrachte dies als einen öffentlich zugänglichen Dienst", sagte der Gründer von youtubecn.com, Li Senhe, der US-Zeitung The Christian Science Monitor. Über die Website, die die frei verfügbaren Software-Schnittstellen (API) zu Youtube nutzt, können auch Filme über soziale Unruhen in China aufgerufen werden. Die Original-Webseite von Youtube wurde 2008 blockiert, nachdem Nutzer Videos von den Unruhen in Tibet hochgeladen hatten.

Die Webseite goojje.cn stellt sich in Anlehnung an das chinesische Wort "Jiejie" als "große Schwester" von Google vor, das auf Chinesisch "Guge" genannt wird, wobei die Endung an "Gege", den großen Bruder, erinnert. Das Design der Webseite ähnelt verblüffend der Suchmaschine von Google, doch taucht eine blaue Pfote, das Markenzeichen von Baidu, im Schriftzug auf.

USA und China wollen derweil wegen des Streits um Google im Gespräch bleiben. Sie habe ein "sehr offenes und aufrichtiges Gespräch" mit ihrem chinesischen Kollegen Yang Jiechi geführt, sagte US-Außenministerin Hillary Clinton am Donnerstagabend in London. Bei der Unterredung am Rande der Afghanistan-Konferenz sei es um "das Thema Google" und dessen Drohung gegangen, China wegen Hackerangriffen und Internet-Zensur nicht mehr zu bedienen.

Beide hätten vereinbart, die Debatte über das Thema im Rahmen des permanenten Dialogs fortzusetzen. Google hatte nach den Hackerangriffen angekündigt, seine chinesische Suchmaschine nicht mehr den Zensurbestimmungen der Volksrepublik zu unterwerfen.

© AFP/APD/dpa/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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