Google-Videoportal:YouTube sucht den Hollywood-Glanz

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Weil YouTube endlich Gewinn machen soll, will es sein Amateurfilm-Image loswerden - mit Hilfe aus Hollywood. Doch der Strategiewechsel könnte die Nutzer verschrecken.

Varinia Bernau

Justin Bieber hat es geschafft: Am Montag knackte der Teenie-Schwarm mit einem seiner Musik-Clips die magische Marke von einer halben Milliarde Klicks. Kein anderes Filmchen war auf dem Internetportal YouTube jemals so gefragt.

Filmstar George Clooney in einem Talkshow-Video bei YouTube: Mehr Aufmerksamkeit bedeuten teurere Werbung. (Foto: Screenshot)

Zumindest für Justin Bieber hat sich der Ansturm per Maus ausgezahlt. Der Kinderstar, der nur deshalb bekannt wurde, weil seine stolze Mama seine heimischen Auftritte auf YouTube stellte, verdient mit Platten, Konzertkarten und einem Film inzwischen so gut, dass er sich einen Friseurbesuch auch schon mal 500 Dollar kosten lässt.

Für YouTube, ein Tochterunternehmen des Internetkonzerns Google, gilt das allerdings nicht. Branchenbeobachter bezweifeln, dass die digitale Videothek Gewinne abwirft. Im vergangenen Herbst deutete Google-Chef Eric Schmidt zwar an, dass das Portal bald schon profitabel sein werde. Doch genaue Zahlen gibt Google nicht raus.

Nun sucht YouTube offenbar den Schulterschluss mit Hollywood, um endlich schwarze Zahlen zu schreiben: Google habe die wichtigsten Künstleragenturen abgeklappert, um die Sternchen für exklusives Filmmaterial zu gewinnen, schreibt die Financial Times.

Demnach sollen einzelne Kanäle um Themen wie Mode, Ernährung oder Videospiele entstehen. Sogar Gagen habe man den Hollywood-Stars angeboten, um den Internet-Seiten ein bekanntes Gesicht zu geben, heißt es in dem Bericht unter Berufung auf Unternehmenskreise.

Mehr Aufmerksamkeit, teurere Anzeigen

Für Google wäre das eine strategische Wende, denn das Portal gilt bislang vor allem als eine Plattform für Filmamateure und Möchtegernkünstler. Anfang März hat YouTube allerdings bereits die Webvideo-Firma Next New Networks übernommen, um seinem Programm einen professionelleren Anstrich zu geben. Die Spezialisten sollen dabei helfen, dass es sich für die Produzenten der Filmchen auch finanziell lohnt, ihre Werke auf YouTube zu zeigen.

Der Einzug der Hollywood-Stars könnte YouTube ein weiteres Argument an die Hand geben, den Anzeigenplatz auf dem Portal teuer zu verkaufen - in zweierlei Hinsicht. Zum einen bringen die Sternchen Aufmerksamkeit und mehr Menschen, die noch mehr Zeit auf dem Portal verbringen. Das treibt die Anzeigenpreise hoch.

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Zum anderen sind professionelle Filme ein besseres Umfeld für Werbung als Amateuraufnahmen: Marketingabteilungen vergeben Budgets auch deshalb zögerlich für Anzeigen auf YouTube, weil sie fürchten, dass wackelige, womöglich sogar anstößige Filme den schönen Werbeeffekt wieder zunichte machen könnten. Namhafte Hollywood-Größen könnten mehr Vertrauen schaffen.

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Gerade das Geschäft mit Werbefilmen ist schwierig. YouTube bietet seit kurzem auf den deutschen Internetseiten die Möglichkeit, störende Werbung nach fünf Sekunden wegzuklicken und direkt zum gewünschten Video zu springen.

Es ist ein Friedensangebot an die empfindliche Internetgemeinde - und zwar eines, das die Einnahmen drückt. Denn Werbetreibende müssen hier nur für eine Anzeige zahlen, wenn ein Zuschauer die komplette Anzeige - oder bei langen Anzeigen mindestens 30 Sekunden - angesehen hat.

Schätzungen zufolge hat YouTube im vorigen Jahr 825 Millionen Dollar mit Werbung umgesetzt, in diesem Jahr könnten es 1,3 Milliarden Dollar werden. Das Portal, das sich Google vor fünf Jahren immerhin 1,7 Milliarden Dollar kosten ließ, kostet bislang nur Geld.

Hohe Serverkosten

Vor allem die vielen Großrechner, ohne die sich kein Video im Netz hoch- oder herunterladen lässt, sind teuer. Und auch um Urheberrechte abzugleichen, muss YouTube teilweise tief in die Tasche greifen. So bleibt von den Werbeeinnahmen kaum etwas übrig.

Zumindest personell hat Google seine Videoplattform bereits vor einigen Wochen mit jemandem verstärkt, der beste Kontakte in die Filmbranche hat: Der ehemalige Paramount-Manager Alex Carloss werde zusammen mit dem früheren Netflix-Manager Robert Kyncl an einer Strategie arbeiten, YouTube als Vertriebsplattform für Hollywood-Studios und andere professionelle Filmfirmen attraktiv zu machen, teilte das Unternehmen kürzlich mit.

© SZ vom 29.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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