"Crash Bandicoot N.Sane Trilogy" im Test:Die Rückkehr der Pfeiltasten

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Crash Bandicoot war vor 21 Jahren schon mal ein voller Erfolg. Die Neuauflage des 3D-Jump'n'Runs mit dem Beuteldachs Crash in der Hauptrolle verkauft sich 2017 besser als so manch moderner Open-World-Titel (Foto: Activision / PR)

Die ersten drei Teile von Crash Bandicoot sind in der Neuauflage irre erfolgreich - trotz starrem Blickwinkel und linearem Gameplay. Oder gerade deshalb?

Spieletest von Caspar von Au

Angespielt, nicht durchgespielt: Unsere Games-Kurzkritik "Screenshot" beantwortet Fragen zu den neuesten Computer- und Videospielen auf allen gängigen Plattformen. Und gibt einen ersten Eindruck, worauf Sie sich bei einem neuen Spiel freuen können - und wann Sie lieber noch skeptisch sein sollten

Worum geht es in "Crash Bandicoot N.Sane Trilogy"?

Starre Blickwinkel, wenig Abwechslung und - zumindest im ersten der drei Spiele - streng lineares Gameplay. "Crash Bandicoot N.Sane Trilogy" entspricht eigentlich überhaupt nicht dem Anspruch moderner Videospiele wie etwa Horizon: Zero Dawn oder dem neuesten Zelda-Titel Breath of the Wild. Trotzdem ist Crash Bandicoot (zu deutsch: Beuteldachs) in Großbritannien schon jetzt erfolgreicher als die beiden Open-World-Spiele. Laut Amazon-Statistik ist es das meistverkaufte Spiel 2017. In Deutschland sind noch Horizon und Zelda erfolgreicher, aber es ist gut möglich, dass sich das in den nächsten Tagen ändert.

N.Sane Trilogy ist aber kein modernes Spiel, sondern eine Neuauflage der ersten drei Teile von Crash Bandicoot. Neben Super Mario 64 gehörte diese Reihe ab 1996 zu den ersten kommerziell sehr erfolgreichen 3D-Jump'n'Run-Games. Zudem machte der "amerikanische" Beuteldachs Crash den sonst meist aus japanischen Entwicklerstudios stammenden Figuren Konkurrenz, wie zum Beispiel dem Klempner Mario.

Der namensgebende Protagonist Crash Bandicoot (auf Deutsch: Beuteldachs) sprintet, springt und wirbelt in den Spielen über die Erde, um die Weltherrschaft von Dr. Neo Cortex zu verhindern. Cortex, ein verrückter Wissenschaftler, der mit einer Armee von mutierten Tieren die Welt erobern will, ist gleichzeitig auch Crashs Schöpfer. Der Versuch, Crash mit Hilfe einer Maschine zu indoktrinieren, scheitert jedoch. Im ersten Teil (1996) jagt Crash den Wissenschaftler, um seine Freundin Tawna, ebenfalls ein Beuteldachs, zu retten.

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In "Crash Bandicoot 2: Cortex Strikes Back" (1997) kidnappt und manipuliert Cortex den naiven Crash. Der Beuteldachs soll 25 Kristalle sammeln, mit denen der Wissenschaftler nach seinem gescheiterten ersten Versuch doch noch die Weltherrschaft an sich reißen kann. Nach einer erneuten Niederlage kehrt Cortex in "Crash Bandicoot: Warped" (1998) abermals zurück. Dieses Mal reisen Crash und seine Schwester Coco Bandicoot durch die Zeit mit der bekannten Mission. Diese drei Titel kann der Spieler in N.Sane Trilogy unabhängig voneinander spielen.

Die Level sind eher kurz und im klassischen Jump'n'Run-Stil gehalten: Crash muss eigentlich nur von A nach B gelangen und Tieren oder Hindernissen ausweichen. Mal stellen sich ihm Schildkröten, mal Affen oder Pinguine in den Weg, auf die der Beuteldachs - je nach Tierart - in Mario-Manier hüpfen oder die er wegkicken kann, in dem er um die eigene Achse wirbelt. Abgründe, herabstürzende Felsbrocken und Lavabecken erschweren den Weg zusätzlich. Im Spielverlauf steigt Crash auch ins Flugzeug und reitet auf einem Eber. In jedem Level gilt es, sämtliche Kisten einzusammeln - nur so erlangt der Spieler hundert Prozent und erhält als Belohnung ein Juwel. Jede Figur, jedes Level, jede Kiste: Bis auf wenige Verbesserungen haben die Entwickler von Vicarious Visions die Original-Spiele bis ins kleinste Detail nachgebaut.

Was sieht vielversprechend aus?

Die größte Verbesserung ist natürlich die optische Überarbeitung. Dabei haben die Entwickler den Stil und die Stimmung des Original-Spiels sehr genau getroffen. Klar: Texturen und Konturen sind sehr viel feiner, als das noch Mitte der Neunziger möglich war. Aber Lichtverhältnisse, Zahlen und Schriftart sind gleich geblieben. Wie das Original kennt N.Sane Trilogy nur drei Blickwinkel, die sich nicht verändern lassen und innerhalb der Level nicht wechseln: von vorne, von hinten und von der Seite. Als Spieler vergisst man sehr schnell, wie kantig Crash noch vor 20 Jahren war. Ein Vergleichsbild mit Aufnahmen frischt die Erinnerung auf. Auch die Musik ist dem Original der Neunziger nachempfunden.

Es ist etwas einfacher geworden für Spieler, die den Anspruch haben, nicht nur alle Level einmal durchzuspielen, sondern hundert Prozent zu erlangen. Gerade diese Herausforderung ist es, die Crash Bandicoot gegenüber modernen Open-World-Spielen so erfolgreich macht - trotz starrer Linearität. Weil man als Spieler in den riesigen Welten mit unzähligen Möglichkeiten oftmals verloren geht. Früher durfte Crash innerhalb des Levels kein einziges Mal sterben, sonst war das Juwel am Ende futsch. Ein fehlerfreier Run ist in N.Sane Trilogy dagegen keine Bedingung mehr für die magischen hundert Prozent. Es bleibt auch so schwierig genug. Außerdem können Spieler im ersten der drei Spiele nun auch Crashs Schwester Coco steuern, die eigentlich erst in Teil zwei ihren ersten Auftritt hatte.

Warum sollte man trotzdem kritisch sein?

Auch Crashs Schwester Coco ist in Crash Bandicoot N.Saney Trilogy spielbar. (Foto: Activision / PR)

Viel zu meckern gibt es eigentlich nicht. Beim Spielen merkt man allerdings, dass der erste Playstation-Controller von 1994 noch keinen Analog-Stick hatte. Der berühmte Dual-Shock-Controller mit zwei Sticks kam in Europa erst im Frühjahr 1998 auf den Markt, also nach den ersten beiden Teilen. In vielen Leveln ist es deutlich einfacher, Crash (oder seine Schwester Coco) mit den Pfeiltasten zu manövrieren.

Die Videosequenzen mit dem gelbhäutigen Dr. Neo Cortex und seinen wechselnden Assistenten sind ebenfalls sehr nah dran am Original. So nah, dass selbst die so gar nicht zur englischsprachigen und deutschsprachigen Synchronisation passenden Mundbewegungen übernommen wurden. Willkürlich klappen sie ihre Münder auf und zu. Einige Fans wird diese Liebe zum Detail sicherlich trotzdem freuen.

Woran erinnert "Crash Bandicoot N.Sane Trilogy?"

"Hey Brain! Was wollen wir denn heute Abend machen?" - "Genau dasselbe wie jeden Abend. Wir versuchen die Weltherrschaft an uns reißen!" Wer noch nie zuvor ein Crash-Bandicoot-Spiel ausprobiert hat, wird sich unwillkürlich an Steven Spielbergs Zeichentrickserie "Pinky und der Brain" erinnert fühlen, die nach den zwei mutierten Labormäusen benannt ist. In jeder Folge hecken die beiden einen neuen Plan aus, um die Welt zu erobern - und jedesmal scheitert dieser Plan. Die Ähnlichkeit ist kein Zufall, tatsächlich soll Chef-Entwickler Jason Rubin den größenwahnsinnigen Wissenschaftler Cortex nach dem Vorbild der Zeichentrick-Maus Brain entworfen haben. Das beschreibt Rubins Freund Andy Gavin, der Crash Bandicoot programmiert hat, auf seinem Blog.

Für Neueinsteiger, die die Trilogie nicht aus Nostalgie-Gründen chronologisch spielen wollen, lohnt es sich mit dem dritten Teil anzufangen. Warped ist - verglichen mit den ersten beiden Crash-Bandicoot-Spielen - am einfachsten zu meistern.

"Crash Bandicoot N.Sane Trilogy" ist für Playstation 4 erhältlich.

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