"Arms" im Test:Prügeln mit Schere, Stein, Papier

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Mit einem flinken Schritt zur Seite weicht Ninjara (vorne im Bild) dem gegnerischen Schlag aus. (Foto: Nintendo / PR)

"Arms" ist endlich ein Spiel für die Nintendo Switch, in dem die Bewegungssteuerung glänzen kann. Trotzdem hält sich der Spaß in Grenzen.

Spieletest von Caspar von Au

Die Faust mit dem schwarzen Boxhandschuh fliegt knapp über dem Boden die Treppe entlang, geradewegs auf Ninjaras Gesicht zu. Ninjara, ein drahtiger Kämpfer mit türkisfarbenem Dutt, hebt seine Fäuste schützend vors Gesicht. Doch kurz bevor ihn der schwarze Handschuh treffen kann, löst er sich in Luft auf. Der Schlag geht ins Leere.

Das Prügelspiel "Arms" ist der neueste Exklusiv-Titel für die Nintendo-Konsole Switch, die seit März erhältlich ist. In Arms treten Spieler als Boxkämpfer gegeneinander an. Das Besondere: Die Arme der Kämpfer bestehen aus virtuellen Sprungfedern, so dass sich die Konkurrenten auch quer durch den Ring treffen können. Eine richtige Handlung gibt es nicht. Der Spieler erfährt auch nicht, warum die Kämpfer Sprungfedern statt normaler Arme haben. Zwar kann der Spieler auch alleine gegen einen vom Computer gesteuerten Boxer antreten, der Kern des Spiels sind aber die verschiedenen Mehrspielermodi. Entweder lokal vor demselben Gerät oder über das Internet können sich bis zu vier Spieler im Ring messen. Die meisten Modi sind Duelle zwischen zwei Boxern, Spieler können aber auch in Zweierteams antreten.

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Min Min, Ninjara, Byte & Barq. Zehn Boxer stehen in Arms zur Auswahl. Jeder der Kämpfer hat andere Tricks drauf, die seine Kampftechnik einzigartig machen. Byte & Barq sind das einzige Kämpfer-Duo im Spiel. Der Roboterhund Barq hilft seinem Roboterherrchen Byte, in dem er Schläge für ihn einsteckt und ab und zu selber austeilt. Ninjara ist besonders flink und er kann sich unsichtbar machen, um kurz darauf einige Meter weiter wieder aufzuploppen. Zusätzlich kann der Spieler vor jeder Runde zwischen drei unterschiedlichen Handschuhen wählen, die den Schlägen einen Spezialeffekt verleihen: Die japanische Boxerin Min Min - deren Sprungfederarme aus Ramennudeln bestehen - kann zum Beispiel mit dem Drachen-Box-Arm Laserstrahlen auf ihre Gegner verschießen.

Am meisten Spaß macht Arms mit Bewegungssteuerung

Die Kontrahenten treten in Runden von maximal 99 Sekunden gegeneinander an. Wer innerhalb der Zeit k.o. geht, verliert. Je nach Spielmodus muss der Spieler ein oder zwei Runden für sich entscheiden, um den Kampf zu gewinnen.

Arms Screenshot Am meisten Spaß macht Arms im Duell mit anderen echten Spielern. Das geht auch zu zweit an derselben Konsole im Splitscreen. (Foto: Nintendo / PR)

Trotz der recht geringen Zahl von Kämpfern - verglichen mit Prügel-Klassikern wie Tekken oder Streetfighter - bietet Arms dem Spieler viele Möglichkeiten, taktisch auf seine Gegner zu reagieren. Durch die links und rechts voneinander unabhängig austauschbaren Arme kann er vor der Runde seinen Boxstil anpassen. Im Kampf heißt es dann, innerhalb von Sekundenbruchteilen die richtige Entscheidung zu treffen. Das funktioniert nach dem Schere-Stein-Papier-Prinzip: Der Gegner hat die Fäuste schützend vors Gesicht gehoben? Ein Griff mit beiden Armen zwingt den Kontrahenten aus seiner Verteidigungsstellung. Ein gegnerischer Schlag wiederum unterbricht einen Griff, die Verteidigungsstellung schützt vor Schlägen. Dazu kommen noch kleinere Kniffe: Der Kontrahent weicht den Angriffen mit schnellen Schritten zur Seite aus? Die ausfahrbaren Arme können nicht nur geradeaus, sondern auch im leichten Bogen zuschlagen - der Schlag trifft trotz Ausweichmanöver.

Arms ist ein typisches Nintendo-Spiel: bunt, quietschig, rasant. Als Spieler kann man schnell ins Schwitzen kommen. Denn am meisten Spaß macht das Spiel, wenn man die Joy-Con-Controller nicht per Knopfdruck bedient, sondern einen Controller in jede Hand nimmt und mit der Bewegungssteuerung die Schläge und Haken ausführt. Rechts, links, rechts, rechts. Der Spieler vor dem Bildschirm boxt in die Luft, der Avatar im Bildschirm ahmt die Bewegungen nach. Wichtiger Tipp: Handgelenkschlaufen vor dem Spielen gut festzurren!

Arms braucht mehr Kämpfer, mehr Handschuhe, mehr Spielmodi

Damit ist Arms das erste Spiel, das für die Switch erscheint, in dem die Bewegungssensoren der Controller so richtig glänzen können (von der Minispiele-Sammlung "1-2-Switch" einmal abgesehen). Zwar gab es auch schon für die Vorgänger-Konsolen Wii und Wii U ein Boxspiel, aber hier profitieren tatsächlich mal die deutlich kleineren Joy-Con-Controller, da sie besser in der Hand liegen. Ein Nachteil für Menschen, die zu zweit an derselben Konsole spielen wollen: Ein zweites Joy-Con-Set kostet stattliche 80 Euro.

Leider ist der Spielspaß in Arms sehr begrenzt. Das liegt zum einen daran, dass es für den Spieler schnell nichts Neues mehr zu entdecken gibt. Die Kämpfe laufen immer ähnlich ab - vor allem im Kampf Spieler gegen Computer. Zum anderen ist das Spielprinzip zwar zu Beginn kinderleicht zu verstehen, aber besser zu werden ist schwer. Wenn man sich nicht taktisch total hineinfuchst, steht bei manchen Gegnerpaarungen trotz aller taktischen Einstellungsmöglichkeiten der Sieger quasi vorab fest. Die nur spärlich gestreuten Tipps helfen beim Besserwerden kaum weiter. Das kann sehr frustrierend sein, wenn der Spieler zum fünften Mal den Kampf gegen denselben Gegner verliert, ohne zu verstehen, was er falsch macht. Etwas Abwechslung schaffen zumindest Spaßkämpfe. In "Volleyball" muss der Spieler einen explosiven Ball in das gegnerische Feld befördern, in "Basketball" den Gegner in den Korb werfen.

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Arms ist ein wichtiger Titel für die Nintendo Switch. Zu "The Legend of Zelda: Breath oft he Wild" und "Mario Kart 8 Deluxe" gesellt sich nun ein drittes Spiel, das bei Nintendo-Fans Begeisterung auslösen dürfte. Allerdings: Um Spieler langfristig an Arms zu fesseln, fehlt es an Inhalt. Arms bräuchte mehr Kämpfer, mehr Boxhandschuhe, mehr Spielmodi. Immerhin einen neuen Boxer hat Nintendo angekündigt, der ab Juli spielbar sein soll.

"Arms" ist am 16. Juni 2017 für Nintendo Switch erschienen.

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