Apple-Smartphone:Das kann das neue iPhone

Lesezeit: 3 min

Kamera ist super, Ton leider nicht: Das iPhone 7 war so oder so schnell ausverkauft, Kunden müssen jetzt Wochen warten. (Foto: Gonzalo Arroyo Moreno/Getty Images)

Das iPhone 7 hat, was die Konkurrenz von Samsung und Co. bereits bietet. Trotzdem verkauft es sich blendend. Was für das Gerät spricht - und was dagegen.

Von Thorsten Riedl, München

Langeweile kann so schön sein. Ja, iPhone 7 und 7 plus fehlt es an Esprit. Apple verbaut nichts, an dem sich andere nicht schon versucht hätten. Smartphones mit Doppelkamera, Stereoklang, hübschem Display, dickem Akku, schnellem Prozessor, selbst mit fehlendem Kopfhöreranschluss gibt's auch von Rivalen. Doch, ach, so wie Apple komponiert das eben kein Zweiter. Die neuen iPhones gleichen den Vorgängern 6 s und 6 s plus, punkten beim genauen Blick aber in Nuancen. Ob einem das im günstigsten Fall 759, maximal 1119 Euro wert ist? Das muss jeder nach Gusto, Gewissen und Geldbeutel entscheiden.

Die neue Buchse klingt schlechter

Das iPhone ist nun mal kein normales Smartphone. Es hat die Kategorie der Geräte erst begründet. So ist zu erklären, dass die Technik- und mit ihr die halbe Medienwelt jedes Mal in Verzückung gerät, wenn Apple ruft. Mehr als eine Milliarde iPhones hat der US-Tech-Konzern seit 2007 verkauft - und dieses Jahr werden es erstmals weniger sein als im Jahr davor. Die jüngsten iPhones werden den Trend bremsen, aber nicht aufhalten, so der Tenor der meisten Beobachter. Bahnbrechend Neues, vor allem ein verändertes Design, bringt Apple wohl erst mit dem nächsten iPhone im kommenden Jahr, zum zehnten Geburtstag des Geräts.

iPhone, Apple Watch und Airpods
:So sehen Apples neue Produkte aus

Das iPhone 7 kommt nicht nur mit besserer Kamera, sondern auch in zwei neuen Farben. Die Apple Watch erhält einen Nachfolger, und dann gibt es da ja noch die "Airpods". Die Keynote in Bildern.

Von Simon Hurtz

Dabei ist genau genommen das schon eine Neuerung: ein Jahr mit großen Änderungen, eines mit leichten Verbesserungen - so sah der Rhythmus aus. Doch diesmal kommt der Fortschritt wieder nur in Details. Im Äußeren gleichen sich alte und neue iPhones: Sogar die Maße von 6 s und 6 s plus beziehungsweise 7 und 7 plus sind identisch. Das neue große wiegt mit 188 vier Gramm weniger als das alte, das neue kleine mit 138 gar fünf.

Die äußeren Unterscheidungsmerkmale: Das iPhone 7 plus hat zwei Kameralinsen - und der Anschluss für Ohrhörer fehlt. Doch dazu später.

Denn die Kamera begeistert. Die Megapixel bleiben gleich, zwölf. Neu sind ein optischer Bildstabilisator, ein hellerer Blitz. Und: Die Lichtstärke des Objektivs beträgt 1,8 statt zuvor 2,2. Bei schlechter Beleuchtung macht es tolle Bilder. Das jüngste Flaggschiff von Samsung, das Galaxy Note 7, das wegen fehlerhafter Akkus getauscht wurde, macht noch brillantere Fotos. Dank der zwei Linsen lässt sich mit dem iPhone 7 plus zoomen wie von der Digitalkamera gewohnt. Das können Samsung-Geräte noch nicht. Beim iPhone funktioniert das optisch bis zur zweifachen Vergrößerung.

Die Linse holt alles im Sucher also doppelt so nah ran, dann nur mit schlechterer Lichtstärke 2,8. Bis zur zehnfachen Vergrößerung greift der Digitalzoom, der scharfe Bilder liefert. Per Update soll bald eine Unschärfefunktion nachgeliefert werden, wie es Spiegelreflexkameras können. Alles zusammen macht das 7 plus zum Kameraersatz, jedenfalls für Schnappschüsse. Bilder wirken farbecht, lebendig, auch dank des großen 5,5-Zoll-Displays beim 7 plus. Der Schirm löst auf wie zuvor, leuchtet aber etwas heller und zeigt mehr Farben.

Videos nimmt das Gerät nach wie vor mit scharfer 4-K-Auflösung auf. Und das Abspielen macht jetzt mehr Spaß: Das Neue hat nämlich zwei Lautsprecher neben dem Bildschirm. Das klingt gut, auch wenn das Telefon mal klingelt, allerdings nicht so raumfüllend wie einst beim HTC One. Stereoklang soll zudem wohl über den wichtigen Verlust wegtrösten, den Apple-Manager als großen Gewinn verkaufen: das Ende des Kopfhöreranschlusses.

Die Ohrstöpsel werden jetzt in die Buchse gesteckt, die zum Laden dient. Strom tanken und Musik hören geht also nicht mehr. Apple legt Kopfhörer mit dem neuen Anschluss bei und einen Adapter für alte Ohrhörer. Anbieter wie Philips oder Sony haben bereits Kopfhörer mit dem Lightning-Anschluss im Programm. Die funktionieren dann nur mit iPhone und iPad. Schlimmer noch: Das Fa chblatt c 't hat nachgemessen, die neue Buchse klingt objektiv schlechter. Wer nur selten und sowieso komprimierte MP3-Songs hört, den wird das kaum stören. Wer Lieblingskopfhörer mit der alten 3,5-Millimeter-Klinke besitzt, den nervt das Gefummel mit dem Adapter schnell. Und für Audiophile disqualifiziert sich das neue iPhone durch den schlechteren Klang.

Was noch? Das Gerät wacht auf, ganz ohne Knopfdruck, nimmt man es in die Hand. Praktisch. Der Home-Button, der stets auf den Hauptschirm führt, lässt sich nicht mehr eindrücken. Bei Berührung simuliert ein winziger Motor im iPhone die Berührung. Das ist die ersten Male ungewohnt. Wie die fehlende Kopfhörerbuchse ermöglicht der virtuelle Knopf, dass das neue iPhone das erste wasserfeste ist, zumindest bis zu einem Meter Tiefe für 30 Minuten. Unterwasserfotos etwa lassen sich dann über die Lautstärketasten aufnehmen. Der Touchscreen funktioniert in den Tiefen nicht gut. Vorsicht: Wasserschäden sind von der Garantie weiter ausgenommen.

Technik und Optik
:Warum Apples Design-Fetisch schlecht für die Nutzer ist

Früher waren die Geräte schick, schlicht und einfach zu bedienen. Jetzt sind sie nur noch schick und schlicht. Apples Produkte, für die der scheidende Chefdesigner Jony Ive verantwortlich ist, haben auch Kritiker.

Von Mirjam Hauck

Die Chips im Inneren arbeiten schneller, sowohl was die Rechenleistung angeht als auch beim LTE-Mobilfunk. Der Akku hält länger: Einen ganzen Tag kann man problemlos arbeiten, mailen, lesen, ab und zu telefonieren sowie chatten. Beim Spielen verliert die Batterie rasch an Saft.

Ein iPhone 7 plus ist erhältlich ab 899 Euro mit 32 Gigabyte Speicher und kostet bis zu 1119 Euro mit 256 Gigabyte. Für den Preis gibt es ein gutes Dutzend Smartphones von No-Name-Rivalen aus China. Doch, wirklich. Das Galaxy Note 7 von Samsung kostet aktuell etwas mehr als 800 Euro. Es wird nach dem Debakel um die fehlerhaften Akkus in der ersten Charge sicher rasch günstiger. Es soll trotzdem ein iPhone sein? Apple-Fans müssen aktuell bei Bestellung mit ein paar Wochen Lieferzeit rechnen.

© SZ vom 21.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: