Umfrage des Allensbach-Instituts:Drei Viertel der Studenten drücken Wohnungssorgen

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600 Euro für ein WG-Zimmer sind in mancher Uni-Stadt normal: Eine bezahlbare Wohnung zu finden, beschäftigt einer Umfrage zufolge die Mehrzahl der Studierenden. Viele haben auch Angst, dass ihr Bachelor-Abschluss auf dem Arbeitsmarkt nicht anerkannt wird.

Was treibt Studierende um? Welche Sorgen und Nöte haben sie? Diesen Fragen ist das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Reemtsma Begabtenförderungswerks bereits zum fünften Mal nachgegangen. Ein Ergebnis: Fast drei Viertel der Studenten drückt das Thema Mieten und Wohnen. Von etwa 2000 befragten Studierenden im Alter von 18 bis 29 Jahren gaben 72 Prozent an, dass bezahlbarer Wohnraum schwer zu finden sei.

Umfrage zum Studium
:So geht es Studenten in Deutschland

Sie sind nicht die Ersten in der Familie, die eine Uni besuchen; haben im Schnitt eine 35-Stunden-Woche - und finden in der Mensa oft keinen Platz. Das Deutsche Studentenwerk hat Studierende zu ihrer Situation befragt - die Ergebnisse im Überblick.

Von Johanna Bruckner

Im Westen ist die Lage dabei deutlich angespannter als im Osten, wo die Lebenshaltungskosten insgesamt niedriger sind. Während sich in den alten Bundesländern 76 Prozent und in Berlin sogar 82 Prozent der Befragten über die Situation auf dem Wohnungsmarkt beklagten, waren es in den neuen Bundesländern nur 43 Prozent. Knapp drei Viertel (72 Prozent) der Befragten kritisierten, dass es zu wenig Plätze in Studentenwohnheimen gebe. Allerdings existieren auch hier Unterschiede: Während in Westdeutschland 74 und in Berlin 73 Prozent eine zu geringe Zahl an Wohnheimplätzen monierten, waren es in den neuen Bundesländern nur 56 Prozent.

Das Deutsche Studentenwerk (DSW) forderte Bund und Länder deshalb auf, mehr Wohnheimplätze zu schaffen. Die Studie sei ein weiterer Beleg dafür, "wie dringend zusätzlicher, staatlich geförderter und damit bezahlbarer Wohnraum für Studierende geschaffen werden muss", erklärte DSW-Generalsekretär Achim Meyer auf der Heyde.

Bei der Finanzierung des Studiums bauen angehende Akademiker der Studie zufolge vor allem auf Hilfe aus dem Elternhaus. Fast zwei Drittel (64 Prozent) der Befragten bekommen demnach Geld zum Leben von Mutter und Vater. Mehr als die Hälfte (58 Prozent) hat einen Job. Bafög erhält ein Drittel (33 Prozent) der Studierenden, ein Viertel (25 Prozent) nutzt Ersparnisse oder eigenes Vermögen. Mit einem Stipendium finanzieren vier Prozent der Befragten ihr Studium.

Kein Vertrauen in den Bachelor

Eine weitere Sorge von Studierenden bezieht sich auf die umstrittene Bologna-Reform: Demnach sieht sich mehr als jeder zweite Studierende mit einem Bachelor-Abschluss nur unzureichend auf das Berufsleben vorbereitet. Auch äußerte die Mehrzahl der Befragten erhebliche Zweifel an der Akzeptanz eines Bachelor-Abschlusses durch die Arbeitgeber.

61 Prozent haben deshalb vor, nach dem Bachelor noch einen Master-Abschluss zu erwerben. Nahezu drei Viertel der Befragten versprechen sich davon bessere Karriere- und Verdienstmöglichkeiten. Zwei Drittel wollen sich zudem spezialisieren und ihre Kenntnisse vertiefen.

Vor 15 Jahren hatten sich die europäischen Staaten und einige Nachbarländer in der italienischen Hochschulstadt Bologna auf die aufeinander aufbauende Studienstruktur mit Bachelor- und Master-Abschluss verständigt. Ursprünglich sollte der Bachelor ein berufsqualifizierender Abschluss sein und das Master-Studium nur wenigen ausgewählten Studenten offenstehen. Während in vielen anderen EU-Staaten der Bachelor nach etwa acht Semestern vergeben wird, wurden in Deutschland für das Studium in der Regel nur sechs Semester vorgegeben. Dies hat zu Klagen über Stofffülle und Studienstress geführt.

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