Wo zum Kuckuck?:Die Heimkehr der Kuckucke

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Allüberall im Freistaat rufen sie schon - nur Käpt'n Kuck bummelt noch in Ghana herum

Von Christian Sebald, München

Ob im Chiemgau oder im Allgäu, in Mainfranken oder an der Donau zwischen Deggendorf und Passau: Fast überall in Bayern kann man inzwischen Kuckucke rufen hören. Einzig Käpt'n Kuck macht immer noch überhaupt keine Anstalten, endlich aus dem fernen Westafrika heimzukehren. Im Gegenteil: Geht man nach den Daten, die der SZ-Kuckuck von dem winzigen Sender auf seinem Rücken aus alle zwei Tage via Satellit nach Bayern zum Vogelschutzbund LBV übermittelt, dann streift der Vogel nach wie vor in Ghana herum, genauer gesagt in der Umgebung der 75 000-Einwohner-Stadt Techiman. Die westafrikanische Provinzstadt liegt 4800 Kilometer Luftlinie entfernt von Käpt'n Kucks Heimat in den Donau-Auen nahe Regensburg. Allein 2200 Kilometer führen über die Sahara, wo das Thermometer auf 35 Grad und mehr klettert.

In der dritten April-Woche beginnt die Hauptankunftszeit der Kuckucke in Bayern. Das haben Friederike Herzog und die anderen Kuckucksforscher des Vogelschutzbundes LBV in den vergangenen Jahren dank ihrer Mitmach-Aktion "Kuckuck, wann kommst Du?" ( www.lbv.de/Kuckuck-gehoert) herausgefunden. "Genau gesagt beginnt sie in der 16. Kalenderwoche", sagt Herzog. "Da schnellen die Meldungen unserer Ehrenamtlichen draußen im Land deutlich nach oben." Die 16. Kalenderwoche hat am Montag angefangen. Gut zwei Drittel der bayerischen Kuckucke kommen von nun an bis Anfang Mai aus ihren Überwinterungsgebieten in den Tropenwäldern Zentralafrikas in ihre bayerische Heimat zurück.

Auf der Internet-Seite www.lbv.de kann man unter dem Stichwort Ankunft 2015 die Wiederkehr der Vögel gleichsam live mitverfolgen. Dort ist eine Karte mit allen 96 Landkreisen und kreisfreien Städten des Freistaats abgebildet. Hier tragen LBV-Mitarbeiter ein, wenn ihnen ein Vogelfreund meldet, dass er den Ruf eines Kuckucks gehört hat. Später werten sie die Meldungen auf Dopplungen, Irrtümer und andere Fehler aus, um ein möglichst realistisches Bild von der Ankunft der Kuckucke in Bayern zu erhalten.

Aber schon jetzt zeigt ein Blick auf die Karte, dass die Rückkehr voll im Gang ist. Mehrere hundert Meldungen zählten die LBV-Mitarbeiter bis zum Montag. Nur aus Oberfranken, dem Bayerischen Wald sowie den Landkreisen Neuburg-Schrobenhausen, Eichstätt, Neumarkt in der Oberpfalz und Amberg-Sulzbach lagen noch keine vor. "Das muss aber nicht heißen, dass sie noch kuckucksfrei sind", sagt Herzog. "Wo es kühler und nicht so schön ist, ruft der Kuckuck nämlich nicht so gerne." Seit sieben Jahren läuft die Aktion des LBV bereits. Im vergangenen Jahr nahmen gut 5600 Vogelfreunde teil. Dank ihrer Meldungen konnten Herzog und ihre Helfer mehr als 1600 Kuckucksreviere in Bayern identifizieren.

Und was wird mit Käpt'n Kuck? "Der fliegt schon noch los", sagt Herzog. "Ganz sicher." Denn erstens ist Käpt'n Kuck nicht der einzige, der sich so viel Zeit lässt in Westafrika. Auch das Vogelweibchen "Kucki" schwirrt immer noch in der Elfenbeinküste umher. Dabei war sie doch die erste, die aus ihrem Überwinterungsgebiet im Norden Angolas abgeflogen ist. Die LBV-Leute rechneten eigentlich fest damit, dass sie zu den ersten Rückkehren zählen wird - weit gefehlt. Zweitens aber, und das ist viel wichtiger, kann's sehr schnell gehen mit dem Rückflug, wenn so ein Kuckuck erst einmal startet. Richard zum Beispiel, der wie Käpt'n Kuck einen Satelliten-Sender auf dem Rücken trägt, funkte bis Freitag noch aus Ghana. Nun sendet er aus Zentral-Mali, mitten aus der Sahara also. Für die 1600-Kilometer-Strecke brauchte er gerade mal zwei Tage. "Wenn der so weiter fliegt", sagt Herzog, "dann ist er Anfang nächster Woche daheim an der Donau bei Regensburg."

© SZ vom 14.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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