Wirtschaft:Weiß-blau mit Orange

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Die Niederlande und der Freistaat möchten ihre Wirtschaftsbeziehungen vertiefen

Von Florian Stocker, München

Wenn Peter Vermeij zum Einkaufen durch einen Münchner Supermarkt geht, sieht er dort oft Lebensmittel, "die nicht mehr so top aussehen". Äpfel mit braunen Flecken, matschige Tomaten, schrumpelige Karotten zum Beispiel. In seinem Heimatland, den Niederlanden, ist das anders, beteuert er. Dort gebe es fertig geschnittenes, in kleinen Portionen verpacktes Gemüse, "frisch und knackig". Moderne Verpackungstechniken und effiziente Logistik: Für Vermeij ist das ein Punkt, in dem die bayerische Lebensmittelindustrie von den Niederländern lernen sollte.

Seit 2014 ist Vermeij Generalkonsul der Niederlande in München und zuständig für die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Königreich und Freistaat. Derzeit hat er alle Hände voll zu tun: Wenn in dieser Woche das niederländische Königspaar für einen zweitägigen Besuch nach Bayern fliegt, kommen die Hoheiten nicht alleine. Begleitet werden Willem-Alexander und Máxima von einer 160-köpfigen Handelsdelegation. Mit dabei sind Mitarbeiter führender Unternehmen aus den Sektoren Medizintechnik, Smart Industry und urbane Mobilität, aus Logistik und Ernährungswirtschaft. Für sie hat Vermeij ein straffes Programm vorbereitet, das den Austausch mit bayerischen Firmen ermöglichen soll.

Im Rahmen der Reise sollen mindestens zwölf größere Kooperationsvereinbarungen unterzeichnet werden, etwa zwischen dem Nürnberger Medizintechnik-Cluster Medical Valley und dem Eindhovener Hightech-Zuliefernetzwerk Brainport Industries oder zwischen der Fraunhofer-Gesellschaft und der niederländischen Organisation für Angewandte Naturwissenschaftliche Forschung. Am Sitz des Konzerns Schaeffler in Herzogenaurach werden Firmenchefs aus beiden Ländern über Themen wie Verkehr der Zukunft, Digitalisierung und IT-Sicherheit sprechen. Im Raum Augsburg stehen Besuche im Amazon-Logistikzentrum in Graben und beim Medizinrobotik-Entwickler Kuka an.

Schon heute beträgt der Handel zwischen Bayern und den Niederlanden nach Angaben des Landesamts für Statistik mehr als 14 Milliarden Euro pro Jahr, Tendenz steigend. Das Land im Nordwesten ist der neuntgrößte Handelspartner Bayerns und mit knapp 13 Milliarden Euro der drittgrößte Direktinvestor. Die niederländische Außenhandelsministerin Lilianne Ploumen hält das noch für ausbaufähig: "Die meisten niederländischen Unternehmen konzentrieren sich auf die angrenzenden Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Dagegen wendet man sich in Süddeutschland vor allem Süd- und Osteuropa zu." Das belegten auch die Statistiken: Der Marktanteil der Niederlande in den Bundesländern Baden-Württemberg und Bayern bleibe mit sechs Prozent noch hinter dem gesamtdeutschen Durchschnitt von zehn Prozent zurück.

So hoffen die Niederländer auf neue Partnerschaften mit den Bayern. Dass die beiden Nachbarn eigentlich gut miteinander können, macht Generalkonsul Vermeij gerne am Beispiel der Königsfamilie deutlich: So wie sich die Hochzeit von Königinmutter Beatrix mit dem Deutschen Claus von Amsberg vor 50 Jahren "langfristig bewährt" habe, gelte es nun, die Wirtschaft beider Länder noch enger aneinander zu binden. "Von solchen fruchtbringenden Verbindungen profitiert dann ganz Europa", wirbt Vermeij.

© SZ vom 11.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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