Wirtschaft:Logistikbranche klagt über Kontrollen

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Der Landesverband Bayerischer Transport- und Logistikunternehmen (LBT) sieht durch die Grenzkontrollen für Flüchtlinge dramatische wirtschaftliche Einbußen auf seine Branche zukommen. Schon jetzt seien die finanziellen Auswirkungen spürbar, sagte LBT-Vizepräsident Wolfgang Anwander am Donnerstag in München. Bayerische Transportunternehmer, die mehrmals am Tag die Grenze zu Österreich überquerten, seien von den Kontrollen besonders stark betroffen. Die nationalen Maßnahmen seien wohl "eher aus der Verzweiflung geboren als aus der Logik", sagte Anwander über die Kontrollen: "An der Grenze zwischen Bayern und Österreich können wir das Problem sicher nicht lösen." Dies auf dem Rücken einer Branche auszutragen, sei schwierig.

Anwander, ein Transportunternehmer aus Rohrdorf bei Rosenheim, importiert regelmäßig Fliesen und Mineralwasser aus Norditalien. Allein bei seinen drei Fahrzeugen entstünde seiner Firma durch die Verzögerungen wöchentlich ein Schaden von bis zu 1000 Euro. Er kenne Großunternehmen mit bis zu 150 Lastzügen, die Einbußen von wöchentlich 40 000 Euro hinzunehmen hätten. Aufgrund der Kontrollen ließen sich auch die seit Jahren etablierten Lenk- und Ruhezeiten nicht mehr einhalten. "Das nimmt auch unserem Fahrpersonal die Motivation." Im Moment ließen sich die Verluste nur dank der niedrigen Diesel-Preise im Rahmen halten.

Unterstützung erhält die Transportbranche von den Grünen. Die bayerische Wirtschaft, insbesondere der Warenverkehr, litten unter den Grenzkontrollen, sagte der wirtschaftspolitische Sprecher im Landtag, Thomas Mütze. Sollten Flüchtlinge nach der Schließung der Balkanroute verstärkt den Weg über Italien nach Deutschland suchen, sei vermutlich mit zusätzlichen Kontrollen zu rechnen. Mütze befürchtet dann noch stärkere Einschränkungen in den wirtschaftlichen Beziehungen zu Österreich und Italien, zwei der wichtigsten bayerischen Handelspartner. Die IHK München und Oberbayern geht laut Mütze davon aus, dass durch die seit September 2015 bestehenden Kontrollen an der bayerisch-österreichischen Grenze die Umsätze auf oberbayerischer Seite um etwa 20 Prozent eingebrochen sind. Die Grünen wollen nun von der Staatsregierung wissen, wie sie die Auswirkungen auf die bayerische Wirtschaft beurteilt.

© SZ vom 18.03.2016 / wiw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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