Umweltministerin:Plädoyer für den Bergschutz

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Ulrike Scharf stellt sich gegen Seehofer, Söder und Kreuzer

Von Christian Sebald, München

Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) kann es nicht lassen. Hunderte ehren- und hauptamtliche Naturschützer sind am Dienstagabend nach München in den Kaisersaal der Residenz gekommen, alle in der Erwartung, wie sich ihre Ministerin wohl positionieren wird, im Streit um den dritten Nationalpark in Bayern, den Alpenschutz und die Skischaukel auf dem Riedberger Horn, den Flächenfraß und all die anderen Probleme, die ihnen auf den Nägeln brennen. Viele von ihnen haben das Gefühl, dass es um den Naturschutz in Bayern so schlecht bestellt ist wie seit Langem nicht mehr. Und was tut Scharf? Sie spricht nicht nur über einen dritten Nationalpark ("eine Zukunftschance"), die Erderwärmung ("Klimapolitik ist Existenzpolitik") und Lebensmittelkontrollen ("Der Schutz des Menschen steht an oberster Stelle"). Sondern sie legt ein so flammendes Bekenntnis zum Schutz der Bergwelt ab, dass ihr sogar der eine oder andere Kritiker Respekt zollt.

Dabei fängt Scharf ihre Begrüßung so an, wie CSU-Politiker ihre Reden für gewöhnlich beginnen. Sie rühmt die Wirtschaftskraft Bayerns, den Zusammenhalt und die Tatkraft der Bevölkerung, die kulturellen Errungenschaften und natürlich die schönen Landschaften. Manch einer dachte da schon, sie habe sich ihre Rede bei Horst Seehofer abgeschaut. Aber nur bis zu dem Satz, dass "die Menschen Umweltschutz wollen".

Denn dann kommt Scharf auf den Schutz der Bergwelt und den Alpenplan zu sprechen. Nach einer aktuellen Umfrage zum Alpenplan fordern 91 Prozent der Bayern seinen Erhalt, und zwar ohne Ausnahmen für neue Skigebiete, und lehnen Neubauten in der Schutzzone C ab, die bislang für solche Projekte tabu ist. "91 Prozent der Befragten für den Alpenplan!", ruft Scharf. "Ein klares Votum für den Naturschutz!" Sofort brandet Applaus auf. Denn mit den wenigen Worten hat sich Scharf einmal mehr gegen Ministerpräsident Horst Seehofer, Heimatminister Markus Söder und CSU-Fraktionschef Thomas Kreuzer gestellt. Die drei unternehmen seit Monaten alles, damit zwei Oberallgäuer Dörfer eine Skischaukel an einem streng geschützten Berg bauen können. Derzeit wollen sie dafür sogar den Alpenplan aufweichen.

Für Scharf wie die allermeisten im Kaisersaal ist das ein Tabubruch. Nur dass Scharf das seit Monaten nicht mehr offen gesagt hat, weil Seehofer, Söder und Kreuzer sich das verbeten haben. Jetzt aber, sagt hinterher der eine oder andere sogar ein wenig ehrfürchtig, hat sie zumindest erkennen lassen, dass sie an ihrer Ablehnung festhält, auch wenn Seehofer und Co. noch so großen Druck auf sie ausüben. Dafür hat Scharf an diesem Abend den Respekt der ganzen Umweltszene - auch wenn natürlich alle im Saal wissen, dass die Ministerin letztlich nichts ausrichten wird gegen ihre mächtigen Gegner.

© SZ vom 02.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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