Die Landtagsgrünen werfen der Staatsregierung massive Versäumnisse beim Naturschutz in den Wäldern vor. "Das aktuelle Waldnaturschutzjahr, das Forstminister Helmut Brunner ausgerufen hat, ist ein reiner PR-Gag", sagt der Nürnberger Abgeordnete Markus Ganserer. "Außer Hochglanzbroschüren und Werbespots ist nichts herausgekommen."
Als Kronzeugen für seine Vorwürfe führt Ganserer die Experten der staatlichen Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft (LWF) an. Sie analysieren im Rahmen der europäischen Naturschutzgesetzgebung alle sechs Jahre, wie es um ausgewählte Tier- und Pflanzenarten steht, die im Wald leben. Dazu gehören zu Beispiel das Grüne Besenmoos und der Frauenschuh, der Hirschkäfer und der Laubfrosch, die Haselmaus und die Bechsteinfledermaus.
In ihrem aktuellen Bericht kommt die LWF zu einem ernüchternden Fazit. 55 Prozent der Waldarten in Bayerns Wäldern sind demnach in "ungünstigem oder schlechtem Erhaltungszustand", wie es auf Amtsdeutsch heißt, wenn es schlimm um eine Art bestellt ist. Nur 30 Prozent seien in "günstigem Erhaltungszustand". Über die verbleibenden 15 Prozent weiß man schlicht zu wenig, als dass man sagen könnte, wie es um sie steht.
In den Bergwäldern sieht nur wenig besser aus. Zwar sind dort 38 Prozent der Arten in günstigem Erhaltungszustand und nur 24 Prozent in ungünstigem oder schlechten. Dafür weiß man aber über die verbleibenden 38 Prozent zu wenig, um zu einer Einschätzung zu gelangen.
Außerdem übt Ganserer scharfe Kritik daran, dass der Freistaat seit 2011 kein einziges Naturwaldreservat ausgewiesen hat. Diese Reservate sind kleinere Naturschutzgebiete in den Wäldern, in denen jede Forstwirtschaft unterbleibt. In Bayern gibt es 159 Naturwaldreservate mit einer Gesamtfläche von 7141 Hektar. Aus Sicht der Grünen sind das zu wenige.