Umwandlung zur Uniklinik:Klinikpersonal in Sorge

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Beschäftigte in Augsburg fürchten, dass ihre Arbeitsbelastung steigt

Von Dietrich Mittler, München

Für die Ärzte des Augsburger Klinikums ist die Sache klar: Sie freuen sich darüber, dass ihr Haus nun den begehrten Status als Universitätsklinik bekommen soll. Was sie aber nicht wollen: dass dafür im Gegenzug mehr als 50 Arztstellen wegfallen. Aber nicht nur die Ärzte des Klinikums Augsburg tragen derzeit ihre Sorgen nach außen.

Auch die übrigen Beschäftigten befürchten erhebliche Nachteile in Zuge der Umstrukturierungen. "Die Umwandlung des Klinikums Augsburg zur Uniklinik darf nicht auf Kosten der Arbeitsbelastung aller Beschäftigten gehen", sagt Stefan Jagel, Gewerkschaftssekretär von Verdi im Bezirk Augsburg. Davon seien nicht nur die Ärzte, sondern auch die Pflegekräfte sowie die Mitarbeiter im Hauswirtschaftsbereich betroffen - um nur einige Bereiche zu nennen. "Werden wir gerade kaputtgespart, herunter gewirtschaftet kurz vor der Uniwerdung?", fragt sich indes Hildegard Schwering, die Personalratsvorsitzende des Klinikums Augsburg. 2015 hatte das Klinikum als Jahresergebnis ein Defizit von nahezu 3,4 Millionen Euro erwirtschaftet. Wie Kenner des Hauses sagen, sei das für ein Klinikum dieser Größe "kein besonders hoher Betrag". Immerhin gehöre das Klinikum Augsburg mit seinen 23 Kliniken, drei Instituten und 19 Medizinischen Zentren sowie den 1699 Planbetten zu den größten Krankenhäusern in Deutschland. Und es sei das einzige Krankenhaus der höchsten Versorgungsstufe für zwei Millionen Bürger in Schwaben. Schwering sagt, sie habe zwar Verständnis dafür, dass das Wissenschaftsministerium von einer zukünftigen Uniklinik erwarte, dass diese nicht unwirtschaftlich arbeite. Aber eines müsse klargestellt werden: "Das Klinikum Augsburg ist kein Sanierungsfall!" Folglich wird die Augsburger Personalratsvorsitzende den Verdacht nicht los: "Es scheint, als würden die Leistungen des Hauses schlechtgerechnet."

Verdi-Mann Stefan Jagel formuliert indes eine der zentralen Forderungen seitens der Belegschaft: "Bei der Umwandlung zur Uniklinik muss es einen Überleitungstarifvertrag geben, in dem die jetzt geltenden tariflichen Bedingungen für die Beschäftigten garantiert werden."

450 von etwa 600 Ärzten im Klinikum hatten jüngst einen an das Wissenschaftsministerium gerichteten Brandbrief per Unterschriftenliste abgesegnet - noch allerdings wird dieser unter Verschluss gehalten. Wirkung hat er dennoch schon entfaltet: Die Träger des Hauses, die Stadt und der Landkreis Augsburg, zeigen sich bereits dialogbereit. Es solle ergebnisoffen geprüft werden, ob die im aktuellen Sanierungskonzept vorgegebene Streichung von Ärztestellen so tatsächlich nötig sei, ließ Landrat Martin Sailer wissen. Die Sorge der Ärzte ist, dass - "wenn alles in dieser Form umgesetzt wird" -, das Klinikum Augsburg dann nicht mehr Medizin auf universitärem Niveau bieten könne.

© SZ vom 16.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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