Tradition:Schafe, Agnes, Dörrobst

Bayerns immaterielles Kulturerbe wächst unaufhörlich

Von Hans Kratzer, München

Wie Kunstminister Ludwig Spaenle mitgeteilt hat, wird die Schafhaltung in Bayern in das Landesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Diese Entscheidung, die durchaus auf einer einleuchtenden Begründung fußt (traditionelle Form der Tierhaltung, prägende Wirkung auf verschiedene Kulturlandschaften), steht in einem seltsamen Kontext zu den Existenzsorgen der Schäfer im Norden und Osten Deutschlands, die vielerorts kaum noch überleben können. Soeben protestierten die Schäfer in Berlin wegen der Zerschneidung der Kulturlandschaft durch Infrastruktur, Straßen und Schienenstränge, die ihnen die Existenzgrundlage raubt.

Durch die Aufnahme der Schäferei in das Bayerische Immaterielle Kulturerbe wird zumindest die Tradition der Schäfervereinigungen gewürdigt, die schon seit dem 15. Jahrhundert bestehen. Das Kulturerbe bildet dabei eine Art einigendes Band in einer auseinander driftenden und von Egoismen vergifteten Welt. Insgesamt werden in diesem Jahr zwölf prägende Bräuche, Traditionen und Handwerkstechniken neu in das Landesverzeichnis aufgenommen. Manche halten die sich aufblähende Liste für inflationär, doch das Wissenschaftsministerium meldet, man habe so viele Bewerbungen verzeichnet wie noch nie. Eine Aufnahme, vollzogen vom Ministerrat, wird als attraktiver denn je empfunden. "Die Neuaufnahmen spiegeln dabei die Bandbreite der immateriellen Schätze im Freistaat wider", betonte Spaenle. Der Freistaat ist diesbezüglich den anderen Bundesländern weit voraus. Dort ist die Zahl der Kandidaten viel überschaubarer als in Bayern.

Folgende Traditionen wurden außer der Schafhaltung neu in das Landesverzeichnis aufgenommen: Agnes Bernauer Festspiele Straubing, Augsburger Friedensfest, Dörrobstherstellung und Baumfelderwirtschaft im Steigerwald, Drechslerhandwerk, Erhalt der Jurahäuser - traditionelle Baukultur im Altmühljura, Bäuerliche Gemeinschaftswälder im Steigerwald, Weihnachtsschützen im Berchtesgadener Land, Oberpfälzer Zoiglkultur.

© SZ vom 15.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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