Schwierige Lage:Verbraucher sollen den Bauern helfen

Experten erwarten schwere Krise nach dem Ende der Milchquote

Wenige Tage vor der Freigabe des Milchmarktes in Europa hat Agrarminister Helmut Brunner (CSU) an den Lebensmitteleinzelhandel appelliert, seiner Verantwortung gegenüber den Milchbauern und den Molkereien gerecht zu werden. "In dieser schwierigen Umbruchphase auf dem Milchmarkt ist größte Vorsicht und Zurückhaltung geboten, um die Situation nicht noch weiter zu verschärfen", sagte der Minister. Gerade die großen Einzelhandelsketten und Discounter, die den Milchmarkt beherrschen, dürften die Molkereien und Milchbauern bei den laufenden Lieferverhandlungen nicht zusätzlich unter Druck setzen.

Die Lage für die Milchbauern ist derzeit sehr schwierig. Zum einen ist der Milchpreis auf einem Tiefstand. Die Bauern bekommen derzeit nur durchschnittlich 32 Cent für den Liter Milch, den sie bei den Molkereien abliefern. Das sind ungefähr zehn Cent weniger als sie brauchen, um ihre Kosten zu decken. Außerdem läuft am 31. März nach 31 Jahren die sogenannte Milchquote der EU aus. Das Datum ist die größte agrarpolitische Zäsur seit Jahren. Die EU führte die Milchquote 1984 ein, um die Zeit der Milchseen und Butterberge zu beenden. Die Bauern sollten nur noch so viel Milch erzeugen, wie in der EU verbraucht wird. Deshalb gab man ihnen von nun an vor, wie viel Milch sie melken dürfen. Wer sein Kontingent anheben wollte, musste dafür Anteile erwerben. So sollte ein Gleichgewicht einkehren zwischen Angebot und Nachfrage. Doch die Quote funktionierte nie richtig. Eine Ursache war, dass die ausgegebenen Kontingente immer deutlich über dem Milchverbrauch lagen. Wenn die Quote nun am 31. März endgültig ausläuft, dürfen die Bauern so viel Milch produzieren, wie sie wollen. Viele Agrarpolitiker, Experten und Milchbauern befürchtet nun, dass es zu einem weiteren Preisverfall kommt und die Milchbauern vor einer schweren Krise stehen.

Brunner appelliert deshalb auch an die Verbraucher. Sie könnten durch ein bewusstes Kaufverhalten dafür sorgen, dass die Milchbauern "auch in Zukunft einen fairen Preis bekommen", sagte der Minister. In Bayern gibt es 34 000 Milchbauern, die insgesamt 1,2 Millionen Milchkühe halten. Sie liefern ungefähr 8,2 Milliarden Liter Milch im Jahr an die Molkereien. Ein großer Teil davon geht in den Export zum Beispiel nach Italien.

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