Schulpolitik:Verwirrung um Mittelstufe Plus

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Seehofers Zusage für mehr Geld hinterlässt die Betroffenen ratlos

Ministerpräsident Horst Seehofer hat mit seiner Zusage, mehr Ressourcen für den Modellversuch Mittelstufe Plus zur Verfügung zu stellen, vor allem Ratlosigkeit ausgelöst. Mehr Geld ist schön, klar, aber was das genau bedeutet, ist am Montag niemandem klar. Auch nicht dem Kultusministerium. Zumal die CSU-Fraktion wenige Tage vor der Tagung der Parteispitze in Andechs am Samstag im Landtag den Dringlichkeitsantrag der Freien Wähler abgelehnt hatte. Sie forderten, allen Kindern einen Platz in der Mittelstufe Plus zu ermöglichen, die am Modellversuch teilnehmen wollen. Der Ansturm auf die Mittelstufe Plus hatte Politik und Schulen überrascht. Größtenteils wollen 60 Prozent der Siebtklässler an den 47 Modellschulen ein Jahr mehr Zeit, teilweise sind es sogar bis zu 90 Prozent.

"In der Pilotphase soll es so wenig Restriktionen geben wie möglich", heißt es in der Staatskanzlei. Die Ressourcen, also Lehrerstunden und Geld, würden nach Bedarf freigegeben. Für die konkrete Ausgestaltung sei das Kultusministerium zuständig, aber alles, was vernünftig machbar ist, solle in der Pilotphase ausprobiert werden. Darin liegt der Knackpunkt: Die meisten der Schulen dürften ihre Mittelstufe Plus längst geplant und Eltern im Zweifel eindringlich das G 8 nahegelegt haben, um den Regelzug zu sichern. Wenn nicht etwa 30 Kinder in die G-8-Klasse gehen, kann keine vernünftige Oberstufe mit Wahlmöglichkeiten gebildet werden.

Die Schulen müssen laut offizieller Rahmenbedingungen mit dem normalen Budget auskommen und dürfen keine weiteren Klassen bilden. Heinz-Peter Meidinger nannte Seehofers Aussage eine "Luftnummer". Der Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes nimmt mit seiner Schule, dem Deggendorfer Robert-Koch-Gymnasium, am Pilotversuch teil. Die Zusage Seehofers wäre vor der Planungsphase sinnvoll gewesen, sagte Meidinger. Die Schulen hätten dann anders geplant. "Es gibt keine Deckelung für den Modellversuch", sagte ein Ministeriumssprecher, aber es sei nicht vorgesehen, den Versuch auszuweiten. Die intensive Betreuung der Schulen sei dann nicht mehr zu leisten.

© SZ vom 28.04.2015 / angu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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