Realschule Straubing:Schülerinnen kämpfen gegen "Schule & wir"

Realschule Straubing: Seit 1973 verschickt das Kultusministerium sein Heft "Schule & wir" an alle bayerischen Schulen, um über aktuelle Bildungsthemen zu informieren.

Seit 1973 verschickt das Kultusministerium sein Heft "Schule & wir" an alle bayerischen Schulen, um über aktuelle Bildungsthemen zu informieren.

(Foto: oh)
  • Eine Klasse einer Straubinger Realschule fordert, dass das Magazin "Schule & wir" nicht mehr auf Papier gedruckt wird, sondern nur noch digital erscheint.
  • Das Magazin des bayerischen Kultusministerium hat eine Auflage von knapp 1,4 Millionen Exemplaren.
  • Die Schülerinnen möchten damit Papier sparen, um die Umwelt zu schützen.

Von Anna Günther

29 Schülerinnen haben es auf das Magazin des Kultusministeriums abgesehen. Die Mädchen der katholischen Ursulinen Realschule in Straubing haben eine Petition gegen "Schule & wir" in den Landtag eingebracht, an diesem Donnerstag wird sich der Bildungsausschuss damit befassen. Die Motive der Klasse 9b sind durchaus ehrenhaft: Sie wollen das Heft nicht länger auf Papier drucken lassen, um die Umwelt zu schonen.

Seit 1973 gibt das Ministerium "Schule & wir" mehrmals im Jahr heraus und schickt es an alle bayerischen Schulen. Die aktuelle Ausgabe informiert über Ferienbeschäftigung, Deutschförderklassen oder Toleranz, inklusive Interview mit dem evangelischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Die Auflage liegt bei knapp 1,4 Millionen Exemplaren, alle Schüler und Eltern sollen über Bildungsthemen informiert werden.

Wie sich die Klasse engagiert

An der Ursulinen Realschule gehören Fairtrade und Umweltschutz zum Profil und die Mädchen der 9b haben sich intensiv mit der Broschüre beschäftigt. "Schule & wir" ist aber nur ein Projekt auf der Agenda: Die Klasse betreibt den Fairtrade-Kiosk und ist für die Reduzierung des Papierverbrauchs der Schule zuständig. 600 von 800 Elternbriefen verschickt die Realschule digital, das wollen die Mädchen auch für das Ministeriums-Heftchen erreichen.

Ein Anruf des Schulleiters Johannes Dieckmann im Ministerium brachte kein Ergebnis. Also schrieb die Klasse an den Landtag und nutzte einen Besuch des Straubinger CSU-Abgeordneten Josef Zellmeier an der Schule: Ihren Brief gaben sie ihm gleich mit. Darin kritisiert die 9b das "nicht sehr ansprechende" Layout und dass viele Artikel nur für einzelne Schularten relevant sind. Die Gefahr, dass Nicht-Betroffene das Heftchen dann auch mal ungelesen ins Altpapier werfen, schwingt zwischen den Zeilen mit.

Durch die Einstellung der Printausgabe möchte die Klasse aber besonders die Umwelt schonen: Papier, Druck, Strom, Farbe und CO₂-Emissionen des Transports belasteten die Natur. Außerdem gebe es die Digitalausgabe ohnehin schon auf der Homepage des Ministeriums, sagt Schulleiter Dieckmann. Auch der Vorschlag, nur 200 Hefte für die Eltern zu bekommen, die auch ihre Benachrichtigungen auf Papier erhalten, sei verhallt. "Das wäre für uns ideal. Es muss doch klappen, wenn jede Schule nur ihre Anzahl durchgibt", sagt Dieckmann.

Wie die Reaktionen der Politik ausfallen

Rückenwind bekommen die Realschülerinnen von den Freien Wählern: Günther Felbinger findet eine reine Digitalausgabe sinnvoll, wenn auch teils aus anderen Gründen. Der entsprechende Antrag ist Donnerstag Thema im Ausschuss. Felbinger würde die Druckkosten lieber für Lehrergehälter verwenden. Für Druck und Versand zahlt der Freistaat 350 000 Euro pro Jahr. "Dafür könnte man sieben Lehrer einstellen", sagt Felbinger. Die Akzeptanz des "CSU-Propagandablättchens" sei ohnehin sehr niedrig, das habe auch eine Umfrage in seinem Bekanntenkreis ergeben. Durch die Schüler-Petition fühlt er sich bestätigt.

Ministeriumssprecher Ludwig Unger dagegen verweist auf Recycling-Papier des Heftes und vergleicht "Schule & wir" mit Tageszeitungen wie der SZ. "Wege, die gut funktionieren, werden nicht abgeschnitten", sagt er. Das machten die Zeitungen auch nicht. Mit dem Print-Magazin informiere das Ministerium alle Eltern, die reine Digitalausgabe schließe aber die Hälfte aus. Felbinger hält Zahlen dagegen: Laut statistischem Bundesamt verfügten 2014 alle Haushalte mit mindestens einem Kind über Internetzugang.

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