Prozess in Nürnberg:LKA-Mann weist Vorwürfe um Baggerdiebstahl der Bandidos zurück

Prozess gegen sechs LKA-Beamte

Zwei von sechs angeklagten LKA-Beamten (von hinten) im Landgericht Nürnberg.

(Foto: dpa)
  • Am Landgericht Nürnberg läuft ein Prozess gegen sechs Beamte des Landeskriminalamtes (LKA).
  • Um einen Spitzel in die Rockergruppe Bandidos einzuschleusen, sollen sie einen Baggerdiebstahl nicht verhindert haben.

Von Olaf Przybilla, Nürnberg

Einer der Hauptbeschuldigten im Prozess um sechs Beamte des Landeskriminalamtes (LKA), der 48 Jahre alte Mario H., hat alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurückgewiesen. H. war beim LKA Leiter der Dienstelle zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität. Am Landgericht Nürnberg muss er sich wegen Diebstahls in mitttelbarer Täterschaft sowie uneidlicher Falschaussage verantworten. Laut Anklage soll er nicht verhindert haben, dass ein Spitzel im Dienst des LKA für die Rockergruppe Bandidos an einem Diebstahl von Minibaggern in Dänemark mitgewirkt hat. Überdies soll er in einem späteren Gerichtsverfahren gegen den LKA-Spitzel vor Gericht falsche Angaben gemacht haben.

Er dürfe von sich sagen, erklärte H., sich beim LKA "den Ruf eines Spitzenbeamten verdient und erworben" zu haben. Er habe im Dienst stets als "besonders leistungsstark und verantwortungsbewusst" gegolten. Deshalb sei er in den vergangenen Jahren mit "komplexen und medienwirksamen" Fällen betraut worden. Unter anderem wurde er Leiter der Sonderkommission, die sich mit der Aufklärung des Oktoberfest-Anschlags von 1980 beschäftigen sollte. Er sei sogar noch mit öffentlichkeitswirksamen Aufgaben betraut worden, als er bei der Staatsanwaltschaft Nürnberg bereits als Beschuldigter geführt wurde. Dies sei für ihn ein besonderer Vertrauensbeweis gewesen.

Im Jahr des Baggerdiebstahls sei er mit aufwendigen Wirtschaftsverfahren befasst gewesen. Die Vorgänge um den LKA-Spitzel hätten für ihn als Dienststellenleiter "kaum eine Rolle gespielt". Zwar sei er vorab informiert gewesen, dass der Spitzel womöglich an einem Baggerdiebstahl teilnehmen sollte. Er sei allerdings von einer Falle der Bandidos ausgegangen, um den Spitzel zu enttarnen. Jedenfalls habe er angeordnet, dass er informiert werde, falls dieser Plan tatsächlich umgesetzt werden sollte.

Als dann die geklauten Bagger samt Bandidos und LKA-Spitzel von der Polizei auf der Autobahn gefasst wurden, sei er "förmlich aus den Latschen gekippt". Auch "sehr verärgert" sei er darüber gewesen, weil er über die Ausführung des Plans von den agierenden Beamten eben nicht informiert worden sei. Es habe in der Sache "womöglich Fehleinschätzungen und Folgefehler" gegeben. Die Vorwürfe der Anklage träfen aber keineswegs zu. Der Prozess wird fortgesetzt.

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