Oberschwaben:"Center Parcs" plant 2018 Eröffnung von riesigem Urlaubsdorf im Allgäu

Oberschwaben: Viel Holz und ansonsten eine eher schlichte Architektur: So sollen die Ferienhäuser in der neuen Center-Parcs-Anlage im Allgäu aussehen.

Viel Holz und ansonsten eine eher schlichte Architektur: So sollen die Ferienhäuser in der neuen Center-Parcs-Anlage im Allgäu aussehen.

(Foto: Illustration Center Parcs/oh)
  • "Center Parcs" will im Allgäu einen Ferienpark eröffnen, der so groß sein soll wie 258 Fußballfelder.
  • Es sollen 1000 Ferienhäuser mit 5000 Betten entstehen.
  • Vertreter der Allgäuer Politik und der Tourismus-Wirtschaft äußern sich positiv. Selbst bei Hoteliers im Umland und bei den Bürgern gibt es keinen Widerstand.

Von Stefan Mayr, Altusried

Dieses Projekt ist einzigartig: Im Jahr 2018 will die international tätige Kette "Center Parcs" im Allgäu den vermutlich größten Ferienpark Deutschlands eröffnen. Allein die Zahlen sind gigantisch: Es sollen 1000 Ferienhäuser mit 5000 Betten entstehen. Die Macher planen mit einer Million Übernachtungen pro Jahr. Das Areal liegt zwischen dem bayerischen Markt Altusried und der baden-württembergischen Stadt Leutkirch und ist 184 Hektar groß. Das entspricht 258 Fußballfeldern und ist fast so groß wie das Fürstentum Monaco.

Es wird ein komplettes neues Dorf aus dem Boden gestampft, mitsamt Erlebnisbad, Einkaufszentrum und Restaurants. Wenn der Park ausgebucht ist, werden sich in ihm 5000 Menschen tummeln. Zum Vergleich: Altusried hat etwa 5300 Einwohner. Was angesichts der enormen Ausmaße ebenfalls erstaunlich ist: Gegen die Pläne regt sich kaum Widerstand. Sage noch einer, in Deutschland seien keine Großprojekte mehr durchsetzbar.

Ursprünglich waren 750 Ferienhäuser vorgesehen. Doch nachdem das Projekt wegen der Finanzkrise jahrelang auf Eis gelegt war, geben die Initiatoren jetzt Vollgas: Sie wollen nun sogar 1000 Gebäude errichten - plus eine separate Spa- und Wellness-Oase. Möglich macht dies ein zusätzlicher Investor. Genaue Summen nennt Center-Parcs-Geschäftsführer Frank Daemen zwar nicht, aber die Investitionssumme liegt wohl über 300 Millionen Euro. Es sollen bis zu 600 Arbeitsplätze entstehen.

Vertreter der Allgäuer Politik und der Tourismus-Wirtschaft äußern sich über den Park positiv bis begeistert. "Das wird die Gästezahlen im Allgäu noch weiter wachsen lassen", sagt der Unterallgäuer Landrat Hans-Joachim Weirather (Freie Wähler). Auch Bernhard Joachim von der Standortmarketing-Gesellschaft Allgäu GmbH rechnet mit steigenden Umsätzen: "Die Gäste werden sicherlich auch den Park verlassen, um sich die Berge, Schlösser oder Seen anzuschauen."

95 Prozent sprechen sich bei Bürgerentscheid für den Park aus

Er räumt zwar ein, dass zum Konzept der Center Parcs gehört, die Urlauber mit allerlei Angeboten auf ihrem Areal zu halten. "Aber uns reicht es schon", betont Joachim, "wenn die Hälfte den Park verlässt." Weder bei den Hoteliers im Umland noch bei den Bürgern habe es Widerstand oder Kritik gegeben, beteuert Joachim. Im Gegenteil, die meisten freuten sich. Bei einem Bürgerentscheid in Leutkirch sprachen sich tatsächlich 95 Prozent der Wähler für die Ansiedlung des Parks aus. Nach Center-Parcs-Angaben geben die Gäste etwa ein Drittel ihrer Urlaubskasse außerhalb des Parks aus.

Auch Tourismus-Experte Jürgen Schmude von der Ludwig-Maximilians-Universität in München glaubt nicht, dass der neue Ferienpark kleinere Betriebe im Allgäu verdrängen wird. "Ich habe da keine großen Bedenken", sagt der Professor vom Lehrstuhl für Wirtschaftsgeografie und Tourismusforschung. Er spricht von "additiven Effekten", das Urlaubsdorf sei also eher eine Ergänzung des aktuellen Angebots als eine Konkurrenz.

Zielgruppe von Center Parcs ist laut Schmude "die Familie mit Kindern aus der mittleren oder unteren Bevölkerungsschicht". In die Parks kämen vor allem Familien, die ihre zweite oder dritte Reise des Jahres machen, "das ist eine andere Klientel". Dass das neue Urlauberdorf überdimensioniert ist, glaubt Schmude nicht. Er geht davon aus, dass das Unternehmen Marktforschung betrieben habe. Zudem seien "künstliche Welten" im Trend: "Vor allem in Phasen von Unsicherheiten steigt die Attraktivität vermeintlich geschützter Welten."

Der BN will sich das Projekt "genau anschauen"

Auch von den Naturschützern gibt es keine Proteste. Thomas Frey vom Bund Naturschutz (BN) kritisiert nur, dass das Areal nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erschlossen wird. "So ein Besuchermagnet müsste grundsätzlich an einem Ort angesiedelt werden, der umweltfreundlich erreichbar ist", sagt Frey. Das Retorten-Dorf habe kaum Bus-Anbindung an Sehenswürdigkeiten wie die Königsschlösser, das konterkariere "alle landesplanerischen Überlegungen".

Der BN werde sich das Projekt "genau anschauen", kündigt Frey an, vor allem den Umgang mit den Bäumen auf dem Gelände. Center-Parcs-Sprecherin Sabine Huber betont indes, dass das neue Urlaubsdorf bewusst umweltverträglich angelegt werde. "Wir forsten auf und wir werten auf", sagt sie, "dafür haben wir extra einen Biologen und einen Landschaftsarchitekten angestellt."

Der Park wird sowohl auf bayerischer als auch baden-württembergischer Flur liegen. Die größere Fläche gehört zu Leutkirch, die kleinere zu Altusried. Wo künftig die Urlauber entspannen sollen, befand sich einst das Bundeswehr-Munitionsdepot "Muna". Das Erdreich wird derzeit von Altlasten befreit, im Herbst 2016 soll der symbolische Spatenstich stattfinden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: