Oberbürgermeisterwahl:Stichwahl in Landshut: Der CSU-Bonus reicht nicht mehr

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Helmut Radlmeier hat sich verkalkuliert und sich zu sehr auf seine Nähe zu den Mächtigen in der CSU verlassen. Deswegen muss der Kandidat nun in die Stichwahl um das Oberbürgermeisteramt.

Kommentar von Andreas Glas

Um die historische Dimension dieses Landshuter Wahlsonntags zu begreifen, muss man 46 Jahre zurückschauen, ins Jahr 1970. Willy Brandt war Kanzler, ganz frisch erst, Alfons Goppel war Bayerns Ministerpräsident und Roy Black stand an der Spitze der Bravo-Jahreshitparade. Verdammt lang her, nichts ist mehr wie damals. Außer in Landshut, parteipolitisch gesehen.

Dort gab es in all den Jahren nur zwei Oberbürgermeister, seit 46 Jahren stellt die CSU den Chef im Rathaus. Fast ein halbes Jahrhundert lang ließ sie den Kandidaten anderer Parteien nicht den Hauch einer Chance. Kein einziges Mal hat es eine Stichwahl gegeben. Wer diese Historie kennt, der weiß: Dieser Wahlsonntag hat in Landshut eine kleine Götterdämmerung eingeleitet.

Niederbayern
:Landshut: CSU-Kandidat muss in Stichwahl um Oberbürgermeisteramt

Helmut Radlmeier schneidet überraschend schlecht ab. Nach 46 Jahren Dominanz ein herber Schlag für seine Partei. Der liberale Quereinsteiger Alexander Putz profitiert davon.

Von Andreas Glas

Die Zeiten sind endgültig vorbei, in denen die CSU praktisch blind auf ihr Klientel vertrauen konnte. Deswegen muss CSU-Kandidat Helmut Radlmeier in die Stichwahl um das Oberbürgermeisteramt. Er hat sich zu sehr auf den Parteibonus verlassen, der ihm die absolute Mehrheit schon beschaffen würde. Und auf seine Nähe zu den CSU-Ministern, zur Machtzentrale in München.

Diese Nähe hat Radlmeier im Wahlkampf immer und immer wieder betont. Kein Wunder, dass mancher den Eindruck bekam, dass da einer OB werden will, der allen Ernstes glaubt, man müsse nur die richtigen Leute kennen, dann regiert sich eine 70 000-Einwohner-Stadt wie von selbst.

Dabei wissen die Landshuter Wähler ganz genau, dass die CSU-Regentschaft in den vergangenen 46 Jahren nicht nur zum Wachstum der Stadt beigetragen hat. Sondern auch dazu, dass Landshut hoch verschuldet ist und nun die Mittel fehlen, um die maroden Straßen und Schulen zu sanieren und für mehr Wohnraum zu sorgen.

Bis zur Stichwahl hat Helmut Radlmeier nun zwei Wochen Zeit, um diejenigen zu überzeugen, denen es nicht reicht, wenn ein Oberbürgermeisterkandidat mehr über seine Nähe zu den Mächtigen redet als über neue Ideen. Will er gewinnen, wird er deren Stimmen brauchen.

© SZ vom 10.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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