Naturschutz:Zum Fressen gern

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Während der Ausgangsbeschränkungen im März veränderten sich die Bewegungsmuster von Wildtieren. (Foto: Felix Kästle/dpa)

Viele Hirsche und Rehe schaden dem Wald, zeigt ein Gutachten

Von Christian Sebald, München

In nahezu der Hälfte der Wälder in Bayern leben so viele Hirsche und Rehe, dass nicht ausreichend junge Bäume nachwachsen können. Der Grund: Die Triebe der Pflänzchen sind solche Leckerbissen für das Wild, dass die Tiere sie regelrecht zusammenfressen. Das ist das Ergebnis des neuen "Forstlichen Gutachtens zur Situation der Waldverjüngung", das Forstminister Helmut Brunner (CSU) am Mittwoch im Landtag präsentierte. Zwar hat sich damit die Situation in den Wäldern gegenüber dem Gutachten von 2012 nicht verschlechtert. Aber sie ist auch nicht besser geworden. Und sie ist weit von den gesetzlichen Vorgaben entfernt. Denn sowohl nach dem Waldgesetz als auch nach dem Jagdgesetz sollen die jungen Bäume in den Wäldern des Freistaats ohne Schutzmaßnahmen vor Rehen und Hirschen und im Gebirge auch Gämsen gedeihen können.

Für Brunner ist dieses Stagnieren auf schlechtem Niveau aber offenkundig kein Problem. "Dank der Anstrengungen unserer Jäger und Waldbesitzer können wir insgesamt mit dem Ergebnis zufrieden sein", sagte er. Zugleich wies er auf regionale Unterschiede hin. So hat sich die Situation in den niederbayerischen und schwäbischen Wäldern verbessert. In Ober- und in Mittelfranken hingegen hat sie sich verschlechtert. Die SPD übte scharfe Kritik. "Hier wird ein gesetzeswidriger Zustand verwaltet", sagte ihr Forstexperte Horst Arnold. Er verlangte, dass die Jäger deutlich mehr Rehe, Hirsche und Gämse schießen. Der Landesjagdverband nannte das Gutachten "erfreulich". Bayerns Jäger verdienten "Lob und Anerkennung für ihre Bemühungen um den Wald", sagte Jägerpräsident Jürgen Vocke. Die Gutachten werden alle drei Jahr erstellt. Viele Jäger akzeptieren sie nicht. Etliche liefern sich deshalb sogar wüste Streitereien mit den Förstern. Denn die Analysen sind die Basis dafür, wie viele Wildtiere die Jäger abschießen sollen. Den meisten sind die Vorgaben zu hoch. Laut aktuellem Gutachten muss der Abschuss aber so gut wie in allen Revieren beibehalten oder gar erhöht werden, damit sich die Situation der Wälder wenigstens nicht weiter verschlechtert.

© SZ vom 12.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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