Naturschutz:Gegenwind aus der Rhön

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In Unterfranken formiert sich Widerstand gegen Nationalpark

Die unterfränkische Rhön gilt bislang als aussichtsreichster Anwärter für Bayerns dritten Nationalpark. Ein wichtiger Grund ist, dass die Bevölkerung dort sehr viel aufgeschlossener für so ein Großschutzgebiet zu sein scheint, als das etwa im ebenfalls unterfränkischen Spessart der Fall ist - wo viele Einheimische einen Nationalpark strikt ablehnen. Doch auch in der Rhön mehren sich jetzt die Gegner. So hat sich dort kürzlich der Anti-Nationalpark-Verein "Unsere Rhön - gemeinsam stark" gegründet. An seiner Spitze steht ein CSU-Kommunalpolitiker. Auch der Rhöner CSU-Landtagsabgeordnete Sandro Kirchner bekennt sich nun offen als Nationalpark-Gegner. Und als jetzt Umweltministerin Ulrike Scharf zu einer Infoveranstaltung anreiste, wurde sie von mehr als tausend Demonstranten mit Transparenten, Parolen und Pfiffen empfangen.

Die Kritik in der Rhön ist die gleiche wie anderswo: Landwirte und Forstleute befürchten eine "schleichende Enteignung von Grund und Boden", die Jäger haben Angst davor, dass die Wildschweine überhand nehmen, Bürgermeister und Gemeinderäte sorgen sich, dass sie kaum noch Gewerbeflächen ausweisen dürfen. Und andere wollen nicht das Naturschutz-Feigenblatt sein für Umweltsünden der Staatsregierung, wie zum Beispiel die dritte Startbahn am Münchner Flughafen, den bayernweiten Flächenfraß und die umstrittene Skischaukel am Riedberger Horn. "Die Diskussion läuft überhaupt nicht gut", sagt ein Beobachter, "zumal sich auch schon die ersten Gemeinden offiziell gegen einen Nationalpark ausgesprochen haben."

Für Umweltministerin Scharf kommt der neue Widerstand denkbar ungelegen. Die Rhön mit ihren vielfältigen Buchenwäldern ist inzwischen der einzige Kandidat, der die Nationalpark-Kriterien des Freistaats einigermaßen erfüllen könnte. Im Spessart, der mit seinen weitläufigen, alten Buchenwäldern eigentlich der geborene Anwärter ist, ist der Widerstand so massiv, dass er aus dem Rennen sein dürfte. Die Donau-Auen bei Ingolstadt sind zu klein. Und im oberfränkischen Frankenwald sind sich Nationalpark-Gegner und Naturschützer einig, dass die reinen Fichtenwälder dort völlig ungeeignet sind. Im Umweltministerium setzen sie deshalb sehr darauf, dass die Rhön in der Auswahl bleibt. "Ich bin zuversichtlich, dass wir mit der Rhön in die Konzeptphase gehen können", sagte Ministerin Scharf an Montag. "Wir haben immer gesagt: Die Suche nach einem dritten Nationalpark soll in einem intensiven Dialog mit den betroffenen Menschen geschehen. Wir müssen die Menschen überzeugen." Im Juli soll die Entscheidung fallen, wo der neue Nationalpark ausgewiesen werden soll.

Derweil gibt es immer mehr Kritiker, die sagen, Ministerpräsident Horst Seehofer solle seine Idee für einen dritten Nationalpark in Bayern insgesamt wieder kassieren.

© SZ vom 27.06.2017 / cws - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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