Nahverkehr:Innenministerium lehnt Schülerticket ab

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In Bayern wird es vorerst kein bundesweit gültiges und vergünstigtes Schülerticket für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) geben. Das Innenministerium erteilte einem Vorstoß von SPD-Landtagsfraktionschef Markus Rinderspacher eine Absage. Er hatte vorgeschlagen, im Freistaat eine landesweit gültige Jahreskarte für Schüler und Azubis zum Preis von 365 Euro einzuführen - so wie in Hessen. Dort existiert seit diesem Schuljahr eine solche Karte. Für das bayerische Innenministerium allerdings ist eine Übertragung des hessischen Modells "schon aus strukturellen Gründen nicht möglich". Hessen sei flächendeckend von nur drei großen Verkehrsverbünden der kommunalen ÖPNV-Aufgabenträger erfasst. Im flächenmäßig deutlich größeren Bayern existierten dagegen neben mehreren Verkehrsverbünden auch verbundfreie Gebiete. Der Freistaat könne eine Einigung der Verkehrs- und Tarifverbünde "nicht erzwingen".

Rinderspachers Vorstoß ist nicht der erste in Bayern, ein allgemeines Jugendticket zu schaffen. Die Grünen etwa forderten im Herbst, Jugendlichen unter 18 Jahren sowie Studenten und Azubis bis 28 "den kostenfreien Zugang zum Personennahverkehr" zu ermöglichen. Offen blieb, wie viel das kosten würde. Tatsächlich machen es die vielen Tarifsysteme in Bayern schwierig, Kostenprognosen für verbundübergreifende Tickets abzugeben. Auch das Innenministerium schreibt, dass sich derzeit die Kosten für ein Jugendticket nicht ermitteln ließen. Hessen bezuschusst das Ticket mit 20 Millionen Euro jährlich.

In Bayern haben Schüler bis zur zehnten Jahrgangsstufe nur Anspruch auf eine kostenfreie Beförderung bis zur Schule. Rinderspacher reicht das nicht, es gehe auch um Wege zum Sport oder Musikunterricht. "Der bayerische Verkehrsinfarkt wird nur ausbleiben, wenn bereits junge Menschen zur Nutzung des ÖPNV motiviert werden. Wir wollen die Familien finanziell entlasten, und Anreize geben, aufs Auto zu verzichten." In Hessen scheint das neue Jugendticket derweil ein Verkaufsschlager zu sein. Laut dem Regionalportal Osthessen News wurden allein im Landkreis Hersfeld-Rotenburg fast 2000 Tickets verkauft. Gegenüber den bisherigen Ausbildungs-Jahreskarten entspräche das einem Plus von 244 Prozent.

© SZ vom 12.01.2018 / dpa, maxi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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