Nach Pleite bei Listenaufstellung:Thalhammer wechselt zur CSU

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Hält die FDP mittlerweile für "wertebefreit": der ehemalige Landtagsabgeordnete Tobias Thalhammer. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Ehemaliger FDP-Abgeordneter kritisiert Liberale als "wertebefreit"

Von Wolfgang Wittl, München

Nach 20 Jahren in der FDP wechselt der frühere Landtagsabgeordnete Tobias Thalhammer zur CSU. Er habe seit einiger Zeit gefühlt, dass sich die Partei von ihm entfernt habe, sagte Thalhammer, 38, am Donnerstag bei der Vorstellung in der CSU-Parteizentrale: "Die neue FDP ist nicht mehr meine FDP." Der Wechsel kommt überraschend, weil Thalhammer die Bayern-FDP vor wenigen Wochen noch als Spitzenkandidat in die Landtagswahl führen wollte. Er war einer von acht Bewerbern, musste sich in der Urwahl aber hinter Martin Hagen und Albert Duin auf Platz drei geschlagen geben. Noch härter kam es bei der oberbayerischen Listenaufstellung, als er von Platz drei auf 16 durchgereicht wurde. Bei der CSU wird Thalhammer auch einen Listenplatz erhalten. "Wir werden ihn gut platzieren", kündigte die oberbayerische Bezirkschefin Ilse Aigner an. Ein Platz unter den ersten 15 gilt bei der Aufstellung am übernächsten Wochenende allerdings als sehr unwahrscheinlich.

Thalhammer war 2008 als jüngster Abgeordneter in den Landtag eingezogen, als parlamentarischer Geschäftsführer nahm er in seiner Fraktion eine führende Rolle ein. Im Kampf um die Spitzenkandidatur für die Wahl im Herbst warb er mit seiner politischen Erfahrung. Da deutete noch nichts auf einen Abschied hin. Die FDP sei weltoffen und müsse sich auf ihre Stärken konzentrieren, forderte Thalhammer. So benenne die FDP als einzige Partei die Chancen der Digitalisierung. Vor Koalitionsverhandlungen mit der CSU habe er keine Angst, "eher die vor uns". Ministerpräsident Markus Söder warf er vor, bei der Straßenausbaubeitragssatzung "Märchen" zu versprechen. Am Donnerstag sagte Thalhammer, dass Söder eine entscheidende Rolle für seinen Entschluss gespielt habe. Der neue Ministerpräsident sei "frisch, modern und verlässlich", in Söders Zehn-Punkteprogramm finde er sich wieder. "Die CSU ist die einzige Partei, die etwas bewirken kann." Die FDP in Bayern hingegen agiere mehr und mehr "wertebefreit" und orientiere sich zu sehr an grünen und sozialdemokratischen Positionen.

CSU-Generalsekretär Markus Blume feierte den Wechsel als Beweis, dass die CSU als einzige Kraft das bürgerliche Lager vereine: "Wir sind Heimat für Konservative und Liberale." Aigner sagte, "die FDP von heute ist nicht mehr politische Heimat für einen jungen engagierten Politiker und selbständigen Unternehmer wie Tobias Thalhammer". Seine Mandate als Münchner Kreisrat und Gemeinderat in Neubiberg will Thalhammer mit Verweis auf "gute persönliche Ergebnisse" behalten. Die FDP reagierte auf den Abschied kühl: "Wir nehmen zur Kenntnis, dass Herr Thalhammer nach einer für ihn enttäuschenden Listenaufstellung seine Zukunft in einer anderen Partei sieht", sagte Generalsekretär Norbert Hoffmann.

© SZ vom 13.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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