München:Gedenken an Vertreibung aus den Ostgebieten

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70 Jahre nach Beginn der Vertreibung und Flucht von zwölf Millionen Deutschen aus ihren Heimatgebieten in Ost- und Südosteuropa haben am Sonntag in München Vertreter von Vertriebenenverbänden, Staatsregierung und Kirchen der Opfer gedacht. Christian Knauer, der Vize-Präsident des Bundes der Vertriebenen (BdV), erinnerte an die Schrecken von Flucht und Vertreibung - damals wie heute: Die Menschen hätten mit 30 Kilogramm Gepäck in kürzester Zeit ihre Heimat verlassen müssen. "Leider ist das auch heute in vielen Teilen der Welt bittere Realität", sagte Knauer. Als Präsident der Schlesischen Landesvertretung verwies Gotthard Schneider auf den unschätzbaren Wert von Zeitzeugenberichten für die Nachwelt. Diese von der Vertreibung geprägte Generation erwarte zu Recht, dass man die Erinnerung an ihr Schicksal der nächsten Generation weitergibt, sagte Schneider.

Auch Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) mahnte, nicht zu vergessen: "Unsere Geschichte verpflichtet uns, laut 'Nein' zu sagen - gegen Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit, gegen jede Form von Unrecht und Gewalt." Die Vertreibung der Deutschen aus Ostpreußen, Schlesien und dem Sudetenland bezeichnete er als "ein großes und schweres Unrecht, ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit". Doch die Heimatvertriebenen hätten sich ihre Identität nicht nehmen lassen und unter schwierigsten Bedingungen zum Aufbau Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg beigetragen.

Landtagspräsidentin Barbara Stamm sagte, der Gedenktag sei eine Möglichkeit, sich die Situation der Flüchtlinge heute zu vergegenwärtigen: "Flucht und Vertreibung bleiben - leider - ein Thema in der tagespolitischen Diskussion." Die Vertreibung von Menschen aus ihrer Heimat sei "leider noch immer ein schreckliches Mittel der Politik und darf von der internationalen Staatengemeinschaft nicht länger geduldet werden", sagte auch Freie Wähler-Chef Hubert Aiwanger. Der SPD-Vertriebenenpolitiker Volkmar Halbleib forderte einen menschenwürdigen Umgang mit Flüchtlingen. Darin sieht er eine Verpflichtung der Geschichte. Zuwanderung mache Bayern und Deutschland reicher und zukunftsfähiger. Der Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung findet seit 2014 jedes Jahr am zweiten Sonntag im September statt.

© SZ vom 14.09.2015 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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