Modellversuch:60 Prozent wollen aufs G 9

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Minister Spaenle zieht erste Bilanz der "Mittelstufe Plus"

Der Ansturm auf das Pilotprojekt Mittelstufe Plus ist ungebrochen. Seit Wochen hatte sich abgezeichnet, was sich schließlich mit Ablauf der Frist am Montag bestätigte: Mehr als 60 Prozent der Siebtklässler an den 47 Modellschulen wollen ein Jahr mehr Zeit haben bis zum Abitur. Auf dem Land sind es sogar zwischen 75 und 90 Prozent. Teilweise mussten Schulleiter für den G 8-Regelzug kämpfen, um überhaupt eine Klasse zusammen zu bekommen. In den Städten, wie etwa am Neuen Gymnasium in Nürnberg, werden die ursprünglich vom Kultusministerium prognostizierten 25 Prozent erfüllt.

Schulleiter, Politiker und Lehrerverbände zeigten sich überrascht, auch im Ministerium schien man nicht mit dem Andrang gerechnet zu haben. Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) sieht sich trotzdem bestätigt: "Mein Erwartungshorizont hat sich klar erfüllt, es gibt Unterschiede zwischen Stadt und Land." Der Wunsch von Schülern und Eltern scheint Wirkung zu zeigen: Zwar gilt noch die Vorgabe, dass der Versuch bei Erfolg möglicherweise ausgeweitet werde, für Spaenle war dies am Montag "durchaus nicht unwahrscheinlich". An der Zahl der 47 Modellschulen rüttelt er nicht mehr. 71 Gymnasien hatten sich beworben, an einzelnen werden in diesen Tagen Unterschriften gesammelt, um doch noch zugelassen zu werden. "Das halte ich für eher schwierig", sagte Spaenle.

Die Opposition fühlt sich bestätigt: "Die Entwicklung zeigt, wie weit Spaenles Ministerium inzwischen von den Erwartungen der Schüler, Lehrer und Eltern im Freistaat entfernt ist", sagte Günther Felbinger (Freie Wähler). Der SPD-Bildungsexperte Martin Güll will am Donnerstag einen Gesetzesentwurf für die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium in den Landtag einbringen. "Die Abstimmung mit den Füßen zeigt, welches Gymnasium die Familien tatsächlich wollen", sagte Güll. Thomas Gehring (Grüne) kritisierte, dass das Ministerium "statt inhaltlicher Reformen nur eine Lernzeit verlängernde Alternative" auf den Weg bringe.

© SZ vom 05.05.2015 / angu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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