Modellbauaffäre:Prozess zieht sich in die Länge

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Fall Haderthauer erweist sich als äußerst kompliziert. Das Gericht braucht deshalb mehr Zeit

Von Dietrich Mittler, München

Der Prozess gegen den derzeit vom Dienst suspendierten Ingolstädter Landgerichtsarzt Hubert Haderthauer geht in die Verlängerung. Ursprünglich war die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts München II unter dem Vorsitz von Richter Rupert Heindl davon ausgegangen, dass sieben Verhandlungstermine ausreichen würden, um zu klären, ob sich der Angeklagte des Betrugs und der Steuerhinterziehung schuldig gemacht hat. Doch nun ist klar: Sieben Verhandlungstage reichen nicht, um Licht in diesen komplexen Fall zu bringen. Nicht allein, dass sich das Gericht mit Zeugen auseinandersetzen muss, deren Verwicklung in die Angelegenheit mitunter schillernd wirkt. Die Kammer sieht sich auch mit Geschäftsverhältnissen konfrontiert, die alles andere als geordnet erscheinen.

Angesichts der diffusen Sachlage hatte Richter Heindl der Staatsanwaltschaft vorgeschlagen, die Betrugsvorwürfe beiseite zu lassen. Vielmehr solle man sich allein auf die vorgeworfene Steuerhinterziehung konzentrieren. Hier folgte das Gericht derzeit der Argumentationslinie der Staatsanwaltschaft. Indes, als Richter Heindl am Freitag nachfragte, ob sein Vorschlag auf Zustimmung stoße, macht es Staatsanwalt Achim von Engel kurz: "Die Staatsanwaltschaft kann sich dem nicht anschließen." Die Ermittler legen Haderthauer weiterhin zur Last, seinen früheren Geschäftspartner Roger Ponton um gut 84 000 Euro hintergangen zu haben. Zudem sehen sie es als erwiesen an, dass der Angeklagte im Rahmen seiner Geschäfte mit exklusiven, von psychisch kranken Straftätern produzierten Modellautos Steuern in Höhe von rund 44 000 Euro hinterzogen hat.

2008 hatte Haderthauer die gemeinsame Firma "Sapor Modelltechnik" ohne Pontons Kenntnis verkauft. 2011 kam es zu einer "Vereinbarung": Ponton erhielt 20 000 Euro, schied rückwirkend aus der Firma aus und verzichtete auf weitere Ansprüche. Dann aber schöpfte er Verdacht, betrogen worden zu sein. Es ist nun Sache des Gerichts, zu klären, was an den Vorwürfen dran ist. Aber das ist nicht nur angesichts der zum Teil kaum mehr nachvollziehbaren Buchführung bei "Sapor Modelltechnik" ein Problem. Zudem fällt erneut ein Zeuge aus: Einer von Pontons Vertrauten hat die Ladung vor Gericht offenbar ignoriert. "Hier sind lauter Leute beteiligt, denen es hier nicht gefällt", sagte Heindl mit ironischem Unterton.

Pontons Vertrauter ist nicht der einzige, der wenig Lust auf eine Aussage zu haben scheint. Auch der Ingolstädter Anwalt Michael R. will plötzlich nicht mehr aussagen. Heindl lässt nicht verkennen, dass ihm das übel aufstößt. Michael R. ist jener Anwalt, der die umstrittene Vereinbarung mit Ponton ausgearbeitet hatte. Auch er steht unter Betrugsverdacht, hatte aber mit dem Hinweis auf eine lebensbedrohliche Erkrankung bewirken können, dass sein Fall getrennt von jenem Hubert Haderthauers verhandelt wird. Dieses Mal bleibt Heindl hart: "Herr R. muss heute erscheinen, auch wenn er nichts sagt." So sitzt dieser kurzzeitig auf dem Zeugenstuhl, ohne Ergebnis. Der Prozess wird am 5. Februar fortgesetzt. "Es gibt ja noch ein paar Baustellen", sagt Richter Rupert Heindl.

© SZ vom 23.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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