Mixa über Absetzung:"Ich habe die Nachricht gefasst aufgenommen"

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Nach seiner Entlassung durch den Papst meldet sich Bischof Mixa zu Wort. Kardinal Lehmann begrüßt die Absetzung - er will schon früher Gerüchte gehört haben.

Der vom Papst entlassene frühere Augsburger Bischof Walter Mixa hat sich zu Wort gemeldet. Er habe sich ein Schweizer Krankenhaus zurückgezogen. Dort wolle er noch zwei Wochen bleiben, um sich untersuchen und wegen "Problemen mit den Schleimbeuteln am Knie" operieren zu lassen, sagte Mixa.

Seine Glaubwürdigkeit hatte Walter Mixa schon eingebüßt. Nun verlor der Augsburger Bischof auch sein Amt. (Foto: Foto: ddp)

Der Apostolische Nuntius in Deutschland habe ihm persönlich den Brief des Papstes überbracht, in dem dieser ihn über seine Entscheidung informierte, Mixas Rücktrittsangebot anzunehmen, sagte er der Bild am Sonntag. "Ich habe die Nachricht gefasst aufgenommen. Den Brief habe ich trotzdem als herzlich und freundlich aufgenommen", sagte Mixa.

Papst Benedikt XVI. hatte den Rücktritt des umstrittenen Augsburger Bischofs am Samstag angenommen. Der 69-Jährige bleibt damit zwar formell geweihter Bischof auf Lebenszeit, hat aber keine Diözese mehr und ist auch nicht länger Militärbischof der Bundeswehr. Nach wochenlanger Kritik und Gewaltvorwürfen früherer Heimkinder hatte Mixa am 21. April Rom seinen Rücktritt angeboten.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Robert Zollitsch, begrüßte die zügige Entscheidung des Papstes. Zollitschs Vorgänger, der Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann, erhob schwere Vorwürfe gegen Mixa.

"So etwas habe ich in 27 Jahren noch nicht erlebt", sagte Lehmann. Es gebe leider immer wieder Menschen, die ihren Aufgaben in der Kirche nicht genügten. "Es bleibt eine erhebliche Verletzung des Vertrauens", sagte er dem ZDF- Heute Journal. Er selbst müsse gestehen, von Gerüchten über Mixas Lebenswandel gehört zu haben, aber "die waren in Teilen so unbestimmt und verunglimpfend, dass ich mir selbst kein Bild machen konnte", sagte Lehmann.

Am Freitag war bekanntgeworden, dass die Staatsanwaltschaft Ingolstadt Vorermittlungen wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch gegen Mixa eingeleitet hat. Medienberichten zufolge soll es sich dabei um einen Missbrauchsfall aus Mixas Zeit als Eichstätter Bischof zwischen 1996 bis 2005 handeln. Damit steht erstmals in Deutschland ein katholischer Bischof unter dem Verdacht des sexuellen Missbrauchs. Der Papst soll von den neuen Vorwürfen gegen Mixa gewusst haben, bevor er seine erwartete Entscheidung traf.

Mixa ließ die Vorwürfe über einen Augsburger Anwalt als unzutreffend zurückweisen und erklärte sich zur Zusammenarbeit mit den Ermittlern bereit. Nach Informationen aus Kirchenkreisen soll sich der 69-Jährige in der Schweiz aufhalten, um sich wegen eines angeblichen Alkoholproblems behandeln zu lassen. Der damalige Papst Johannes Paul II. hatte Mixa im August 2000 zum katholischen Militärbischof für die Bundeswehr ernannt; im Juli 2005 berief ihn Papst Benedikt XVI. zum Bischof von Augsburg.

Benedikt verwies bei der Annahme des Rücktrittsgesuchs auf einen Paragraphen des kanonischen Rechts, der den Ruhestand eines Geistlichen wegen Krankheit oder "anderer schwerwiegender Gründe" vorsieht. Ein Bischof kann seinen Rücktritt nur anbieten, der Papst muss dem Schritt zustimmen.

Das Kirchenoberhaupt hatte am 29. April mit DBK-Chef Zollitsch im Vatikan über den Fall Mixa beraten. Diese Begegnung dürfte den Grundstein für die Annahme des Gesuchs gelegt haben. Damit handelte Benedikt vergleichsweise rasch - in der Vertuschungsaffäre des irischen Missbrauchsskandals dauerte es teilweise Monate, bis der Papst Rücktrittsgesuche annahm.

Zollitsch sagte, die Entscheidung gebe allen Beteiligten die Chance zum Neubeginn: "Einen Neuanfang, den wir dringend brauchen." Die Vorgänge der jüngsten Zeit hätten das Bistum Augsburg und auch die katholische Kirche in Deutschland sehr belastet. "Der Verlust der Glaubwürdigkeit wiegt schwer", sagte der Erzbischof. "Wir wollen den Weg der inneren Heilung, Beruhigung und des Neuanfangs gehen", erklärte Zollitsch weiter, der sich auf eine schriftlich vorbereitete Erklärung stützte und keine Fragen beantwortete.

Marx: Unsicherheit beendet

Der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx, zeigte sich ebenfalls erleichtert. Damit werde eine Zeit der Unsicherheit im Bistum Augsburg beendet, sagte Marx einer Mitteilung zufolge in München. Die Bewegung "Wir sind Kirche" forderte eine umfassende und rasche Prüfung aller Vorwürfe gegen Mixa. "Dabei darf es keinen Bischofsbonus geben, auch wenn zunächst von der Unschuldsvermutung auszugehen ist - die das römisch-katholische Kirchenrecht selber allerdings nicht kennt."

Das Domkapitel der Diözese Augsburg wählte den Weihbischof Grünwald am Samstagnachmittag zum sogenannten Diözesan-Administrator, wie das Ordinariat mitteilte. Grünwald wird bis zu einer Neubesetzung des Bischofsstuhls in Augsburg die Diözese leiten. Erfahrungsgemäß dauert es rund zwölf Monate bis zur Ernennung eines neuen Bischofs.

Der 73-Jährige bestellte den bisherigen Generalvikar der Diözese, Domkapitular Karlheinz Knebel, zu seinem Vertreter. Knebel rief die Gläubigen zum Zusammenhalt in "dieser schwierigen Zeit" auf.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/afis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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